Verbotene Liebe 1

Part 10

*León*
Als ich zu Hause ankam, hörte ich im Aufzug schon Geschrei. Und wie es zu erwarten war, stritt mein Dad sich mich irgendwelchen Leuten am Telefon. "Sie müssen da etwas machen!", schrie er. Dann war es kurz leise, weil wohl der Gesprächspartner etwas sagte. Ich stieg gerade aus dem Fahrstuhl, versteckte mich aber, um das Telefonat zu belauschen. Irgendwas verschweigen meine Eltern und ich muss wissen, was das ist. "Was meinen Sie damit? Ich biete Ihnen so viel Geld, wie sie wollen, aber..." Er wurde unterbrochen. Erpresst er jemanden? Und wenn ja, was will er erreichen? Geht es um die Castillos oder ist das etwas in unserer Familie? So viele Fragen, aber keine Antworten. "So einfach kommen Sie mir nicht davon. Sie wissen, was ich gegen Sie in der Hand habe!", und damit legte er wütend auf und knallte das Handy auf den Esstisch. Wieso hat eigentlich jeder in diesem Haus irgendwelche schmutzigen Geheimnisse? Ok, meins ist jetzt nicht so schmutzig, ich mache nur mit der Tochter der Konkurrenz rum. Und das erste Mal habe ich das Gefühl, das mit mir und Violetta könnte etwas Ernstes werden, wären da nicht unsere verfeindeten Eltern. Bei anderen Mädchen wusste ich gleich, dass es nicht für die Ewigkeit geschaffen war, aber Violetta... Sie ist einzigartig und ich muss sie davon überzeugen, dass wir uns nicht nach unseren Eltern richten sollten, sonder das machen, was wir wollen.

*Violetta*

Immer noch berauscht von dem was gerade passiert ist, lasse ich mich auf mein Bett fallen. Immer wieder streife ich mit meinen Fingern über meine Lippen. Und immer wieder denke ich an diese wunderschönen Minuten zurück, in denen wir uns geküsst haben. Wie gerne würde ich das öfters machen, aber es geht nicht. Ok, es steht nirgendwo geschrieben, dass es verboten ist. Aber eigentlich ist das doch klar, oder? Sollte ich einfach mein eigenes Ding machen ohne auf meine Eltern zu achten? Ich meine, ich habe ja schon etwas für ihn übrig. Außerdem sieht er total gut aus und hat so einen anziehenden Charakter... Stop Violetta! Ich mache mir sowieso nur falsche Hoffnungen. Aus Verzweiflung rief ich Camila an und bat sie herzukommen.

Nach zehn Minuten stürmte sie in mein Zimmer und wir umarmten uns zur Begrüßung. "Also Süße, jetzt sag mir mal was los ist." Ich erzählte ihr wirklich alles. Von der Feindschaft unserer Eltern, über Tomás und wie León mich gerettet hat, bis zu dem Kuss. "Mädel, du bist eindeutig verliebt!", meinte meine beste Freundin. "Was? Nein!", protestierte ich, ohne Erfolg. "Komm schon, Violetta. Ich habe doch gesehen, wie ihr euch in den Pausen vielsagende Blicke zuwerft. Du kannst es nicht abstreiten." Seufzend lasse ich mich nach hinten aufs Bett fallen. "Du hast ja recht. Aber aus uns wird eh nie was werden. Wenn meine Eltern das rausfinden, killen die mich oder sie werden mich sogar enterben. Dann stehe ich irgendwann ohne Geld auf der Straße. Du liest doch selber in den Zeitschriften, wie schnell reiche Menschen arm werden. Das geht schnell. Aber von arm wieder zu reich zu gelangen wird schwer. Ich darf das nicht riskieren, Camila." "Ach Süße, wenn du auf León stehst, dann solltest du das machen, was dein Herz dir sagt und nicht deine Eltern. Aber was ist, wenn du ihnen davon nichts erzählst... Wie heißt es noch so schön? Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß." "Du meinst eine geheime Beziehung? Cami, das kann nur schiefgehen. Als ob León sich verstecken will", vermutete ich. "Wenn er dich wirklich so toll findet, wird er es in Kauf nehmen müssen. Das ist eure einzige Chance", stellte meine hübsche Freundin fest. Das schlimmste: Sie hatte irgendwie Recht. Ich will es mit León probieren. Nur, wie soll ich das anstellen?

Nach ein paar Stunden ging Camila auch wieder. Sie musste mit ihrer Mutter eine Modenshow für morgen planen. Camila hilft ihr immer bei der Platzverteilung. Wir könnten natürlich logischer Weise in der ersten Reihe sitzen, doch seitdem wir Kleinkinder sind, gucken wir uns die Show immer Backstage an. Das war so etwas wie ein Ritual.

Abends, als ich gerade Hausaufgaben an meinem Schreibtisch machte, klopfte es zum wiederholten Male. Aber es war nicht Camila, die eventuell etwas vergessen haben könnte. Nein, es war jemand, den ich niemals erwartet hätte...