Kapitel 34 - National Gallery

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Theo

"Bist du soweit?", frage ich Mia, die im wunderschönen Abendkleid vor dem Spiegel steht und ihr Ohrringe richtet. "Ja.", haucht sie aufgeregt und dreht sich zu mir um. Nervös kommt sie auf mich zu und zieht sich ihr dünnes Jäckchen an.

Ich biete ihr meinen Arm an, wo sie sich sofort einhakt und so verlassen wir gemeinsam das Hotel. "Du hast nicht gesagt das es mit einer Veranstaltung zusammenhängt.", beschwert Mia sich aufgeregt und krallt sich regelrecht an meinen Arm.

Lachend schüttle ich den Kopf und lege meine andere Hand auf ihren Arm. "Ich wollte die Überraschung nicht verderben." Kopfschüttelnd steigt Mia in den mattschwarzen Bentley und rutscht rüber, damit ich ebenfalls einsteigen kann.

Der Fahrer fährt sofort los und reiht sich in die Autokolonne ein. "Gott, ich habe gar kein Plan von der Etikette dort. Ich werde dich lächerlich machen.", jammert Mia leise rum und spielt mit ihren Fingern.

Mit weicher Miene, greife ich nach ihren Fingern und verschränke sie mit meinen. "Du könntest mich niemals blamieren.", versichere ich ihr und greife nach ihrem Kinn. "Verstanden?" Nickend guckt sie mich mit ihren haselnussbraunen Augen an und seufzt.

Zufrieden lasse ich ihr Kinn wieder los und richte mein Blick nach vorne. Die National Gallery ist nicht weit weg vom Hotel und so erreichen wir fünfzehn Minuten später das historische Gebäude im Herzen Londons.

Meine Männer steigen als erstes aus, sichern die Gegend und öffnen uns dann die Tür. Sobald ich meinen Blick durch die Umgebung streifen lassen habe, reiche ich Mia meine Hand die sie auch annimmt. Dieses Hindernis haben wir zum Glück vor einer ganzen Weile hinter uns gelassen.

Elegant steigt sie aus und hakt sich wieder bei mir unter. Zusammen steigen wir die großen Stufen zum Museum hoch und werden von unseren Bodyguards flankiert. Zwar rechne ich nicht mit einem Anschlag, aber wenn es um Mias oder Sofias Sicherheit geht, gehe ich lieber auf Nummer sicher.

Am Eingang reiche ich dem Kontrolleur unsere Karten, der uns sofort rein lässt. Mia geht angespannt neben mir her und betrachtet ehrfürchtig ihre Umgebung. "Du kannst nichts falsch machen.", versuche ich sie zu beruhigen und führe sie in Richtung Bar.

"Du hast leicht reden.", erwidert Mia patzig und richtet ihren Blick auf die Gäste, die ebenfalls an der Bar sind. Kopfschüttelnd ignoriere ich ihr Gejammer und bestelle beim Barkeeper unsere Getränke. Für Mia ein Cosmopolitan und für mich ein Bourbon ohne Eis.

Sie würde nur immer weiter nach Ausreden suchen, die alle Quatsch sind. Mia sollte unbedingt an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten. Es gibt keinen Grund mehr so schüchtern zu sein. Zwar ist sie sich ihrer Macht noch nicht bewusst, aber sie hat sie auf jeden Fall.

Nachdem der Barkeeper unsere Drinks gemixt hat, sieht er sie uns rüber und kümmert sich um die nächsten Gäste. Mia trinkt sofort einen großen Schluck und atmet nochmal tief durch. Schmunzelnd nehme ich einen Schluck und biete ihr wieder meinen Arm an.

Zusammen gehen wir zum Anfang der Kunstausstellung als ein alter Bekannter unseren Weg kreuzt. Mit emotionsloser Miene begrüßt er uns und stellt seine Begleiterin vor. Auch wenn er versucht sich nichts anmerken zu lassen, merke ich sofort dass das nicht irgendeine Frau für ihn ist.

Amelia - seine Begleiterin - und Mia verstehen sich sofort und lassen uns plötzlich alleine stehen. Fassungslos gucke den beiden hinterher und leere mein Glas. So hatte ich mir das jetzt nicht vorgestellt. "Ich habe mitbekommen, das du neue unbekannte Gegenspieler hast."

Ruckartig fährt mein Kopf zu Campell. "Wer hat dir denn den Mist erzählt?", knurre ich angepisst und kann nicht fassen das dieser Wichser bescheid weiß. Böse lachend schüttelt er den Kopf und leert ebenfalls sein Glas.

"Spricht sich rum, wenn du eine Spur aus Leichen entlang der Küste hinterlässt." Schulterzuckend stellt er sein Glas, bei einem vorbeigehenden Kellner, ab und dreht sich zu mir um. Trotzdem haben wir beide noch unsere Frauen im Auge.

Die beiden lachen gerade herzhaft und gucken zwischen den Gemälden und uns hin und her. "Ich freue mich, das dich meine Probleme so erheitern.", erwidere ich neutral und vergrabe meine Fäuste in den Hosentaschen.

"Nicht wirklich, wenn man bedenkt das du damit meine Arbeit verkomplizierst."

"Tut nicht so scheinheilig. Wir wissen beide das du nur Aufträge annimmst, die mit erhöhten Risiko verbunden sind."

"Mit erhöhtem Risiko, aber keine die ein Selbstmordkommando beinhalten."

Stumm werfen wir einander einen Blick zu, bevor wir schweigend weiter unsere Begleitungen anstarren. Nach weitern fünf Minuten kommen die Damen wieder auf uns zu und lächeln uns glücklich an. "Hat mich gefreut dich kennen zu lernen, Amelia."

Damit verschwinden die beiden und lassen Mia und mich zurück. Neugierig drehe ich mich zu ihr um und ziehe eine Augenbraue hoch. "Neue Freundin gefunden?", hake ich interessiert nach und steure uns auf das nächste Gemälde zu.

"Ich habe mich zehn Minuten mit ihr unterhalten. Sie ist nett, aber dabei entsteht nicht gleich eine Freundschaft.", erklärt Mia mir schmunzelnd und lehnt sich an meine Seite, als wir vor dem Gemälde angekommen sind.

Schweigend betrachten wir beide die wertvolle Kunst, obwohl ich das Bild mehr als hässlich finde. Keine Ahnung was Mia dann so toll findet, aber es macht sie glücklich also soll es so sein.


Zwei Stunden später haben wir es geschafft und uns alle Gemälde angeschaut. Ich führe Mia in eine ruhigere Ecke mit einer kleinen Couchlandschaft und deute ihr an sich zu setzen. Schon vor einer halben Stunde habe ich gemerkt das ihr die Füße weh tun.

"Ich weiß nicht warum ich es trotzdem immer wieder mache.", murmelt Mia erschöpft und lässt sich gegen die Lehne fallen. Neben ihr nehme ich Platz und lege meine rechte Hand auf ihren Oberschenkel.

Sie beugt sich nach vorne und fängt an sich ihre Füße zu massieren. Vermutlich würde sie am liebsten ihre Schuhe ausziehen und sich auf der Couch zusammenrollen. "Wir können los machen, wenn du zurück willst.", biete ich ihr leise an.

Seufzend lehnt sie sich gegen meine Schulter und atmet tief durch. "Gleich.", murmelt sie müde und schließt die Augen. Schmunzelnd streiche ich ihr eine herausgefallene Strähne aus dem Gesicht und hole mein Handy raus.

Schnell ist die Nachricht an Miguel geschrieben und verschickt. Danach stecke ich mein Handy zurück, beuge mich vor und ziehe Mias mörderisch hohen Absätze aus. Als mein Handy in meiner Hosentasche vibriert, weiß ich das wir los können.

Vorsichtig hebe ich Mia hoch, greife nach ihren Schuhen und trage sie zum Hinterausgang. Zum Glück sind ihr hinten nicht so viele Menschen, so das wir schnell verschwinden können. Draußen stehen Miguel und meine Männer bereit und halten uns schon die Tür auf.

Behutsam setze ich mich auf die Rückbank und will gerade auch einsteigen, als ich eine allbekannte Stimme höre. Genervt ziehe ich mich zurück und schließe leise die Tür hinter mir. Campell steht rund drei Meter von mir entfernt und guckt mich gelangweilt an.

"Nichts für ungut, aber es reicht wenn wir uns einmal im Jahr sehen.", seufze ich sarkastisch und trete ein paar Schritte vom Wagen weg. "Ganz deiner Meinung, aber ich habe da was dich interessieren könnte."

Misstrauisch straffe ich die Schultern und achte auf jede kleine Regung in seinem Gesicht. "Was willst du als Gegenleistung?", hake ich argwöhnisch nach. Dieser Bastard würde mir nicht einfach so etwas geben, ohne eine Gegenleistung zu verlangen.

"Dein Wort, aber lass uns das morgen in meinem Büro besprechen.", sagt er geheimnisvoll und verschwindet wieder im inneren des Museums. Kurz schaue ich ihm noch hinterher, drehe mich dann zu Miguel um und weiße ihn an mal nachzuforschen.


Lange bleibt es nicht mehr so friedlich...bevor diese Story, in wenigen Kapiteln, zu Ende geht, kommt nochmal ein bisschen Action.
Lasst gerne ein Kommentar und ein Sternchen da.
Eure Leni<3

Todo o nada 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt