„Ich werde das hier vermissen," sagte Tom mit Blick auf sein zur Kommandozentrale umfunktioniertes Dienstzimmer wehmütig, als er am Morgen ein letztes Mal seinen Dienst auf der Hardthöhe antrat.
„Und ich Dich," antwortete Klaus betrübt. Sie räumten den Besprechungsraum leer, und Tom packte seine Habseligkeiten ein, die über mehrere Zimmer verteilt waren. Um halb zehn rief Franz Terlinden an und meldete, der Bundestagsabgeordnete Högelmann sei schon da.
„Soll ich ihn rüberbringen?" fragte er Tom, der antwortete:
„Das wäre nett. Merk Dir, was er Dich alles fragt, aber gib ihm keine Antworten."
Der Besucher war ein schlanker, junger Mann mit vollem, braunem Haar, langen Koteletten und exakt gestutztem Schnurrbart. Er trug einen leichten braunen Mantel, Jeans und Anzugjacke und wirkte, als ob er unter Strom stünde, nicht nur körperlich. Tom führte ihn in den Besprechungsraum, wo er den Mantel des Besuchers an einen Wandhaken hängte und ihm einen Stuhl anbot. Dann brachte er Franz zur Tür, der flüsterte:
„Der wollte wissen, was das hier für eine Einrichtung ist, und ungefähr hundert andere Sachen. Ich bin ganz froh, dass Ihr mir nie etwas verraten habt. Sehen wir uns wieder, Tom?"
„Ich komme alle paar Wochen nach Bonn. Wir melden uns."
Zurück im Besprechungsraum, schenkte Tom Kaffee ein.
„Panzergrenadier Tom," sagte der Jungpolitiker mit tadelndem Unterton, „Ihre Begrüßung war ziemlich lasch. Hat man Ihnen nicht beigebracht, wie das als Soldat geht?"
„Ich dachte, unter Springern pflegt man keinen so förmlichen Umgang," erwiderte Tom, stand aber auf, legte die Hand an die Schläfe und sagte, „Panzergrenadier Tom, bei der Arbeit. Was kann ich für Sie tun, Herr Oberleutnant?"
„Setzen Sie sich. Sie sind auch Fallschirmspringer? Das können Sie aber nicht in Ihrer Dienstzeit gelernt haben."
„Nein. Ist mehr so ein Hobby," erklärte Tom und fragte kühl, „also, um was geht es?"
„Zunächst einmal würde mich interessieren, was dieser Stab eigentlich genau macht," sagte Högelmann. Anstelle einer Antwort sagte Tom:
„Ach, einen Moment bitte."
Er griff zum Telefonhörer und erinnerte Klaus:
„Major, sollte Herr Högelmann nicht die Erklärung unterschreiben?"
Sekunden später betrat Klaus den Raum und legte ein Formular auf den Tisch. Der Politiker überflog es und setzte eine schwungvolle Unterschrift unter das Dokument.
„Wäre ja nicht nötig," meinte er, „ich bin als Oberleutnant natürlich Geheimnisträger, und als Abgeordneter sowieso."
„Abgeordneter sind Sie noch gar nicht," versetzte Tom, „und wenn Sie genau gelesen haben, geht diese Erklärung über das hinaus, was Sie damals bei der Bundeswehr unterschrieben haben. Sie sind hier beim MAD, nicht bei irgendeiner Heimatschutztruppe."
Die Erwähnung der „Heimatschutztruppe", die unter Bundeswehrsoldaten einen ziemlich bescheidenen ruf hatte, erzürnte den Abgeordneten:
„Ich bin..."
„Ich weiß, Fallschirmjäger," unterbrach ihn Tom, um gleich eine weitere Demütigung hinzuzufügen, denn Högelmann war ihm auf Anhieb unsympathisch: „Ach, wären Sie so nett und geben Major Klein Ihre Tasche mit?"
„Kommt gar nicht in Frage, die brauche ich," entrüstete sich Högelmann.
„Ist es Ihnen lieber, wenn ich sie durchsuche?" insistierte Tom, und
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Die richtigen Leute Band 9: Sorgt, dass die Wüste nicht wächst
Historical FictionIn „Sorgt, dass die Wüste nicht wächst", dem 9. Band meiner Buchreihe „Die richtigen Leute" werden Tom und seine Freunde in teilweise gefährliche Abenteuer in verschiedenen europäischen Ländern und in Afrika verwickelt. Sie begleiten den „größten Ha...