Pauls Sicht
Kurz nach Feierabend plagt mich der Hunger. Ich überlege kurz, ob ich mir unterwegs einen Döner gönnen sollte oder lieber später zu Hause etwas koche. Eigentlich sollte ich jetzt schon anfangen, mich an einen gesünderen Lebensstil zu gewöhnen, denn wenn Lias bei mir wohnt, muss ich auf seine Ernährung achten, damit er nicht noch mehr gesundheitliche Probleme bekommt. Ich nehme mir vor, Alex' Frau Mara nach ein paar gesunden Rezeptideen zu fragen, die auch mal schnell gehen und für Lias gut sind. Somit ist es beschlossene Sache für mich, dass ich dieses Vorhaben gleich ab heute in die Tat umsetze.
Als ich in meinem Auto sitze, schalte ich mein Handy ein. Mir kommt dabei der Gedanke, dass es vorteilhaft wäre, wenn Lias ebenfalls ein Smartphone hätte, denn dann könnte er mich jederzeit erreichen. In Notfallsituationen und unter Berücksichtigung seiner Krankheit scheint mir das sehr sinnvoll zu sein.
Mein Blick wandert auf das hell erleuchtete Display vor mir, das mir drei neue Nachrichten offenbart. Die erste Nachricht ist von Linus:
Linus, 14:35 Uhr
Hey, Paul. In zwei Wochen findet ein Treffen von Mukoviszidose Erkrankten statt. Dort sind alle Altersklassen vertreten. Vielleicht wäre das was für dich und Lias. Du könntest ein paar Tipps einholen und der Kurze würde ein paar Gleichgesinnte finden und sich dann vielleicht etwas besser fühlen, wenn er sich mit anderen betroffenen Kids austauschen kann. Nur mal so eine Idee. Falls du Interesse hast, sag Bescheid. Dann schicke ich dir weitere Infos. Gruß, LinusIch, 17:30 Uhr
Hey, Linus. Hört sich gut an und schaden würde es sicherlich nicht. Kannst mir die Daten gerne mal schicken. Grüße, Paul
Als nächstes springt mir Stephans Nachricht ins Auge:Stephan, 16:46 Uhr
Du glaubst es nicht, Paul... Die Hälfte aller Betreuer sind nicht einmal richtig ausgebildet.. Die Zustände hier sind wirklich unter aller Sau. Es gibt tatsächlich nur vier qualifizierte Personen. Wir sind absolut fassungslos. Gut, dass diese Umstände endlich ans Licht kommen!Ich muss schwer schlucken und bin fast schon froh, dass ich nicht mitgegangen bin. Eventuell säße ich jetzt aufgrund eines Massenmordes hinter Gittern.
Stephan werde ich später antworten, denn um auf diese Nachricht zu reagieren, fehlen mir gerade einfach die Worte.Die letzte Nachricht wurde von Alex verfasst, der fragen lässt, bis wann ich komme. Lias geht es anscheinend nicht so gut. Ich schreibe schnell zurück, dass ich mich direkt auf den Weg mache und werfe anschließend das Handy auf den Beifahrersitz, um keine weitere Zeit zu verschwenden. Ich hoffe, dass keine schwerwiegenden Probleme aufgetaucht sind, denn der Kurze hat jetzt wirklich mal eine Pause von den ganzen negativen Dingen verdient.
Auf dem Flur der Pädiatrie kommt mir Alex entgegen gelaufen: "Gut, dass du kommst!" "Was ist denn los?", will ich sofort wissen, denn mein Kumpel wirkt nicht gerade entspannt. "Lias hat Fieber und bekommt nur schwer Luft. Er lässt aber niemanden an sich ran. Nicht mal Anton. Er ist schon komplett durchgeschwitzt und blockt jeglichen Kommunikationsversuch ab. Sei es die Frage, ob er etwas frisches anziehen oder etwas trinken möchte. Außerdem sollte ihm Sauerstoff zugeführt werden. Ich weiß wirklich nicht, was los ist, er möchte nicht reden!" Alex wirkt leicht verzweifelt, was ich total nachvollziehen kann. "Überlege doch mal, was die letzten paar Tage passiert ist. Vermutlich ist er überfordert mit allem und weiß nicht wohin mit seinen Gefühlen. Keine Ahnung, ob ich was bewirken kann, aber ich werde es versuchen!" Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die ganzen Ereignisse der letzten Zeit, gemischt mit der neuen Krankheitswelle jetzt einfach ihren Tribut fordern und Lias einfach alles zu viel ist. "Sehr gut. Ich schnappe mir Anton und dann lassen wir euch alleine. Ein bisschen Ruhe kann nicht schaden."
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Lias will glücklich sein
FanfictionAls wäre das Leben mit einer täglich quälenden Erkrankung nicht schon schwer genug, muss Lias sich von seinem besten Freund Anton verabschieden. Die beiden Heimkinder hatten so viele Dinge zusammen geplant, die Lias helfen sollten, im täglichen Kamp...