Nach der Inhalation haben Anton und ich uns ans Werk gemacht und weiter an dem Lego-LKW gebaut. Irgendwo müssen wir ein falsches Teil verbaut haben, denn das, was wir benötigen, ist unauffindbar. "Och, Mann. Ich finde den Fehler nicht. Das sieht alles richtig aus!", murre ich vor mich hin, während Anton die Backen aufbläst und genervt Luft ausstößt. "Lass uns eine Pause einlegen. Vielleicht klappt es nachher besser. Sollen wir mal die Laserpistole ausprobieren? Wir könnten doch das Ziel an mir festbinden und so tun, als sei ich ein Dieb, der von der Polizei verfolgt wird. Du bist der Polizist. Wenn du mich getroffen hast, dann tauschen wir", schlägt Anton vor, was mich begeistert zustimmen lässt. Wir schnappen uns die Verpackung, die Alex uns auf den Tisch gelegt hat, bevor er einen Rundgang gestartet hat, und packen alles sorgfältig aus.
Nachdem wir die Funktion relativ schnell verstanden haben, zweckentfremden wir meinen Schuhen die Schnürsenkel, um das Ziel an Antons Kopf zu befestigen. Zwar wäre es um den Brustkorb besser zu befestigen gewesen, aber am Kopf ist es einfacher einen Treffer zu landen. "Du musst mir aber etwas Vorsprung geben. Zähl bis fünf und dann kannst du kommen!", bestimmt mein Kumpel, reißt dann auch schon die Türe auf und verschwindet im Flur. Nach fünf Sekunden nehme ich die Verfolgung auf.Zu unserem Leidwesen sind die Flure gut gefüllt und wir müssen immer wieder jemandem ausweichen. Das andauernd nachhallende Gemecker ignorieren wir geflissentlich, denn die werden sich auch alle schnell wieder beruhigen. Ich befürchte zwar, dass die zerbrochenen Glasflaschen, die beim Zusammenprall von mir und dem Getränkewagen entstanden sind, noch etwas Ärger mit sich ziehen werden, aber das ist nichts im Vergleich zu dem Spaß, den wir beide haben. Ab und zu versteckt sich Anton und flüchtet dann wieder aus seinem Versteck, wenn ich ihm zu nahe komme. Mein Husten spielt ihm da natürlich gut in die Karten.
Total im Spiel versunken, verlassen wir die Station und erhellen das Treppenhaus mit lautem Gebrüll. Während dem Rennen das Ziel zu erwischen ist fast unmöglich. Als wir durch die nächste Türe gerannt sind und in einer großen Halle ankommen, vermute ich Anton bald in den Menschenmassen zu verlieren. Darum gebe ich nochmal alles bei meinem Sprint und setze dann zu einem Hechtsprung an, bei dem ich Anton komplett von den Füßen reiße. Mit einem lauten "Uff" schlagen wir auf dem Boden auf, doch der Kampf ist noch nicht vorbei. Der Bösewicht ist nicht gewillt sich zu ergeben und darum rollen wir auch in wildem Gerangel über dem Boden. Unsere Endstation bilden drei Paar Beine, die nicht so wie die restlichen ausweichen.
Völlig außer Atem schauen wir auf dem Rücken liegend in die drei Männergesichter, die zu Alex, dem Notarzt, der mich in die Klinik gebracht hat und vermutlich Pauls Chef gehören, an. Der Blondschopf lacht laut auf und wendet sich Alex zu: "Gut, meine Frage, wie es den Jungs geht, hat sich gerade erübrigt. Scheint ihnen blendend zu gehen!" "Die beiden sind ja die reinsten Wirbelstürme!", stell der Polizeichef fest und bedenkt uns mit leicht kritischem Blick. Ich schaue zu Anton, der immer noch völlig außer Atem neben mir liegt und nutze meine Chance. Ich rolle mich schnell über ihn und zücke meine Pistole, um kurz darauf das Ziel mit meinem Laser zu beglücken. Ein laut surrender Ton bestätigt uns, dass ich mein Ziel getroffen habe. "Du bist erledigt!", ergänze ich, worauf Anton beide Arme von sich streckt und die Zunge aus dem Mund hängen lässt. "Ich glaube, dein Onkel muss dir mal näher erläutern, dass Polizisten die Täter üblicherweise nicht erschießen!" "Dann musst du mir das nächste Mal Handschellen mitbringen. Denn wenn ich ihn jetzt nicht erschossen hätte, hätte er mich überwältigen und dann flüchten können. Dann hätte ich den Täter wieder entkommen lassen und die Bevölkerung wäre erneut in Gefahr!", antworte ich keck, denn ganz so blöd, wie der Chef von Paul denkt, bin ich gar nicht. "Klaus, da musst du schon andere Geschütze auffahren! Hahaha. Also gut, ich muss wieder los. Wir sehen uns. Ciao, Jungs. Sorgt nicht für noch mehr Verletzte innerhalb der Klinikmauern!", verabschiedet sich der blonde Notarzt.
Alex greift mir danach unter die Arme, zieht mich sanft von Anton runter und stellt mich auf die Beine. Anschließend kratzt er auch seinen Sohn vom Boden ab und stellt ihn neben mich. "Jungs, bleibt bitte auf eurer Station. Wenn ihr plötzlich verschwindet, bricht ein riesiges Chaos aus. Wir wollen keine Wiederholung von gestern!", mahnt uns der Arzt mit weiterhin ruhigem Tonfall. "Tut uns leid", antworten wir synchron. "Halb so wild. Einfach beim nächsten Mal daran denken. Jetzt aber ab auf euer Zimmer. Klaus und ich kommen gleich!"
"Muss ich draußen bleiben, wenn ihr die Befragung macht?", will Anton wissen, bevor wir aufbrechen. Klaus räuspert sich kurz: "Wenn es Lias nichts ausmacht, kannst du bleiben. Ich hätte an dich auch noch ein paar Fragen!" "An mich?" "Ja, aber keine Sorge. Das dauert nicht lange." Anton wirft mir einen engeisterten Blick zu, dreht sich um und zieht mich hinter sich her zu den Aufzügen. Als wir in dem Metallkasten stehen und das entsprechende Knöpfchen gedrückt haben, sieht mich Anton unsicher an: "Meinst du, er will etwas über Ronny wissen?" "Zu hundert Prozent. Deswegen ist er ja hier und weil du auch in dem Heim warst, möchte er bestimmt einiges über ihn in Erfahrung bringen." "Was machen wir jetzt? Alles vertuschen oder ehrlich sein?"
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Lias will glücklich sein
FanfictionAls wäre das Leben mit einer täglich quälenden Erkrankung nicht schon schwer genug, muss Lias sich von seinem besten Freund Anton verabschieden. Die beiden Heimkinder hatten so viele Dinge zusammen geplant, die Lias helfen sollten, im täglichen Kamp...