„Was ist passiert?" fragte Herr Stöver, als Herr Dr. Merten sich über Oberstleutnant Al-Marzoukis Ausraster beschwert hatte.
„Wir konnten uns nicht über die Machtverteilung in einem Joint Venture einigen," erklärte der Sommerston-Manager. „Da sind richtig die Fetzen geflogen. Zum Glück haben Klaus und Tom dann einen Kompromiss vermittelt."
„Dachte ich mir, dass die sowas öfters machen," meinte Herr Stöver. „Das ging ja alles ruck-zuck, nachdem wir unser Gespräch in Bonn hatten."
„Waren Tom und Klaus schon mal in Ihrer Firma?" fragte Dr. Mertin.
„Nein, wir haben uns nur das eine Mal getroffen."
„Laden Sie sie mal ein" riet ihm Dr. Merten. „Die finden Sachen, von denen Sie selbst nicht wussten, dass sie existieren."
„Verstehe ich nicht."
„Sind halt sehr wache Menschen. Laden Sie sie ruhig mal ein," blieb Herr Dr. Merten Details schuldig.
***
Mr. Robbins, der Direktor von Phils und Hamits Schule, wartete mit seinem Anruf bei Richard, dem MI6-Agenten, bis fast alle seine Schüler in den Weihnachtsurlaub verschwunden waren.
„Na, diesmal werden sie wohl nur zu ihren Familien gefahren sein," kommentierte der britische Geheimdienstoffizier den Bericht des Schulleiters.
„Ich weiß nicht," erwiderte der. „Phil sagte, er wollte zu seiner Freundin fliegen, und ich glaube nicht, dass die in Griechenland wohnt. Er hat mal eine Bemerkung gemacht, das sei etwas kompliziert. Übrigens, wenn ich es richtig verstanden habe, begleitet ihn Hamit. Dann könnte es natürlich sein, dass Phils Freundin Ägypterin ist."
„Nicht Ägypterin. Afrika schon, aber nicht Ägypten."
„Libyen vielleicht?"
„Vielleicht. Nein, ich will ehrlich sein," korrigierte sich Richard. „Seine Freundin ist tatsächlich Libyerin. Studentin. Haben die gesagt, wann sie genau fliegen?"
„Sie sind gestern abgereist."
„Vielen Dank für Ihren Anruf. Und frohe Weihnachten, Mr. Robbins."
Richard dachte einen Moment lang nach, dann ließ er sich die Passagierlisten aller Maschinen von Europa nach Tripolis kommen. Es gab nicht gerade viele - eine von Rom und eine von Paris, die in Frage kamen, und er wurde auch sehr schnell fündig. Wenige Minuten später war ihm klar, dass es sich nicht nur um einen Privatbesuch handeln konnte, denn er entdeckte neben Phil und Hamit auch Tom und einen gewissen Major Klein, dazu zwei deutsche Industrielle, nämlich einen Ölmanager und einen Bauunternehmer. Ein weiterer deutscher Name fiel ihm auf: Högelmann. Man sollte einem alten Freund ein frohes Fest wünschen, dachte er und wählte Freds Nummer. Es gab sowieso noch etwas, das er gerne mit ihm besprochen hätte.
„Wie hast Du das nun wieder rausgekriegt?" lachte der Chef des MAD, nachdem Richard ihn vorsichtig fragte, ob er etwas über die Tripolis-Reisegruppe wüsste.
„Phils Schulleiter war so freundlich, mich zu informieren, und nun sehe ich noch ein paar bekannte Namen auf der Liste. Hast Du die losgeschickt?"
„Nein, diesmal nicht," antwortete Fred. „Sie helfen wohl einem deutschen Unternehmer, der in Libyen Häuser bauen will."
„Und dieser Abgeordnete Högelmann gehört auch dazu?"
„Nein. Der hat zufällig mitgekriegt, dass sie nach Libyen fliegen, und er interessiert sich wohl für Arabien. Junger Mann, will sich auf Außenpolitik spezialisieren. Muss aber noch ganz viel lernen."
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Die richtigen Leute Band 9: Sorgt, dass die Wüste nicht wächst
Historical FictionIn „Sorgt, dass die Wüste nicht wächst", dem 9. Band meiner Buchreihe „Die richtigen Leute" werden Tom und seine Freunde in teilweise gefährliche Abenteuer in verschiedenen europäischen Ländern und in Afrika verwickelt. Sie begleiten den „größten Ha...