Nikos fuhr mit ganz normaler Geschwindigkeit durch die leeren Straßen des Viertels jenseits des Syntagmaplatzes mit seinen Gewerbebetrieben. Dann bog er in die Sackgasse, die als solche nicht zu erkennen war, und hielt vor der Wand an ihrem Ende. Tom und er sprangen aus dem Wagen und liefen die wenigen Meter zurück, als der Rover auch schon um die Ecke kam.
Tom sah, wie sich die rote Welle in der Ferne aufbaute, die er von anderen Gelegenheiten nur zu gut kannte. Er ließ sie langsam näher kommen, machte einen Satz auf den Rover zu und riss die Fahrertür auf, Nikos packte den Fahrer am Kragen und zerrte ihn aus seinem Sitz. Das Auto machte einen Hüpfer nach vorn und ging aus, wodurch der Mann zu Boden gestoßen wurde.
„Keine Bewegung," rief Tom auf Englisch dem Beifahrer zu, der das Geschehen mit weit aufgerissenen Augen verfolgte. Tom hielt dem Fahrer sein Messer an die Kehle, während Nikos ultimativ verlangte:
„Ausweis her. Sofort."
Tom ließ die Welle einen Millimeter weiter heran und ritzte den Mann ganz leicht an Hals, sodass ein winziger Blutstropfen aus dem dünnen Schnitt quoll.
„Tom, lass den Scheiß," sagte Nikos leise.
Der Beifahrer reichte Tom einen englischen Diplomatenpass, und ein identisches Dokument fand sich auch in der Innentasche des Fahrers, den Nikos nach Waffen abtastete, ohne aber etwas zu finden. Auch der Beifahrer war unbewaffnet.
„Aussteigen," befahl Tom dem zweiten Mann, der ihm augenblicklich gehorchte. Tom führte seinen Gefangenen zu seinem Kollegen und befahl beiden, sich mit den Händen an die Mauer zu stützen und die Beine zu spreizen. Nikos setzte sich ans Steuer und fuhr den Rover auf die Hauptstraße, machte ihn aus, drückte die Knöpfe herunter und schloss die Tür.
„Oh, nun steckt der Schlüssel und die Türen sind zu," stellte er bedauernd fest. „Tut mir leid. Wie ungeschickt von mir. Ich wünsche Euch noch einen schönen Sonntag, und grüßt Euren Chef von uns."
„Und unsere Pässe?" fragte einer der Engländer.
„Die geben wir ihm selber, irgendwann mal," beschied ihn Nikos.
„Und von wem sollen wir ihn grüßen?"
„Das muss er schon selbst herausfinden," grinste Nikos.
Tom und Nikos stiegen in den Mustang und amüsierten sich köstlich über die finsteren Mienen der britischen Agenten.
„Jetzt fühle ich mich wirklich sicher," bemerkte Woody trocken, der in Afghanistan mehr als einmal mit zwielichtigen Gestalten konfrontiert war. Seine dortigen „Kindermädchen" hätten die Sache allerdings deutlich blutiger beendet. „Aber wieso zum Teufel beschatten mich die Engländer?"
„Ich vermute mal, weil sie das immer tun, das hat mir jedenfalls Phil erzählt," meinte Tom. „Und Richard, Dein Gesprächspartner, wird der Athener Niederlassung nicht gesagt haben, dass sie es diesmal sein lassen sollen. Nikos, was meinst Du, wie viel Geld verlangen wir für die Rückgabe der Pässe?"
„Lass mal. Mir reicht sein dummes Gesicht."
Die Gelegenheit bot sich zwei Stunden später, als Fred, Richard, Klaus und der Alte Mann aus Kap Sounion zurückkamen und sich zu ihnen auf die Dachterrasse setzten. Der Engländer begrüßte Sparks, ohne ihn beim Namen zu nennen, wie sie es ausgemacht hatten.
„Dieser Sonnenuntergang in Sounion, da möchte man den Dienst quittieren und nur noch malen," seufzte Fred. „Tom, ich kann verstehen, dass Du dauernd Urlaub brauchst, um herzukommen."
„Tja, wenn das alles immer so romantisch wäre. Wir hatten leider einen kleinen Zwischenfall auf dem Weg hierher," erwiderte Tom.
„Was ist passiert?"
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Die richtigen Leute Band 9: Sorgt, dass die Wüste nicht wächst
Ficțiune istoricăIn „Sorgt, dass die Wüste nicht wächst", dem 9. Band meiner Buchreihe „Die richtigen Leute" werden Tom und seine Freunde in teilweise gefährliche Abenteuer in verschiedenen europäischen Ländern und in Afrika verwickelt. Sie begleiten den „größten Ha...