Kapitel 10

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„Es ist mir eine Freude nach so langer Zeit endlich mal wieder bei den Montgomerys vorbei schauen zu können!", ein bellendes Lachen ertönte und Kit stellten sich die Nackenhaare auf. Sir Kurt Heth war ein massiger Mann von vielleicht 40 Jahren. Seine Augen waren klein und aufgequollen. Seine Haare gingen stark zurück. Er war nicht ungepflegt, hatte aber im Großen und Ganzen ein unangenehmes Erscheinungsbild. Er war Kit direkt unsympathisch. Die Hausmädchen hatten zwei Tage dafür geschuftet, das Herrenhaus für einen großen Empfang zu reinigen und mit Blumengestecke zu schmücken. Es waren um die 50 Gäste geladen worden, unter anderem die Presse. Kit wurde erst beim Eintreffen der ersten Gäste bewusst, was für eine große Veranstaltung die Unterzeichnung des Vertrags eigentlich war. Dennoch schien es sich um ein legeres Zusammenkommen zu handeln, die Stimmung war gut, die Gäste unterhielten sich in Grüppchen und würde man nicht Heths Stimme und das aufgesetzte Lachen bei jeder Gelegenheit raushören können, wäre es durchaus harmonisch gewesen. Kit hatte sich vorgenommen sich einfach unter die Leute zu mischen, keine tieferen Konversationen einzugehen und mit der Masse zu schwimmen. Für alles andere hatte er sich auch nicht vorbereitet. Nach dem Zusammenkommen mit Howard und Shell am Vortag wurde er von Lady Montgomery in Kenntnis gesetzt, dass die spontane Rückkehr von Lord Montgomery mit einem Empfang gefeiert wird und ob Kit sich vorstellen könnte teilzunehmen und ein Auge auf seinen Schützling zu haben. Er konnte schlecht ablehnen. Nun stand er dort in seinen besten Sachen und nippte an einem Glas Champagner. Shell würde sich mit großer Wahrscheinlichkeit eh nicht blicken lassen. Alles andere würde Kit überraschen. Die Menge an Leuten verteilten sich auf die Terrasse, das Gesellschaftszimmer und das Foyer, so dann man das Treiben gut im Auge behalten konnte. Egal wohin sich Kit drehte, immer hatte er Sir Kurt Heth im Blick begleitet von Lady Montgomery. Lord Montgomery hatte sich die Feierlichkeiten über nicht blicken lasse, Shell ebenfalls nicht. Allerdings hätte Kit auch keine Chance gehabt einen von beiden zu verpassen, dass Sir Heth ein ganz genaues Auge darauf hatte, wer zu den Feiernden stieß und wer nicht, so als würde er auf jemanden bestimmtes warten. Jeder Neuankömmling wurde überschwänglich begrüßt und als der Lord bei den Gästen eintraf, hatte Kit keine Chance sich vorzustellen, da er direkt von Kurt Heth in Beschlag genommen wurde. Lord Montgomery, war ein attraktiver Mann Ende 30 mit gepflegtem Bart und sandfarbenen Haar. Er schien von zurückhaltender Natur und brauchte einen Moment, um sich Gehör zu verschaffen. Er begrüßte die Gäste, hielt eine kurze Rede und ließ in großer Runde den Vertrag unterzeichnen, so dass die Presse ein Foto schießen konnte und der Trubel sich schnell in Richtung Buffet auflösen konnte. Auf Kit machte es den Eindruck, als würde er sich nicht ganz wohl in seiner Haut fühlen und das Ende der Feierlichkeit herbeisehnen. Sir Heth war das genaue Gegenteil, er genoss die Aufmerksamkeit und stürzte sich von einer Konversation in die nächste, feucht fröhlich.

„Nun, ich habe ihren Sohn heute ja noch gar nicht zu Gesicht bekommen, Abraham. Wie alt ist er jetzt? 12?", lachte Heth. Kit wurde hellhörig.

„Nun, er ist mittlerweile schon ein bisschen älter. Henry hat nur wenig Freude an so großen Feiern, er ist gerne für sich", erklärte Lord Montgomery mit viel Fürsorge in der Stimme.

„Keine 12 mehr?! Wie schnell die Zeit vergeht. Kommt mir fast vor, als wäre es gestern gewesen. Als der kleine Racker auf meinem Schoss saß und wir zusammengespielt haben. Ja, ja. Hat er noch dieses schöne rote Haar deiner Frau?"

„Ja, in der Tat, auch wenn er etwas eigen mit seiner Frisur ist", war die knappe Antwort des Lords. Die Unterhaltung schien ihm ähnlich unangenehm zu sein, wie Kit als Zuhörer.

„Exzellent! Nun, ich habe eine Kleinigkeit für ihn, wenn es sich einrichten lassen würde, dann würde ich mich freuen, wenn er seinem Onkel Heth begrüßen würden!", er grinste breit. Kit griff schnell nach zwei Champagnergläsern, trank beide in einem Zug aus, wischte sich mit dem Handrücken üben den Mund und kämpfte sich zwischen den Leuten zu Lord Montgomery und Heth durch, um das Gespräch unterbrechen zu können. Es war nur ein Gefühl, aber Kit wollte auf keinen Fall, dass Shell gezwungen war diesem Mann gegenüber treten zu müssen. Der Junge hatte ihm seine Bedenken gegenüber geäußert und Kit hatte es einfach als Nichtigkeit abgetan. Doch vielleicht war Sir Kurt Heth wirklich nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

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