Verführerischer Kaffeeduft weckte alle, die in Phils Wohnung übernachtet hatten. Tom sah auf seine Armbanduhr: halb zwölf! Er stand auf und lugte durch die Holzlamellen der klappernden Außenjalousie. Draußen war es dämmrig, was bedeutete, dass der Sandsturm weiter wütete. Nikos schlummerte noch. „Kaffee oder weiches Bett?" fragte sich Tom. Der Kaffeeduft siegte.
Im Wohnzimmer saßen schon Hamit, Manos, Klaus und Phil. Zahira und Amira bereiteten in der Küche das Frühstück vor.
„So ein richtiges Bett ist ja doch was Schönes," meinte Tom und streckte sich.
„Du bist aber nicht mehr im Bett. Zieh Dir mal was an. Was soll meine Frau von Dir denken?" rügte ihn Phil, der eine saubere und gebügelte Uniform trug. Die anderen grinsten, und Tom wurde rot, als er merkte, dass er noch völlig nackt war. Seine Entschuldigung machte es nicht viel besser:
„Sorry, ich fühle mich halt schon so zuhause bei Dir, Phil."
„Ach so, wenn Du Dich wohl fühlst, läufst Du nackt in der Gegend herum," versetzte Phil. „Dann fühlst Du Dich aber nicht oft wohl."
Diese Diskussion überforderte Tom, zumal er im Gegensatz zu den anderen noch keinen Kaffee getrunken hatte. Er schlich sich ins Schlafzimmer zurück, wo Nikos gerade erwachte.
„Hey, komm noch mal rein," lud er Tom ein.
„Steh Du mal lieber auf. Aber zieh Dir was an, bevor Du ins Wohnzimmer gehst."
„Warum sollte ich nackt ins Wohnzimmer... Moment, Gangster, bist Du etwa ...?"
„Ja, und alle haben es gesehen."
Nikos schüttelte den Kopf und grinste:
„Und sie haben Dich gehen lassen? Keinen Geschmack, die Leute."
Als sie vollständig bekleidet neben den anderen Platz nahmen, bemerkte Amira spitz:
„Zu schade, Tom, ich hab Dich eben nur von hinten gesehen."
„Du weißt doch ganz genau, wie er von vorne aussieht," erinnerte Phil sie an ihr erstes Zusammentreffen mit Tom. „Außerdem sollte Dir mein Anblick eigentlich genügen."
„Ach, jeden Tag dasselbe," beschwerte sich Amira. „Allmählich wird's langweilig. Gönn mir doch mal ein bisschen Abwechslung."
Amiras Wunsch war Phil Befehl:
„Tom, zieh Dich aus. Meine Frau will Dich von vorne sehen."
Der Angesprochene trank seine Kaffeetasse aus, stand gehorsam auf und begann, sich das Hemd aufzuknöpfen. Nikos überlegte ganz kurz, ob er eingreifen sollte, aber er war zu gespannt, wer wann die Aktion stoppen würde. Oder ob überhaupt. Tom legte sein Hemd neben sich und öffnete das Koppelschloss und die vier Knöpfe seiner Hose. Er zog sie aus, legte sie auf sein Hemd und lächelte Amira an:
„Ab jetzt kostet's Geld."
„Letztes Mal haben wir beide das auch umsonst gemacht," erinnerte sie ihn, woraufhin er sich seiner grauen Socken entledigte. Nun war nur noch die beinahe knielange, olivfarbene Armeeunterhose zwischen ihm und dem Publikum. Hamit beugte sich zu Klaus und flüsterte in sein Ohr:
„10 Dollar, wenn er's macht."
„Kannst Du mir gleich geben," flüsterte Klaus zurück.
„Willst Du das wirklich?" fragte Tom Amira, und sein Grinsen fiel ein kleines bisschen unsicher aus.
„Willst Du Reden halten oder der Dame des Hauses gehorchen?" fragte sie ihn.
„Ich weiß nicht, was der Herr des Hauses dazu sagen würde," entgegnete Tom.
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Die richtigen Leute Band 9: Sorgt, dass die Wüste nicht wächst
Historical FictionIn „Sorgt, dass die Wüste nicht wächst", dem 9. Band meiner Buchreihe „Die richtigen Leute" werden Tom und seine Freunde in teilweise gefährliche Abenteuer in verschiedenen europäischen Ländern und in Afrika verwickelt. Sie begleiten den „größten Ha...