Die letzte Bemerkung des Alten Mannes ließ Fred grinsen:
„Ach, sowas passiert unseren Herrn Majoren auch, sich von Huren unter Drogen setzen lassen?"
„Nur die Spitze des Eisbergs, vermute ich," versetzte der Alte Mann. „Wissen Sie, es ist dieses Alter."
Tom und Nikos sahen schuldbewusst die Tischplatte an, doch dann regte sich Widerspruch:
„Ihr wart doch auch nicht anders, damals," grummelte Tom.
„Du meinst, damals, als ich noch schön war, wie Deine Verlobte so nett sagt?" fragte Fred.
„Genau. Du hast doch bestimmt nichts anbrennen lassen."
„Wir sollten die anderen nicht so lange alleinlassen. Gehen wir in die Küche," wechselte der Alte Mann lieber das Thema. Tom fragte ihn:
„Übrigens, wenn Sie sich jetzt frei bewegen können, wollen Sie nicht dem General Delphi zeigen? Weißt Du, Fred, er ist Professor für Archäologie gewesen."
Fred war Feuer und Flamme:
„Oh, würden Sie das machen? Ich würde mich sehr freuen. Klaus, Du doch bestimmt auch, nicht?"
„Das wär toll. Wir mieten ein Auto. Ich fahre."
Nikos meinte, Jannis könnte ihnen ein Auto für die nächsten Tage zur Verfügung stellen, und der Alte Mann stimmte freudig zu. Er genoss es, Dinge, die er jahrelang nur heimlich und mit falschen Papieren machen konnte, nun wieder ganz legal zu tun.
„Tom, Nikos, einen Moment noch," sagte Basilis und schloss die Tür, als die anderen gegangen waren.
„Das Gesicht kenne ich. Es gibt Arbeit," konstatierte Tom.
„Ich kann Euch nichts vormachen, ich weiß," seufzte Basilis. „Aber so schlimm ist es nicht. Ihr braucht Eure Pläne nicht zu ändern. Wir haben nur ein paar Sachen zu transportieren, die Ihr mitnehmen könntet."
„Als da wären?"
Die beiden ersten Aufträge waren Routine. Die Druckerei, die der Widerstand in dem Kloster bei dem Gestüt nahe Drama betrieb, brauchte Papier, Farbe und ein Ersatzteil, und sie sollten Andreas, ihrem Vertreter in Iraklion auf Kreta, eine größere Summe Bargeld bringen, wenn sie ohnehin auf dem Weg nach Ägypten in Iraklion Station machten.
„Kein Problem, sagte Nikos. „Das war aber nicht alles, ich sehe es Dir an."
„Nein. Ihr müsst auch Papiere von Kreta aus mit nach Ägypten nehmen, und zwar für den Geheimdienst, also nicht für Numeiris Leute. Ihr bekommt sie von Andreas. Wir haben eine neue Quelle in Souda. Wir haben jetzt Zugang zu strategischen Planungen."
„Um was geht es?"
In Souda gab es seit einiger Zeit eine Arbeitsgruppe, die in Zusammenarbeit mit dem NATO-Hauptquartier in Brüssel Szenarien für ein Wiederaufflammen des Krieges zwischen Israel und Ägypten ausarbeitete, erklärte Basilis. Die Situation am Suezkanal war für alle Seiten inakzeptabel - die Frage war nur, wer den ersten Schritt zu einem weiteren Waffengang machen würde. Da Israel kein Interesse hatte, den Kanal zu überqueren, würde das wahrscheinlich Ägypten sein.
„Unser Kontaktmann hat die Zusammenfassung mehrerer Szenarien kopieren können, in denen Reaktionen der Israelis und ihrer Verbündeten auf einen ägyptischen Angriff durchgespielt werden. Diese Papiere sind den Ägyptern eine Menge Baumwolle wert, aber sie bestehen darauf, dass das Material in Alexandria übergeben wird. Normalerweise hätte ich Maher geschickt, aber das geht nicht, weil das nicht für Al-Numeiri ist, sondern ganz offiziell für den Mukhabarat. Der Mukhabarat darf aber gar nicht wissen, was Maher hier macht."
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Die richtigen Leute Band 9: Sorgt, dass die Wüste nicht wächst
Historical FictionIn „Sorgt, dass die Wüste nicht wächst", dem 9. Band meiner Buchreihe „Die richtigen Leute" werden Tom und seine Freunde in teilweise gefährliche Abenteuer in verschiedenen europäischen Ländern und in Afrika verwickelt. Sie begleiten den „größten Ha...