~42~

52 4 3
                                    

~Fianna~

Die Zeit ist uns weder gnädig, noch übelgesinnt. Auch wenn es sich manchmal so anfühlt, als würde sie uns verspotten, wenn es so scheint, als würde sie uns entfliehen. Die Zeit ist fair. Ich mag die Zeit.

...

Ich habe nicht einen Moment lang die Augen geschlossen. Zephyr dagegen hat durchweg geschlafen, meist mit dem Gesicht zur Wand. Die Nacht konnte mir einfach keine Ruhe bringen.

Und jetzt sitze ich endlich wieder auf dem kleinen, klapprigen Gestell, weil Zephyr nun den Raum verlassen hat, um sich etwas neues anzuziehen. Dabei frage ich mich, was überhaupt? Er hat doch gar keine Klamotten mitgebracht.

Fuck ...

Ich zucke verschreckt zusammen. Heilige Scheiße ... Das habe ich nicht gedacht. Und diese Stimme ... Ich schaudere. Wenn das passiert, was ich vermute, dann ...

Denk verdammt nochmal leiser!, schreie ich in meine Gedanken hinein. Ich weiß nicht, ob es etwas bringt oder ich einfach nur halluziniert habe. Aber dann ...

Du kannst mich hören?, fragt Zephyr, ohne zu sprechen. Allerdings wartet er nicht auf eine Antwort. Dann erklär deinen Leuten bitte mal, dass es nicht mein Problem ist, dass sie verletzt werden, wenn sie mich angreifen.

Du hast ... was?! Mir ist ganz schwindlig von dieser Konversation. Wie kann das sein? Zephyr ist doch gar nicht hier ...

Könntest du dich jetzt bitte hierher bewegen, oder willst du, dass die mich töten?, fragt Zephyr und reißt mich damit wieder aus meinen Gedanken.

Sie könnten dich liebend gern umbringen, wenn ich nicht an dich gebunden wäre, gebe ich zurück und verlasse das Turmzimmer. Wo bist du überhaupt?

Woher soll ich das wissen?! Ist doch nicht mein Haus. Ich höre die Wut in seiner Stimme, wobei ich eher glaube, dass er sich fürchtet.

Haus? Das ist doch kein Haus! Soll ich riechen, wo du bist oder was?! Meine Geduld endet langsam. Warum muss ich nur an diesen Idioten gebunden sein und kann ihn nicht einfach draufgehen lassen?

So in etwa, ja.

Erst möchte ich irgendwas zurückgeben, doch dann fällt mir auf, dass das ja wirklich funktionieren könnte. Wenn ich in seiner Nähe bin, sollte ich sein warmes Blut riechen können.

Das gestaltet sich allerdings schwieriger als gedacht, denn er scheint sich schon ziemlich weit vom Turmzimmer entfernt zu haben. Während ich mich Zephyr nähere, höre ich, wie meine Schritte von den Wänden widerhallen, wodurch mir auffällt, dass es ungewöhnlich still ist. Sollte es nicht lauter sein, wenn Zephyr gerade eine Menge Vampire verärgert - oder vielleicht sogar getötet - hat?

Doch den Grund dafür finde ich schneller als gedacht, als ich vor einer schwarzen Tür zum Stehen komme. Ich kann nicht erklären, weshalb, aber irgendwie kommt mir diese Art von Tür schmerzhaft bekannt vor. Ich sollte sie einfach öffnen, doch ich kann meinen Blick einfach nicht davon abwenden. Diese Tür ist falsch... Etwas stimmt damit nicht und sie fühlt sich nach Angst, Schmerz und Tabletten an. Ich will sie nicht ansehen, aber gleichzeitig übt sie eine seltsame Faszination auf mich aus.

Ich will sie öffnen. Ich möchte sehen, was mich dahinter erwartet. Ich strecke die Hand nach dem Knauf aus, möchte meine Finger um das kühle Metall schließen, als ...

»Was tust du da?«, reißt Zephyrs Stimme mich aus meinen Gedanken und ich drehe mich zu ihm um. »Du kannst froh sein, dass dein General dennoch verboten hat mich zu töten, auch wenn er mir nicht traut.«

Sign Of The Crescent Moon | Those Void Words Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt