Kapitel 31

7 1 0
                                        


Der folgende Tag kam so vorhersehbar, wie er nur hätte sein können. Als Gruppe von etwa vierzig Leuten stiegen sie gemeinsam den Berg hinunter. Es war etwas weniger mühselig als der Aufstieg, doch die Pfade waren immer noch schmal und sie kamen nur langsam vorwärts, der Gruppengröße geschuldet. Dennoch waren sie alle guter Dinge. Sie waren gestärkt, vorbereitet mit ausreichend Proviant und Wasser und jeder war auf seine Art und nach seiner Präferenz bewaffnet. Calla führte sie mitunter an und Shell hielt einen kalkulierten Abstand zu ihnen ein, um nicht in die Verlegenheit zukommen, ein Gespräch führen zu müssen. Demnach war der Weg die Serpentinen herunter sehr eintönig und bestand für Kit nur aus vorsichtig gesetzten Wechselschritten und der regelmäßigen Aufnahme von ein wenig Wasser, um nicht Gefahr zu laufen, Kreislaufschwierigkeiten zu bekommen und zu stürzen, so wie es beim Aufstieg war. Sobald sie den Berg hinter sich gelassen hatten und erneut in das dichte Buschwerk des Dschungels eindrangen, fühlte Kit sich schon etwas befreiter, auch wenn er an dieser Stelle zuletzt fast von einem Jaguar getötet worden war. Aber dieser Umstand schien ihn rückblickend gar nicht mehr zu sehr zu belasten. Doch auch im flacheren Terrain scheiterten Kits Versuche, mit Calla oder Shell ins Gespräch zu kommen. Calla entschuldigte sich mit Blicken, dass sie nicht riskieren wollte, dabei gehört zu werden, wie sie mit ihm Englisch sprach und Shell ging keinen Versuch ein, mit Kit ein Gespräch zu führen. Er schwieg einfach und gab keinerlei Auskünfte. Erst als sie am Ende des Tages rasteten und ein kleines Lager errichteten, schien Calla bemüht zu sein, es einzurichten, mit Kit ungestört etwas abseits des Camps sprechen zu können. Sie entschuldigte sich erneut und flirtete ein wenig mit Kit, sei es aus Schuldgefühlen oder aus ehrlichem Interesse. Sie erklärte ihm die Abläufe des Abends, was sie an Speisen beschaffen könnten, wie sie das Feuer am Leben erhalten und wie sie das Schlaflager am geschicktesten aufbauen würden. Es war alles sehr simpel und gerade so ausreichend angelegt, dass man schnell weiterziehen konnte, doch im Vergleich zu Kits Anreise schien es organisierter und strukturierter. Er hatte das Gefühl, dass Shell ihn gelegentlich beobachten würde, wenn er das Gefühl hatte, niemand würde auf ihn achten. Doch immer, wenn Kit seinen Blick aufgreifen wollte, wandte Shell sich schnell ab. Es machte Kit unruhig. Er wusste nicht, warum Shell sich so sonderbar verhielt und selbst wenn er fragen würde, würde er aus dem Jungen nicht herausbekommen. Als es spät wurde und die ersten Reisenden sich zur Nachtruhe legten, arrangierte Kit es, Calla zufällig am Flussbett zu treffen. Er hatte darauf gewartet, dass sie allein dorthin gehen würde, um ihr unauffällig folgen zu können.

„Oh der Herr Darcy!", begrüßte sie ihn freudig, als sie ihn entdeckte. Sie war gerade dabei, sich zu waschen und ihre Haare zu kämmen.

„Sind Sie gekommen, weil Ihre Elisabeth so schweigsam heute ist? Sie vermissen die Gesellschaft, richtig?", Calla unterbrach ihre Aktivität und deutete Kit, sich zu ihr zusetzten. Er nahm dankend an.

„Ich kann dir helfen, dich zu waschen, komm! Außerdem sollte man nach deinen Wunden schauen. Vielleicht sind sie schon besser", die junge Frau half Kit aus seinem Hemd und kontrollierte zunächst die Verletzungen, dann wusch sie vorsichtig die verschorfte Haut und schließlich den Rest vom Rücken.

„Shell ist oft nicht besonders gesprächig, aber heute finde ich es besonders auffällig", murmelte Kit, während Calla das angenehm kühle Flusswasser über Kits Rücken schöpfte.

„Er ist sicherlich ängstlich. Wegen dem, was kommen könnte. Ich würde mir nicht große Sorgen machen", versuchte sie ihn zu beschwichtigen.

„Vielleicht machst du dir auch zu viele Gedanken. Ich könnte dir helfen, den Kopf freizubekommen. Gestern hast du abgelehnt. Wie ist es heute?", Calla griff sanft in Kits Haare und zog seinen Kopf in den Nacken. Es saß vor ihr auf den Steinen am Ufer, Oberkörper zu einem Hohlkreuz gebogen, Kopf auf Höhe von Callas Schulter. Sie konnte ihm in der Position von oben heran ins Gesicht sehen und mit der anderen Hand spielerisch über seine Brust streichen. Es war etwas unbequem für Kit, aber das war in den meisten Fällen auch äußerst reizvoll. Da sie keinen Protest oder Ablehnung von ihm vernehmen konnte, neigte sie ihren Kopf zu dem von Kit hinunter, langsam, sodass er sie hätte aufhalten können, wenn ihre Zuwendung nicht gewünscht gewesen wäre. Kit wollte sich auf ihre Lippen konzentrieren, doch aus dem Augenwinkel heraus war er überzeugt, für den Bruchteil einer Sekunde, rotes Haar aufleuchten gesehen zu haben, welches dann verschwand. Aus einem Impuls heraus wollte er den Kopf hochreißen, doch was hätte das für einen Sinn gehabt? Er drehte ihn so weit zur Seite, wie ihm möglich war, doch er konnte niemanden entdecken. Es schien, als würde sein schlechtes Gewissen ihm Dinge vorspielen, die gar nicht da waren. Und wozu auch ein schlechtes Gewissen haben? Schließlich tat er nichts Verbotenes oder etwas, was Shell nicht auch tun würde. Innerlich musste Kit über seine Naivität schmunzeln. Nur weil Shell ihn als Spielzeug benutzte, hieß es nicht, dass es eine Art Exklusivität zwischen ihnen gab. Kit war ersetzbar und rein zwischenmenschlich betrachtet kratzten sie vielleicht gerade an dem Versuch ein unkonventionelles, freundschaftliches Verhältnis aufzubauen. Kit wünschte, es würde Shell interessieren, mit wem er verkehrte, so wie es Kit interessierte, mit wem Shell verkehrte. Wobei man dazu sagen musste, dass er es so genau gar nicht wissen wollte, um nicht frühzeitig zu ergrauen. Kit war kurz davor sich selbst zu bemitleiden, doch dann entschied er sich dagegen, indem er Calla zu sich heranzog und sie in einen intensiven Kuss verwickelte. Er brachte sich in eine Haltung, in der er mehr Stabilität fand und zog das Mädchen sanft auf seinen Schoß. Sie schien Gefallen daran zu haben, dass er sich dazu entschieden hatte, die aktive Rolle einzunehmen. Diese konnte er genauso lange halten, wie er ihre flache Brust massierte, ehe Calla Kits Oberkörper nieder auf die Felsen drückte und sich zwischen seine Beine drängte. Störende Kleidung wurde entfernt und letztendlich stießen sie im Wechsel in den jeweils anderen und das gefühlt über Stunden. Es war spät in der Nacht, als sie zu einem Ende fanden. Beide hatten sie zerzaustes Haar, ein Schweißfilm lag beiden auf der Haut und sie waren erschöpft, als wären sie den ganzen Tag über schwer am Arbeiten gewesen. Kit war so ausdauernden Sex nicht gewohnt, und er müsste lügen, wenn er behaupten würde, dass er nicht leichte Schmerzen im Rektum nach dem Akt verspürt hätte. Callas' Größe war mit der von Shell nicht zu vergleichen. Doch angesichts dessen, dass der Verkehr sehr befriedigend war, und Kit Spaß daran gehabt hatte sich zu verausgaben, waren diese Schmerzen verglichen mit Rückenleiden und anderen Blessuren nur noch eine Kleinigkeit. Als Calla noch eine Zigarette aus einer ihrer Taschen zauberte, war Kits Zufriedenheit nicht mehr zu übertreffen. Sie beschlossen, die Nacht ein wenig abseits des Lagers zu verbringen, nahe genug, um sich um Raubtiere keine Sorgen machen zu müssen, weit genug, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Während Kit sich noch einmal gründlich wusch, ließ Calla Kits Samen an der Innenseite ihrer Beine heruntertropfen und machte sich einen Spaß daraus, Kit damit in Verlegenheit zu bringen. Spielerisch und unnötig umständlich wusch sie es letztendlich dann doch fort, während Kit sich seiner Zigarette hingab.

DschungelfieberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt