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Dank Fabius bin ich mit Busfahrplänen und den Adressen der verschiedenen Polizeistationen ausgerüstet. Pauls Adresse konnte er leider nicht ausfindig machen, aber dafür hat er mir etwas Erleichterung durch die restlichen Informationen verschafft. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass dieser Junge so viel Mitgefühl besitzt, um mir zu helfen.

Glücklicherweise haben mich die Betreuer gestern, sowie heute weitestgehend in Ruhe gelassen und nicht versucht, mich mit irgendwelchen Aktivitäten von meinem Kummer abzulenken. Ich hoffe, dass diese Einstellung den ganzen Tag anhält und Felix somit leichteres Spiel hat, um mir Rückendeckung zu geben. Zumindest ist Jonathan eine Weile durch die Besprechung abgelenkt. Da er mich davor noch kurz in meinem Zimmer besucht hat, dürfte er nicht so schnell wieder nach mir suchen.

Als der Bus an meiner Zielstation anhält, steige ich aus und schaue mich zu meiner eigenen Orientierung in Ruhe um. Schon von hier aus kann ich einen Streifenwagen ausfindig machen, der gerade aus einem Innenhof gefahren kommt. Somit schlage ich den Weg in diese Richtung ein und komme nach ein paar Minuten vor meinem auserwählten Revier zum Stehen. Ich atme einmal tief durch, da ich jetzt doch etwas nervös werde und rede mir selbst ein, dass mein Onkel ein ganz netter Mann ist, der mir freundlich Rede und Antwort steht und mich dann wieder ohne Gemecker abziehen lässt. Auf Begleitschutz ins Heim habe ich keine Lust, doch ganz so abwegig ist das nicht, da ich schließlich mehr oder weniger abgehauen bin.

Durch ein Kopfschütteln werfe ich die ganzen Gedanken von mir ab und erklimme nun endlich die Treppenstufen, die mich eventuell zu meinem Onkel führen.
"Hallo. Kann ich dir irgendwie helfen?" Ein großer, dunkelblonder Polizist lehnt sich über den Tresen und mustert mich mit einem leichten Lächeln, als ich im inneren des Gebäudes ankomme. Ich mustere den Herrn kurz und beschließe, dass er nicht nach einem Paul Richter aussieht. "Ja, das können Sie! Ich würde gerne wissen, ob ein Paul Richter hier arbeitet", werfe ich ihm sofort meine Frage entgegen, worauf sich mein Gegenüber auf seinen Unterarmen abstützt und scheinbar sehr interessiert ist: "Wer bist du denn?" "Stellen Sie immer Gegenfragen, wenn Sie etwas gefragt werden?", kontere ich sofort, denn ich möchte zuerst eine Antwort auf meine Frage hören.

Das Grinsen des Polizisten wird breiter und er fängt an mit dem Kopf zu nicken: "Ja, Paul Richter arbeitet hier." Ich kann mein Glück kaum fassen und kann nicht verhindern, dass sich ein fettes Grinsen in mein Gesicht schleicht: "Super! Ist er denn da?" "Erst bekomme ich aber eine Antwort von dir, bevor ich weitere Fragen beantworte!"

Ein braunhaariger Polizist, der bis vor ein paar Sekunden noch ein Telefonat geführt hat, richtet seine Aufmerksamkeit jetzt auch auf uns: "Kann man helfen, Tom?" "Psscht! Bin gerade mitten in einer Befragung, Robin!" Der Polizist vor meiner Nase winkt diesem Robin ab und nimmt mich wieder ins Visier: "Mit wem habe ich denn nun hier die Ehre?" Ich strecke dem Polizist meine Hand entgegen, die er, weiterhin grinsend, ergreift und stelle mich vor: "Ich bin Lias!" "Okay, Lias, freut mich. Ich bin Tom!" "Ja, das habe ich schon gehört. Kannst du...Entschuldigung... Können Sie mir jetzt bitte sagen, ob Paul da ist? Ich habe wirklich nicht den ganzen Tag Zeit!" Damit Jonathan nicht auffällt, dass ich unerlaubt das Gelände verlassen habe, muss ich pünktlich zum Abendessen wieder zurück sein und hoffe darauf, dass ich schnell an meine Antworten komme.

"Das 'du' geht in Ordnung. Was möchtest du denn von ihm?" Auf diese weitere Frage hin, verdrehe ich nur genervt die Augen: "Du bist echt unkooperativ. Außerdem hast du zuerst noch meine Frage zu beantworten!" Mein eigentlich bitterböser Blick sorgt für ein Lachen von Seiten Robin: "Da hörst du es, Tom! Hahaha. Du bist unkooperativ!"

"Hahhaha, Robin. Willst du dir unbedingt Ärger einhandeln?", ertönt eine fremde Stimme und kurz darauf kommen zwei Männer um die Ecke gelaufen. "Ne Stephan, ich habe nur Lias' Worte wiederholt!" Robin deutet mit dem Finger auf mich, worauf einer der beiden neu eingetroffenen mir seine Hand reicht: "Oh. Hi, ich bin Stephan! Kann ich dir vielleicht helfen? Weißt du, Tom stellt immer so viele Fragen und kommt ewig nicht auf den Punkt!" Auch diesem Mann reiche ich meine Hand und stelle mich namentlich vor: "Ich bin Lias. Ich suche Paul Richter und würde ihn gerne sprechen. Ist er denn da?" Der Schwarzhaarige legt einen Arm um seinen Nebenmann und schaut diesen fragend an: "Sag mal... Gibt es etwas, das du uns erzählen willst? Irgendwie habe ich den Eindruck, dass da eine Miniversion von dir vor uns steht."
Wie es mir scheint, muss der noch Unbekannte Paul sein. Dieser hebt sofort beide Hände in die Luft und schüttelt seinen Kopf: "Unschuldig im Sinne der Anklage!"

Lias will glücklich seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt