Ein paar Telefonate später, die ich mit Jonathan und Klaus geführt habe, sitze ich total platt in meinem Auto. Lias ist von der Nachricht über die Reduzierung der Inhalationen und Tabletten so beflügelt, dass er wieder voller Energie geladen war und mit Anton zusammen das halbe Zimmer auf den Kopf gestellt hat. Alex und ich haben die Jungs machen lassen, denn die letzten Tage waren mit zu vielen negativen Dingen überschattet worden. Zumindest blüht er jetzt endlich auf und ist mal das, was er ist. Ein verspieltes, fröhliches Kind.
Vom Rücksitz aus starrt mich das quietschbunte Rieseneinhorn an, das eigentlich den Stein ins rollen gebracht hat. Hätte Lias das dämliche Vieh nämlich nicht ins Auto gebracht, hätte Herr Fuchs ihn niemals in die Finger bekommen und somit hätten wir vielleicht nie erfahren, was sich hinter den Mauern des Heims wirklich abspielt. Nicht auszudenken dass ich den Jungen guten Gewissens dort gelassen hätte, während der ein oder andere Betreuer so eine scheiße mit den Kindern abzieht und er weiterhin mit falschen Medikamenten fast schon vergiftet wird.
Die Zweifel von gestern sind purer Entschlossenheit gewichen. Deshalb schreibe ich auch in den Gruppenchat und fordere meine Kumpels, die, die zumindest nicht arbeiten müssen, zu einem Bierchen auf, da ich noch ein Vorhaben in die Tat umsetzen muss, bei dem ich dringend Hilfe benötige. Natürlich könnte ich auch aufs Revier fahren und schauen, wer arbeitet und wer nicht, da ich eh noch meine Uniform zurückbringen sollte, doch danach steht mir nicht der Sinn. Viel lieber möchte ich mir jetzt in aller Ruhe eine heiße Dusche gönnen, etwas essen und dann zu Connys Kneipe aufbrechen.
Zwei Stunden später sitze ich mit Stephan, Tom, Alex, Linus und Phil an einem Tisch. Marc, Robin und Moritz müssen leider arbeiten und werden so bald wie möglich über alles informiert. Als alle ein Getränk vor der Nase stehen haben, starte ich zuerst mit der in Kenntnissetzung über die Zustände im Heim und was uns die Jungs alles erzählt haben. Dass dem ein oder anderem total die Gesichtszüge entgleisen, kann ich absolut nachvollziehen.
"Ja und jetzt, Paul?", fragt Phil total geschockt und schüttelt immer wieder seinen Kopf, da er die Vorkommnisse gar nicht wahrhaben will. "Jetzt wollte ich von euch wissen, ob ihr am Wochenende Zeit habt, mir zu helfen, mein Gästezimmer kinderfreundlich umzugestalten. Ich brauche euren Rat und tatkräftige Unterstützung, da das Zimmer unbedingt einen neuen Anstrich braucht. Neue Möbel wollen auch gekauft werden und ich bin der Hoffnung, dass auch der beste Freund von Lias uns ein paar Einrichtungstipps geben kann, denn der weiß ja am besten, was seinem Kumpel gefällt!" Mein Blick schweift zu Alex, der sofort breit grinst und zustimmend nickt. Den restlichen Anwesenden klappt der Mund auf, da ihnen langsam aber sicher klar wird, was meine Worte bedeuten.
"Du nimmst Lias wirklich zu dir?", will Stephan wissen, was ich sofort abnicke. "Ja. Das werde ich. Vorausgesetzt das Jugendamt macht uns keine Probleme, aber Klaus versucht ein gutes Wort für mich einzulegen. Alex sorgt dafür, dass Lias' Klinikaufenthalt etwas in die Länge gezogen wird, damit wir, wenn alles glatt läuft, einen nahtlosen Übergang von Klinik zu mir schaffen können. Darum sollte auch so schnell wie möglich dieses Zimmer zur Verfügung stehen. Ich möchte, dass er sich von Anfang an wohl fühlt und er gleich das Gefühl hat, dass dieses Zimmer nur für ihn ist." "Was hat Lias dazu gesagt?", fragt Tom neugierig. "War nicht ganz so einfach. Kannst du dir ja vorstellen. Er hatte wieder Bedenken, dass er eine Last darstellt und da musste ich dann einiges an Überzeugungsarbeit leisten, damit er versteht, dass es nicht nur seine Krankheit gibt und wir ihn alle wirklich gern haben!" Linus nimmt einen Schluck von seinem Bier und stellt eine weitere Frage: "Hast du dir schon Gedanken gemacht, wie das mit der Betreuung und der Schichtarbeit miteinander vereinbar ist? Ich stehe natürlich gerne jederzeit zur Verfügung, wenn du Hilfe brauchst, keine Frage!" "Tatsächlich ja... Eher gesagt, hat Alex da schon gewisse Vorarbeit geleistet..", sage ich und erzähle, was Alex mir vorgeschlagen hat und dass wir das auch so in die Tat umsetzen werden.
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Lias will glücklich sein
FanfictionAls wäre das Leben mit einer täglich quälenden Erkrankung nicht schon schwer genug, muss Lias sich von seinem besten Freund Anton verabschieden. Die beiden Heimkinder hatten so viele Dinge zusammen geplant, die Lias helfen sollten, im täglichen Kamp...