27 Überraschung !

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Tom überbrachte den Uptones telefonisch die frohe Botschaft und zog sich dann mit Klaus und Ahmed ins Büro zurück. Der Libyer erklärte ihnen noch einmal ausführlich die Konstruktion des Joint Ventures von Stövers Firma mit dem libyschen Baukonzern, die er zusammen mit Mansour ausgearbeitet hatte. Abschließend fragte er sie:

„Meint Ihr, das würde so funktionieren? Eigentlich profitieren alle Beteiligten, oder haben wir irgendwas übersehen?"

„Das hört sich alles solide an," meinte Tom. „Es ist ja auch sicher nicht das erste Mal, dass die Libyer sowas machen, siehe Sommerstons Kooperation mit der libyschen Ölgesellschaft. Ich sehe nur eine Schwierigkeit, und die liegt nicht auf der libyschen Seite. Stövers Firma geht es nicht gut. Wird seine Bank das Geschäft vorfinanzieren?

Hinzukommt, der Stöver ist ja kein Großkonzern, der hat noch nicht mal eine Rechtsabteilung. Und da müssen reihenweise international gültige Verträge gemacht werden. Högelmann hat ihm eine Kanzlei empfohlen, aber wenn das alles schnell gehen soll, müssen da Juristen dran, die sowas täglich machen. Ich wüsste, wer sowas hat und auch bei der Finanzierung helfen kann."

„Nämlich?" fragte Ahmed.

„Sommerston," antwortete Tom. „Der Justitiar, Schmidtke-Emden, war sogar schon mal hier. Also: Mansour hat gesagt, Sommerston solle mit dem neuen Gemeinschaftsunternehmen den Pilotvertrag über den Bau von x Häusern abschließen. Vielleicht sollte sich Sommerston an dem Joint Venture auch beteiligen, sagen wir mit zehn Prozent. Sie brauchen kein Geld hineinzuschießen, aber sie stellen ihre Rechtsabteilung zur Verfügung und übernehmen gegenüber Stövers Bank eine Bürgschaft für die Vorfinanzierung."

„Das hört sich gut an. Ich könnte mir vorstellen, dass Dr. Merten darauf anspringt," pflichtete Klaus ihm bei. „Woher weißt Du sowas?"

„Das ist der Vorteil vom Grundwehrdienst: Du hast unendlich viel Zeit," erklärte Tom. „Ich habe abends „Volkswirtschaft Grundstudium" gelesen, 400 Seiten. Jetzt weiß ich, was ich nicht studiere."

Ahmed brauchte eine Weile, um Toms Gedanken nachzuvollziehen und in seine, besser gesagt Mansours Verhandlungstrategie einzubauen. Dann hellte sich sein Gesicht auf:

„Das sind tatsächlich Punkte, die wir nicht genügend berücksichtigt haben. Ich meine, ich habe mich sowieso ein bisschen komisch gefühlt, weil im Prinzip Mansour das ganze Konzept erarbeitet hat und ich nur meinen Kopf hinhalte, weil unser Gesetz eben vorsieht, dass da so einer wie ich zwischengeschaltet ist. Das wäre der erste substanzielle Beitrag, der von mir kommt. Und Ihr habt Euch damit endgültig verdient, etwas von meiner Provision abzubekommen."

***

Bis zum Mittag verliefen die Verhandlungen reibungslos. Mansour rief auf Ahmeds Bitte hin kurzfristig auch den Sommerston-Manager Dr. Mertin hinzu, der seinen Rundflug verschieben musste. Ahmeds Vorschlag einer Minderheitsbeteiligung von Sommerston wurde von allen Seiten positiv aufgenommen. Die großen Linien der Zusammenarbeit der drei Firmen waren unstrittig. Beim Mittagessen nahm Dr. Merten Klaus beiseite.

„Hat der Geheimdienst eigentlich auch ein Interesse in dieser Angelegenheit? Sie sind doch sicher nicht nur hier, um auf Tom aufzupassen, wie Sie gesagt haben."

„Ich werde schon meinem Chef berichten," gab Klaus zu. „Man macht sich Gedanken über die Sicherheit Ihrer Firma."

„Inwiefern das denn?" fragte Dr. Merten verständnislos. „Die Libyer, also im Prinzip der Staat, sind doch beteiligt. Die werden schon für die Sicherheit unserer Anlagen sorgen."

„Natürlich, sie werden Überfälle auf Ölanlagen verhindern," sagte Klaus. „Wir denken da mehr an solche Dinge wie Abwehr feindlicher Spione oder gar Saboteure. Es soll finstere Mächte geben, die es nicht gerne sehen, wenn sich deutsche Firmen in Libyen engagieren. Auch die Transporte sind anfällig."

Die richtigen Leute Band 9: Sorgt, dass die Wüste nicht wächstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt