Am Morgen konnten sie dann endlich wieder die Fenster öffnen. Der Wind kam vom Meer, und die Sonne schien. Der Ausblick vom Balkon hatte sich allerdings völlig verändert. Straßen und Autos waren von gelblichem Staub überzogen, und an windgeschützten Stellen hatten sich kleine Dünen gebildet.
Während des Frühstücks rief Mansour an und berichtete, Oliver Tambo sei auf dem Weg nach Tripolis. Das Flugzeug, das ihn herbrachte, sollte sie später auch nach Athen bringen.
„Muhammad und Ali holen Euch gegen Mittag ab und bringen Euch ins Camp," kündigte er an. „Spätestens um drei Uhr heute Nachmittag sollt Ihr abfliegen."
„Fahren wir direkt vom Camp zum Flughafen?" fragte ihn Phil.
„Ja, also bringt Eure Sachen mit."
„Dann können wir aber nicht in Uniform kommen."
„Sollt Ihr auch nicht, außer Du natürlich, Phil. Du bleibst ja hier."
Amira war eine gewisse Erleichterung anzumerken, als die Besucher ihr Gepäck verstaut hatten und sich von ihr verabschiedeten:
„Es ist ja immer nett, Euch dazuhaben. Aber ein paar Tage nur mit meinem Mann sind auch nicht zu verachten. Oder kommen heute Abend vielleicht ein paar Südafrikaner zur Silvesterparty, Phil?"
„Wenn Du das möchtest, lade ich sie ein. Sie werden ja frühestens morgen zu den Palästinensern gebracht."
„Mach das. Dann lade ich ein paar von meinen Freundinnen ein."
„Die, die wir mal getroffen haben?" fragte Tom wissend.
„Mein Cousin möchte doch, dass unsere ANC-Freunde sich hier wohlfühlen," versetzte Amira, und nicht nur Tom bedauerte ein wenig, dass der Sandsturm schon vorbei war.
Im Zeltdorf wurden sie von Mansour Al-Marzouki abgefangen:
„Tambo kommt jeden Moment. Ihr sprecht sofort mit ihm, bevor er seine Leute begrüßt. Ihr müsst in Rom zwischenlanden, um eine neue Flugnummer zu bekommen. Die griechischen Behörden passen in letzter Zeit genauer auf, wer mit Privatmaschinen einreist. Ihr müsst in zwei Stunden am Flughafen sein, sonst seid Ihr nicht in Athen, wenn der Flughafen für den Jahreswechsel schließt. Klaus, Tom, Nikos, Phil, Ihr kommt mit. Ihr anderen geht zu Euren neuen Freunden ins Zelt."
Er führte die vier jungen Männer in eins der kleinen Besprechungszelte, wo der Geheimdienstchef mit ungewohnt grimmiger Miene wartete. Klaus' Beteuerung, der MAD-Chef persönlich würde ihn in Kürze um ein Gespräch über die Sicherheitsfrage bei Sommerston bitten, stellte ihn zufrieden. Dann besprach er mit Phil, wie er sich seine Kuriertätigkeit zum ANC in London vorstellte:
„Dein Kontaktmann wird der Sohn des Gärtners von Tambos Wohnanlage sein. Ihr werdet Euch zufällig kennenlernen, Tambo wird Dir sagen, wo. Ihr freundet Euch an. Mal besucht er Dich, mal Du ihn, ganz unauffällig. Dein libyscher Kontakt ist der Sohn eines Fahrers unserer Botschaft, der sich bei Dir melden wird, wenn Du wieder in London bist."
„Mein Freund Mole hat gefragt, ob er das nicht übernehmen kann," erwiderte Phil. „Wir wohnen im selben Haus, das heißt, er ist genauso erreichbar wie ich, und er hat einen entscheidenden Vorteil: er ist schwarz, und damit bei dieser Aufgabe unauffälliger als ich."
„Tom, dann hol Mole mal bitte, damit ich ihn kennenlernen kann. Die Bezahlung geht trotzdem an Eure Gruppe?"
„Ja, natürlich."
Das „Vorstellungsgespräch" dauerte eine Viertelstunde, dann reichte der libysche Geheimdienstler Mole zum Abschluss die Hand:
„Danke, und willkommen bei uns."
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Die richtigen Leute Band 9: Sorgt, dass die Wüste nicht wächst
Historical FictionIn „Sorgt, dass die Wüste nicht wächst", dem 9. Band meiner Buchreihe „Die richtigen Leute" werden Tom und seine Freunde in teilweise gefährliche Abenteuer in verschiedenen europäischen Ländern und in Afrika verwickelt. Sie begleiten den „größten Ha...