Kapitel 37 - Machtlos

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Theo

Noch nie in meinem Leben habe ich mich so gelähmt gefühlt wie in diesem Moment. Noch nie habe ich die Kontrolle so verloren, das ich das Gefühl hatte alles zu verlieren. Noch nie war ich so hilflos das ich einfach nicht mehr denken konnte.

Machtlos stehe ich am Straßenrand und blicke dem schwarzen Van hinterher, der die Straße herunter rast. Ohne Kennzeichen, ohne ein anderes Merkmal mit dem man den Van identifizieren kann. Mein Arm mit meiner Waffe in der Hand, sackt nach unten.

Schwach, ist das Wort was meinen Zustand am besten beschreibt. Meine bessere Hälfte wurde mir entrissen, mein Kind wurde bedroht. Sofia. Ich muss zu Sofia. Mia würde mir das nie verzeihen wenn jetzt noch etwas Sofia passieren würde.

Meine Beine tragen mich wie von selbst zurück zum Hotel und obwohl sie nur noch brennen von den zwei Kilometer die ich im Sprint zurück gerannt bin, laufe ich weiter und muss live sehen das es Sofia gut geht.

Die Männer die das Hotel bewachen gucke mir verwirrt hinterher und fangen an nervös miteinander zu tuscheln. Sie wissen das irgendwas nicht stimmt und das es nur eine Frage der Zeit ist bis ich ihnen die Leviten lese.

Oben angekommen, reiße ich die Tür zu unseren Suite auf und gehe schnur stracks in Sofias Zimmer. Olga guckt mich mit großen Augen an und folgt mir nervös. Ich öffne die schwere weiße Tür und schreite zielsicher zu Sofias Bett.

Friedlich schläft sie auf dem Bauch und atmet entspannt. Augenblicklich fällt ein Teil meiner Anspannung ab. Ich setze mich vorsichtig neben sie und lege meinen Hand auf ihren Kopf. "Alles gut Princessa, ich werde deine Mutter zu uns zurückbringen. Das verspreche ich dir.", wispere ich schwer atmend.

Einen Moment beobachte ich meinen schlafenden Engel noch, bevor ich leise ihr Zimmer verlasse und die Tür hinter mir schließe. Olga steht vor mir und tritt hipplig von dem einen Fuß auf den anderen. Sie hat den Kopf gesenkt und die Hände verschränkt.

"Sie weichen nicht mehr von ihrer Seite und kein andere außer ich kommt an sie ran, verstanden?", knurre ich streng. "Natürlich Sir.", stammelt sie aufgeregt und huscht an mir vorbei in Sofias Zimmer.

Einmal atme ich tief durch und versuche meine Gedanken zu ordnen. Ich muss Mia da raus holen und endlich meinen unbekannten Gegner zerstören. Danach verlasse ich die Suite, gebe die Anweisung, das sich zwei Männer direkt vor Sofias Tür positionieren sollen und bestelle Miguel nach oben.

Keine drei Minuten später steht Miguel vor mir und guckt mich fragend an. Anscheint hat er noch nicht mitbekommen was passiert ist. "Mia wurde entführt.", informiere ich ihn wütend und kann selbst noch nicht glauben das ich das gerade ausgesprochen habe.

Entgeistert starrt Miguel mich an und spannt sich am ganzen Körper an. Kurz scheint er sprachlos zu sein bevor er seine Schultern strafft und seine professionelle Maske aufsetzt. "Besorg dir die Überwachungsbänder und find raus wo sie hin sind.", befehle ich barsch.

Nickend rauscht Miguel wieder ab und kümmert sich sofort um seine Aufgaben. Währenddessen informiere ich Pablo in Spanien über die Situation und gebe ihm strikte Anweisungen. Er schickt weitere Männer nach London und setzte sich mit unseren Verbündeten in Verbindung.

Derweil rufe ich Campell an und bitte ihn um Hilfe. Am liebsten würde ich sterben als ihn um Hilfe zu bitten, aber Mia ist mir einfach wichtiger als alles andere auf dieser Welt - als mein Ego. "Langsam wird mir der Kontakt zu dir zu viel.", begrüßt mich Campell genervt.

Brummend wende ich mich der großen Fensterfront zu und versuche irgendwie möglich meine Nerven zu beruhigen. "Mia wurde entführt. Kannst du mir helfen?", bitte ich angespannt und kann nicht fassen das ich diesen Bastard um Hilfe Fragen muss.

Stille breitet sich einen Moment aus bis Campell sein Stimme wieder erhebt. "Ich höre mich um und gucke was ich raus finden kann." Erleichtert sacken meine Schultern ein Stück nach unten. In London passiert nichts was Campell nicht mitbekommen - alles läuft über seinen Schreibtisch.

Wir legen wieder auf ohne uns zu verabschieden. Nervös anfange ich an vor der Front auf und ab zu gehen und meine Möglichkeiten abzuwägen. Ich kann mir nicht vorstellen wie mein Leben aussehen würde, wenn ich Mia nicht wiederbekomme.

"Theo?"

Miguel kommt auf mich zu und reicht mir das kleine Tablett aus seiner Hand. "Wir haben den Van in einer verlassen Lagerhalle gefunden.", teilt er mir mit. "Ein Team ist schon auf den Weg, aber Überwachungsbänder zeigen das sie vermutlich nicht mehr da sind."

Frustriert trete ich gegen die Couch und fahre mir mit der rechten Hand über den Mund. "Fahren wir.", beschließe ich kurzerhand und gehe voran aus dem Hotel. Vor dem Eingang des Hotels steht schon ein SUV bereit an dessen Steuer ich mich setze.

Miguel springt schnell mit rein und lässt sich auf dem Beifahrersitz nieder. Viel zu schnell verlasse ich das Gelände und lasse mich von Miguel zur Lagerhalle navigieren. Der Verkehr ist zum Glück nicht ganz so schlimm, so das wir fünfzehn Minuten später an unserem Ziel ankommen.

Das Team ist schon vor Ort, hat die Gegend bereits gesichert und den Van durchsucht. "Keiner hier.", bestätigt mir der Teamleiter unzufrieden und wartet auf weitere Befehle. Stumm laufe ich an ihm vorbei und inspiziere selbst den Van.

Er ist wirklich leer und stinkt nach Reinigungsmitteln. Nicht ein Staubkorn liegt hier rum. Spuren zu finden wie ihren Aufenthaltsort verraten könnten ist unmöglich. "Stellt die Gegend auf den Kopf. Irgendwer muss was gesehen haben.", erteile ich neue Befehle.

Die Männer gehen nickend meinen Befehlen nach und verlassen die Lagerhalle. Miguel stellt sich zu mir und sagt ernst. "Aufgrund der derzeitigen Situation wäre es vielleicht sicherer Sofia zurück nach Madrid zu bringen."

Langsam drehe ich mich zu ihm um und studiere seine Gesichtszüge. Theoretisch höre ich auf Miguel wenn es um Sicherheitsaspekte geht, aber ich kann Sofia nicht einfach zurück nach Madrid schicken. Ich muss sie live sehen, damit ich sicher weiß das sie in Sicherheit ist.

"Nein."

Unzufrieden wendet sich Miguel ab und holt sein Handy aus der Hosentasche. Vermutlich verstärkt er die Sicherheit in London, damit Sofias Wohl garantiert werden kann. Gemeinsam setzen wir uns wieder in den Wagen und fahren zurück zum Hotel.

Unterweges fängt mein Handy an zu klingen. Über die Freisprechanlage nehme ich den Anruf entgegen. "Was hast du für mich?", frage ich ohne umschweife. "Deinen Gegner.", antwortet Campell gelassen und scheint im Hintergrund eine Tür zu zumachen.


Damit geht der Leseabend los. Viel Spaß. Jede Dreiviertelstunde kommt ein neues Kapitel.
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Eure Leni<3

Todo o nada 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt