~Fianna~
Mein Herz stottert, schreit und weint. Ich bin es leid. Ich bin es so verdammt leid. Ich bin es leid, wieder und wieder enttäuscht zu werden. Aber vielleicht macht es mir irgendwann nichts mehr aus. Vielleicht ist es mir irgendwann endlich egal...
...
Die Sonne küsst meine Haut und der Wind weht durch mein Haar, während ich auf das Schulgebäude zu gehe. Ich wäre gerne noch einen Tag Zuhause geblieben, aber meine Eltern ließen sich davon nicht überzeugen. Momentan geht es mir einigermaßen passabel, aber wenn ich in den letzten Tagen eines gelernt habe, dann, dass sich das ganz schnell ändern kann. Ein Schauder kriecht mein Rückgrat hinab, als ich durch die großen Türen auf den mit weißen Fliesen bestückten Boden trete. Schüler hasten durch die Gänge und lachen miteinander und der Knoten zieht sich nur noch fester um meine Brust. Ich will nach Hause. Ich will fort von hier. Aber ich kann nicht. Also mache ich das einzig mögliche und mache mich auf den Weg zu meinem Unterrichtsraum. Nur noch zwei Monate, nur noch zwei Monate, nur noch zwei Monate, sage ich mir immer wieder, wie ein Mantra. Aber das macht es irgendwie nicht besser.
Ich sehe auf den Boden, während ich das Klassenzimmer betrete. Ich muss die hässlichen Fressen meiner Mitschüler nicht auch noch sehen, wo ich doch weiß, wie viel Verachtung sie für mich übrig haben. Schnell setze ich mich auf meinen Platz und hole mein Englischheft und einen Stift aus meiner Tasche. Ich spüre die Übelkeit leicht in meiner Speiseröhre, wobei ich nicht weiß, ob sie von dem Infekt oder der Situation herrührt. Allerdings ist mir das auch egal, das Wichtigste ist, dass ich mich jetzt nicht übergebe. Nicht hier. Nicht vor diesen Leuten.
»Fia?«, fragt Tiara - meine Sitznachbarin.
»Ja?« Ich bin genervt, aber ich hoffe, dass man das meiner Stimme nicht entnimmt.
»Kannst du mir die Hausaufgaben geben?« War ja klar, dass sie das will. Was habe ich schon erwartet? Dass sie fragt, wie es mir geht oder sie sich mit mir unterhalten möchte? Nein, das würde sie niemals tun. Das würde keiner von ihnen.
»Sorry, aber die bekommst du von mir nicht.« Es ist nicht so, dass ich so geizig wäre, aber sie hat es einfach nicht verdient, für nichts, was sie getan hat. - Und nur so am Rande: Ich war krank. Woher soll ich bitte die Hausaufgaben haben?!
»War ja klar. Kannst du nicht auch mal nett sein?« Sie ist angepisst. Ich sehe es an ihrem Kiefer, der sich verspannt und ihrer linken Hand, die leicht zittert. Und die Art, wie sie mit mir redet, macht es nur noch klarer.
Plötzlich spüre ich eine Erschütterung. Ich schaffe es noch, mich an der Tischkante abzustützen, bevor ich auf dem Boden lande - aber es war knapp. Ich höre Ethan - ein braunhaariger Idiot aus meinem Jahr - lachen. Natürlich beschützt er Tiara. Seit Monaten baggert er sie an. Und obwohl sie auf nichts davon reagiert hat, tut er das für sie - oder er tut es, um mich leiden zu sehen. Letzteres ist sehr viel wahrscheinlicher.
Der Unterricht beginnt, nachdem Miss Frioll ihre Unterlagen auf dem Pult ausgebreitet hat. Sie schiebt ihre kleine Brille zurecht und mustert ihre Schüler prüfend. Und wie ich diese Frau nicht leiden kann. Sie unterrichtet Englisch, aber wenn man ihr zuhört, könnte man auch denken, sie unterrichtet ›Wie man mit Worten die größtmögliche Langeweile schafft‹ - und das ist noch untertrieben.
Eigentlich würde es mich nicht stören, solange ich meine Ruhe habe - aber eben die habe ich nicht. Stattdessen höre ich immer wieder meinen Namen zwischen all dem Geflüster und spüre die unverhohlenen Blicke meiner Mitschüler auf mir. Es kommt zu einem Höhepunkt, als Tristan mir einen Papierflieger zuwirft, auf dem ›Ich liebe dich‹ mit ganz vielen Herzchen steht. Ich fühle mich, als wären wir hier im Kindergarten. Denken die wirklich, das wäre lustig? Keine Ahnung. Aber obwohl es so stupide ist, trifft es mich doch irgendwo. Sie machen sich über mich lustig, weil sie wissen, dass ich niemanden habe. Weil sie wissen, dass ich verletzlich bin, obwohl ich gerade das, um jeden Preis zu verstecken, versuche.
DU LIEST GERADE
Sign Of The Crescent Moon | Those Void Words
Fantasy𝔐𝔞𝔫𝔠𝔥𝔢 𝔐𝔢𝔫𝔰𝔠𝔥𝔢𝔫 𝔰𝔦𝔫𝔡 𝔴𝔦𝔢 𝔡𝔦𝔢 𝔖𝔬𝔫𝔫𝔢 𝔲𝔫𝔡 𝔰𝔱𝔯𝔞𝔥𝔩𝔢𝔫 𝔲𝔫𝔢𝔫𝔱𝔴𝔢𝔤𝔱. 𝔄𝔫𝔡𝔢𝔯𝔢 𝔰𝔦𝔫𝔡 𝔴𝔦𝔢 𝔡𝔢𝔯 𝔐𝔬𝔫𝔡, 𝔩𝔦𝔢𝔤𝔢𝔫 𝔦𝔪 𝔖𝔠𝔥𝔞𝔱𝔱𝔢𝔫 𝔲𝔫𝔡 𝔩𝔢𝔲𝔠𝔥𝔱𝔢𝔫 𝔫𝔲𝔯 𝔡𝔲𝔯𝔳𝔥 𝔄𝔫𝔡𝔢𝔯𝔢... ~~...