Bis zum Abendessen war es noch zwei Stunden, sodass sich alle anderen wieder am Lagerfeuer versammelten. Malische Soldaten hatten für den Abend schon Holz bereitgelegt. Killer brachte ein Thema auf, das sie immer mal wieder angesprochen, aber nie bis zu Ende diskutiert hatten:
„Leute, wenn wir nach Bamako fahren, müssen wir uns aber endlich impfen lassen. Ich habe zwar hier noch keine Mücke gesehen, aber ich habe keine Lust, mir Malaria einzufangen."
„Oder Tetanus, oder Gelbfieber oder sonstwas," ergänzte Högelmann. „Hoffentlich gibt's morgen keine Mücken. Ich habe auch keine Impfungen. Das wird wirklich höchste Zeit."
Major Dembé ließ es sich nicht nehmen, Gaddafi, seinen Minister, Tom und Phil persönlich zum Flughafen zu fahren.
„Was ich Euch jetzt sage, ist nicht für die Ohren des deutschen Geheimdienstes bestimmt. Auch nicht für Willy. Ich denke, ich kann mich auf Euch verlassen." Tom und Phil nickten. „Gut. Was wisst Ihr über Südafrika?"
„Apartheid. Extreme Rassentrennung. Weiße Minderheit unterdrückt schwarze Mehrheit. Reiches Land. Gold und Diamanten. Stärkste Industrie Afrikas. Wobei, reich sind nur die Weißen. Das System ist so brutal und stabil, dass der Widerstand keine Chance hat," referierte Phil. „Ach so, Weinbau gibt es wohl auch. Ein Bekannter von uns macht das."
„Ihr kennt also auch da Leute, das hätte man sich ja denken können," meinte Gaddafi. „Ich bekomme übermorgen Besuch vom Chef des African National Congress, der schwarzen Widerstandsbewegung, Oliver Tambo. Er lebt im Exil in London. Die eigentliche ANC-Führung sitzt seit Jahren im Gefängnis. Er bittet um finanzielle Unterstützung für ihr Hauptquartier in Tansania. Sie wollen das ausbauen, nicht nur, um Kämpfer auszubilden. Tambo und Nyerere, der Präsident von Tansania, wollen auch eine Universität für Schwarze gründen, die in Südafrika nicht studieren dürfen. Wir werden sie unterstützen. Das ist ein Lieblingsprojekt von Jalloud."
„Und wieso brauchst Du uns?" fragte Phil.
„Übermorgen kommt auch ein Trupp von 20 ANC-Kämpfern, die in Marokko ausgebildet worden sind. Sie sollen bei den Palästinensern dem Camp, das Du kennst, in Guerillataktik und Sabotage trainiert werden. Tambo will sich mit ihnen treffen. Ich werde sie eine Nacht in meinem Zeltdorf beherbergen. Ich möchte, dass Ihr sie am Flughafen empfangt und ihnen mit Khaled, Ali und Muhammad die Stadt zeigt. Am Abend veranstalten wir ein Essen für sie, da könnten die Londoner Musik machen. Die Kämpfer sollen sich in Libyen wohlfühlen."
„Okay, das machen wir doch gerne, die Uptones bestimmt auch," sagte Phil.
Tom sah Gaddafi kurz an, der seinen Blick richtig deutete:
„Richtig, Tom, das ist noch nicht alles. Wenn die Kämpfer am Samstag zu den Palästinensern gebracht werden, trefft Ihr Euch mit Tambo und unserem Geheimdienstchef. Wir möchten, dass Du, Phil, unser Kontakt zu Tambo in London wirst. Wir können das nicht so gut selbst machen. Ihr kennt das ja: Unser Geld nehmen sie alle, aber mit uns sehen lassen wollen sie sich nicht. Abgesehen davon muss Tambo in London sehr vorsichtig sein. Die Briten dulden ihn, aber er darf in England eigentlich nicht politisch aktiv werden."
„Ist das ein Befehl oder eine Bitte, das Phil Euren Kontaktmann macht?" fragte Tom.
„Eine Bitte," erwiderte Gaddafi. „Ich werde mir doch nicht Deinen Zorn zuziehen."
„Ich würde das schon machen," sagte Phil nach einigem Nachdenken. „Aber ich kann in London auch nicht jeden Tag stundenlang in der Gegend herumfahren. Ich habe Schule und noch ein paar andere Sachen zu tun."
„Ich weiß. Das wird auch nicht oft nötig sein. Es geht nur darum, hin und wieder Informationen zu transportieren, vielleicht auch mal Geld. À propos Geld. Tom, Du hast mich noch gar nicht gefragt, was wir Phil dafür bezahlen wollen."
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Die richtigen Leute Band 9: Sorgt, dass die Wüste nicht wächst
Fiction HistoriqueIn „Sorgt, dass die Wüste nicht wächst", dem 9. Band meiner Buchreihe „Die richtigen Leute" werden Tom und seine Freunde in teilweise gefährliche Abenteuer in verschiedenen europäischen Ländern und in Afrika verwickelt. Sie begleiten den „größten Ha...