Kapitel 19 - Geschenke

186 15 2
                                    



Mia

"Ich will als nächstes.", meldet sich Diego zu Wort, nachdem Pablo und Ashley ihr Geschenk überreicht haben und holt eine längliche Verpackung hervor. Grinsend überreicht er das provisorisch eingepackte Geschenk an Theo und lehnt sich zwinkernd zurück.

Stirnrunzelnd beobachte ich Theo dabei wie er es lieblos auf reist und einen angespannten Ausdruck auf dem Gesicht hat. Wenn Diego so grinst, dann kann es nicht gut ausgehen. "Feliz cumpleaños hermano.", wünscht Diego ihm alles gute zum Geburtstag und hat zu tun nicht laut los zu lachen.

Tief durchatmend holt Theo das Geschenk hervor und guckt seinen Bruder vernichtend an, als er erkennt was sein Geschenk ist. Neugierig lehne ich mich ein bisschen vor um zu sehen was ihn so wütend macht. "Gracias hermano.", knurrt Theo mit zusammenpressten Kiefer und pfeffert die Karten auf den Tisch.

Schnell schnappe ich mir die Karten und lese mir durch für was sie sind. "Keine Sorge, ihr habt private Loge Plätze. Nicht das noch jemanden auf die Idee kommt, das es dir nicht gefallen könnte.", sagt Diego süffisant und grinst frech in die Runde.

Mittlerweile grinsen auch Pablo und Miguel und scheinen es genauso amüsant zu finden wie Diego. Nur Ashley und Sofia gucken fragend zwischen den beiden hin und her. "Karten fürs Ballett. Schwanensee.", erkläre ich den beiden und lege die Karten wieder auf den Tisch.

Sofort fängt Ashley lauthals an mit lachen und auch mir entlockt die ganze Situation ein grinsen. Sofia guckt ehrfürchtig auf die Karten und guckt mich dann mit funkelnden Augen an. Theo sitzt immer noch angespannt in seinem Stuhl und bedeckt seinen Bruder mit einem bösen Blick.

Um die Situation ein bisschen zu entschärfen, krame ich mein Geschenk hervor und halte es Theo schüchtern hin. Augenblicklich ändert sich seine Körperhaltung und seine Gesichtszüge werden weicher. "Du musst mir nichts schenken."

"Es hat aber gut gepasst.", antworte ich schulterzuckend und bin gespannt auf seine Reaktion. Bedacht öffnet er die schwarze Schachtel, schiebt das Papier zur Seite und holt den kleinen silberfarbenen Schlüsselanhänger raus.

Irritiert betrachtet den den Schlüsselanhänger samt Schlüssel und dreht ihn in seinen Fingern umher. "Damit du nicht mehr klingeln musst.", erkläre ich schnell und fange an nervös mit meinen Finger zu spielen.

Kurz legt sich Stille über uns bis Theo mir sein schönstes lächeln schenkt und dankend sagt. "Danke, das ist das beste Geschenk." Erleichtert atme ich auf und setze ebenfalls ein lächeln auf. "Ernsthaft?", mischt sich Diego gespielt beleidigt ein und legt seine rechte Hand auf seine Brust.

Lächelnd schütteln wir alle den Kopf und beginnen mit dem Kaffee trinken. Ich bin froh das Theo so glücklich über mein Geschenk ist. Das befreit mich ungemein.


"Hier steckst du.", stelle ich lächelnd fest und trete zu Theo raus auf den Balkon. Er lehnt lässig am Geländer, hat die Hände in den Hosentaschen vergraben und starrt emotionslos auf den Boden. Als er meine Stimme hört, hebt er seinen Kopf an und schenkt mir ein kleines lächeln.

Mittlerweile ist die Sonne untergegangen und der Garten leuchtet in den buntesten Farben. Alle andern sind unten im Garten, unterhalten sich oder spielen Brettspiele. Nach dem Kaffee trinken sind auch Clara und Allessandro eingetroffen und vervollständigen unsere gemütlich Runde.

"Alles in Ordnung?", hake ich besorgt nach, stelle mich vor Theo und lege den Kopf schief. "Ja.", antwortet er einsilbig, dreht sich um und guckt hinunter in den Garten. "Es tut mir leid, das ich dich so damit überrumpelt habe, ich wusste nicht-"

Mitten im Satz unterbricht Theo mich leise. "Den letzten Geburtstag den ich gefeiert habe ist der von meiner Mutter, kurz bevor sie starb." Traurigkeit zeichnet sich auf Theos Gesicht ab als ich mich ebenfalls ans Geländer stelle und zu ihm rüber gucke.

"Sie liebte Geburtstage. Nach ihrem Tod hatte ich keine Lust mehr Geburtstage zu feiern. Was war nicht mehr das selbe.", erklärt Theo weiter und scheint in Erinnerungen zu schwelgen. "Es tut mir leid, das wusste ich nicht. Sie war sicher großartig.", erwidere ich vorsichtig.

Es ist das erste mal das ich Theo so schutzlos sehen - so angreifbar. "Ja das war sie.", haucht er zitterig und krallt sich an das Geländer. Behutsam lege ich meine Hand auf seine und umschließe sie sanft. "Danke das du es mir erzählt hast."

Ich weiß wie es ist, Dinge zu erzählen die einem schwer fallen und einen belasten. Deshalb will ich ihm zeigen, das ich dafür sehr dankbar bin. Stille gelegt sich über uns, so das man nur leise die Stimmen aus dem Garten hört.

"Danke.", haucht Theo nach einer Weile, dreht sich zu mir um und nimmt meine Hände in seine. "Für was?", hake ich verwirrt nach und bin mir nicht sicher, was ich gerade getan habe um mir ein Danke zu verdienen.

"Dafür das du in meinem Leben bist und mir diese Zukunft geschenkt hast."

Schnell beiße ich mir auf die Unterlippe und versuche meine Tränen zurück zu halten. Wenn ich es mir recht überlege, hat noch nie jemanden sowas schönes zu mir gesagt. "Ich werde alles dafür tun, das ich deiner würdig werde und euch die Zukunft geben, die ihr verdient habt."

Schniefend versuche ich weiter meine Emotionen zu verstecken und seine Worte nicht zu sehr an mich ran zu lassen. Aber seine Worte sind so ehrlich und mit nichts als Zuneigung getränkt, das ich es nicht schaffe meine Tränen zu unterdrücken.

Langsam kullert eine kleine, heiße Träne über meine Wange und wird augenblicklich sanft von Theos Daumen weg gewischt.  "Ich weiß, das noch ein langer Weg vor uns liegt, aber ich bin breit ihn mit dir zusammen zu gehen. Bis zum Schluss.", flüstert er mir friedvoll ins Ohr.

"Theo.", hauche ich aufgelöst, und mache einen Schritt auf ihn zu. Schweratmend blicke ihm in seine meerblauen Augen, stelle mich auf die Zehenspitzen und lege meine Lippen vorsichtig auf seine.

Starr bewegt sich Theo keinen Millimeter und braucht einen Moment um zu realisieren was ihr gerade passiert. Doch als wäre ein Schalter umgelegt wurden, zieht er mich enger an seine warme Brust, vergräbt seine Hände in meinem Nacken und erwidert meinen Kuss.

Sekunden die sich wie Minuten anfühlen küssen wir uns bis uns die Luft aus geht. Nach Luft ringend blicke wir einander an und sind beide sprachlos. Keine Ahnung was mich zu dieser Tat veranlasst hat, aber es hat sich richtig angefühlt.

Die Schmetterlinge sind nur so explodiert und sind wild umhergeflogen, als Theo den Kuss erwidert hat und die Führung übernommen hat. Es hat sich so einfach und frei angefühlt und ich habe zu keiner Sekunde das Bedürfnis gehabt mich zurück zu ziehen oder zu erstarren.

Endlich habe ich das Gefühl das es wieder Berg auf gehen kann und ich bin bereit, ungewohntes Gebiet zu betreten!


Endlich der erste Kuss. Wie findet ihr ihn?
Wer war von euch auf der Leipziger Buchmesse? Wie fandet ihr sie?
Lasst gerne ein Kommentar und ein Sternchen da.
Eure Leni<3

Todo o nada 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt