~Blake~
Es ist Nacht, als ich den Palast verlasse. Fiannas Blick, als sie aus der Zelle des Jungen kam, geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Sie wirkte so zerschmettert. Aber es geht mich nichts an. Ich sollte mich lieber um mich selbst kümmern, als um die Prinzessin, auch wenn sie wichtig ist für meinen weiteren Erfolg. Ich denke, etwas Ablenkung wird mir gut tun.
Als ich den Club betrete, vernehme ich augenblicklich den penetranten Geruch nach Alkohol, Schweiß und Menschen, jedoch auch den von Sonnenkriegern. Angewidert verziehe ich das Gesicht. Sie riechen nach Magie. Doch nicht so wie Engel. Ihre Magie riecht verdorben.
Als ich an die Theke trete und mir den ersten Drink servieren lasse, weiß ich, dass ich mich später übergeben werde, aber ein paar Stunden abschalten ist es mir wert. Ich brauche es, um mich zu amüsieren, aber auch, um all das Grauen des Tages zu vergessen. Samuel ist fort und damit ein weiterer der Wenigen, die mir kostbar waren. Auch, wenn ich in ein paar Tagen darüber hinweg sein werde, muss ich mich bemühen, dass die Prinzessin nichts bemerkt. Vielleicht sollte ich ihr einen Trainer engagieren, der ihr mit ihrem himmlischen Erbe hilft, während ich ihr die Vorzüge ihres Vampir-Erbes zeige. Jedoch sind die Engel uns schon seit einiger Zeit nicht mehr so wohl gesinnt. Auch, wenn niemand es ausspricht, das Bündnis fängt an zu bröckeln, seit Seyrins und Cecilias Tod. Und auch nach den ganzen Jahren wieder eine Königin einzusetzen wird schwierig werden, aber ich werde mein Bestes geben. Wenn Fianna den Thron besteigt, wird mir das einige Vorteile verschaffen. Zudem glaube ich nicht, dass sie fähig ist zu herrschen. Dabei werde ich ihr behilflich sein. Vielleicht wendet sich das Blatt bald.
Aber ich brauche diesen Trainer für sie. In Gedanken gehe ich alle Engel, die ich kenne, durch. Es kommt mir nur ein einziger in den Sinn, der mir möglicherweise helfen würde. Allerdings bin ich mir unschlüssig, ob er dazu geeignet ist, eine Prinzessin zu lehren. Es könnte ein Fehler sein, ihm von Fianna zu berichten. Aber was für eine Wahl bleibt mir?
Kurzerhand beschließe ich, ihm sofort ein Schreiben zukommen zu lassen, bevor ich es mir anders überlegen kann. Der Alkohol benebelt meinen Verstand, aber ich werde es wohl noch schaffen, einen Brief zu versenden.
Obwohl es riskant ist, bewege ich mich mit übersinnlicher Geschwindigkeit zurück zum Palast. Ich habe es schon so oft getan und wurde nie gesehen, dann wird mir das heute auch nicht passieren. Menschen sind so blind, sie nehmen kaum wahr, was direkt vor ihrer Nase passiert. Manchmal ist es für mich kaum noch vorstellbar, dass ich einst selbst einer von ihnen war. Aber das ist lange her und ich denke nicht gern daran zurück. Besonders, weil es mir wieder bewusst macht, dass ich keiner der geborenen Vampire bin und ich von ihnen somit nie als ebenbürtig angesehen werden werde.Den Palast können Menschen Dank des Bündnisses mit den Engeln ebenfalls nicht erkennen. Durch ihre Magie wirkt es für sie wie ein abgerissener Wohnblock, und wenn sie zu nahe herantreten, lässt die Magie sie einen anderen Weg einschlagen. Doch als ich jetzt vor dem Palast stehe, sehe ich einen jungen Mann, der den Grundriss auszumessen scheint. Was soll das? Was hat er hier verloren? Er riecht eindeutig wie ein Mensch, weder Magie noch der Tod haften an ihm. Aber es sollte nicht möglich sein, dass er dem Palast so nahe kommt und genauso nicht, dass er es anscheinend für ein richtiges Gebäude hält.
»Entschuldigung?«, rufe ich und komme auf ihn zu. »Dürfte ich wissen, was Sie hier verloren haben?«
Der Mann blickt hektisch auf. Er wirkt zerstreut und sieht mich mit seltsamer Ehrfurcht an. »Es tut mir leid, wegen der späten Uhrzeit, ich wollte niemanden stören.« Seine Stimme zittert. »Ich sollte jetzt wohl besser gehen.« Hastig packt er seine Geräte ein und macht sich aus dem Staub. Ich bin zu irritiert, um ihn aufzuhalten.
»Wer bist du...«, murmele ich vor mich hin. Noch nie hat ein Mensch dieses Gebäude gesehen oder konnte es sogar berühren. Irgendetwas stimmt nicht, aber was kommt mir nicht in den Sinn.
Ich versuche die eigenartige Begegnung zu verdrängen und konzentriere mich wieder darauf, den Brief zu schreiben. Auf dem Weg über die Treppen habe ich mich bereits übergeben, also kann mir das jetzt nicht mehr passieren, während ich das Schreiben versende. An sich ist der Brief rasch geschrieben, aber es bereitet mir Sorge, ob der Adressat, auch wenn er ihnen nicht mehr angehört, den Engeln die Information, dass die Vampirprinzessin noch existiert, zukommen lassen wird. Ich kann nur hoffen, dass er es nicht tut.
Ich eile wieder so schnell ich kann durch die Straßen, denn ich habe so lange gebraucht, dass die Dämmerung bereits wieder anbricht. Vor mich hin fluchend werfe ich einen letzten Blick auf den Brief, bevor ich ihn in den Postbriefkasten einwerfe:
Phoenix Highston,
Ich weiß, dass unser letztes Treffen kein optimales Ende genommen hat. Trotzdem bitte ich, Blake Kalons, dich um einen Gefallen. Die Prinzessin, Tochter von Seyrin und Cecilia Rellishian, Fianna wurde nicht vernichtet und ist nun zurückgekehrt. Da ich selbst die Sitten und Fähigkeiten der Engel nicht beherrsche, möchte ich dich bitten, mir als alten Freund zu helfen, sie darin zu lehren. Bezahlung kann ich dir anbieten, jedoch wird sie der Zeit, die es kostet, sie zu unterrichten, vermutlich nicht gerecht werden. Ich hoffe dennoch auf deine Unterstützung.
Mit freundlichen Grüßen
Blake Kalon~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Ein erstes Kapitel aus Blakes Sicht.
Wie fandest du es?
Bis zum nächsten Kapitel 👋☺️
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Sign Of The Crescent Moon | Those Void Words
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