Auf dem Weg zum Frühstück auf der Dachterrasse schwatzte Nikos Herrn Tsikos eine Zeitung ab, die an der Rezeption lag. Auf dem Titelblatt war Richard M. Nixon lächelnd und mit dem Victory-Zeichen abgebildet, der Ausgang der US-Wahl damit klar.
„Schade, ich hätte es McGovern gegönnt," meinte Tom. „Aber der war ihnen anscheinend zu links: gegen den Krieg, für die Legalisierung von Drogen und Abtreibung."
„Es war wohl nicht nur das," widersprach Nikos. „Immerhin ist Nixon nach China gereist und verhandelt mit Moskau über Abrüstung. Euer Willy Brandt könnte seine Entspannungspolitik nicht machen, wenn ihn Nixon nicht unterstützen würde. Es klingt wie ein Widerspruch in sich, aber dieser rechte Knochen hat die Welt wirklich sicherer gemacht. Denk mal an die Verhandlungen in Paris. Er beendet den Vietnamkrieg."
„Nachdem er ihn in die Nachbarländer exportiert hat," erwiderte Tom sarkastisch. „Es wundert mich ein bisschen, dass Du einen Republikaner verteidigst."
„Lincoln war auch einer," erinnerte ihn Nikos, „und der hat die Sklaven befreit."
Tom gab sich noch nicht geschlagen:
„Lincoln hätte den Bürgerkrieg vermeiden können, und er wollte die Schwarzen nicht aus lauter Humanität befreien. Die Industrie im Norden der USA brauchte sie einfach als Arbeiter."
Nikos auch nicht:
„Wie dem auch sei, Nixon hat anscheinend haushoch gewonnen. Nach allem, was er für den Frieden getan hat, ist das eine gute Nachricht."
Der MAD-Chef beteiligte sich nicht an ihrer Diskussion. Die Sonne war dabei, den morgendlichen Dunst zu vertreiben und tauchte die Stadt in ein mildes, milchiges Licht. Er neigte nicht zu Sentimentalitäten, aber er konnte nachvollziehen, warum Tom und seine Freunde so gerne hier waren. Schade nur, dass seine Frau nicht dabei war. Als sie fast schon zu Ende gefrühstückt hatten, kam auch Klaus und beschwerte sich:
„Ihr hättet mich mal wecken können. Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier."
„Ich auch," sagte Tom. „War wohl nötig."
Tom und Nikos chauffierten Klaus und Fred zu Jannis' Werkstatt, wo der Alte Mann schon wartete. Jannis übergab Klaus einen zwei Jahre alten Opel, und die drei machten sich auf den Weg nach Mykenä. Tom und Nikos packten einige Kartons Papier, Farbkanister und ein in Ölpapier eingewickeltes Ersatzteil in den Kofferraum und holten Panos in Agios Andreas ab, der ganz zappelig war:
„Ich bin so aufgeregt. Meine erste Geschäftsreise. Und stellt Euch vor, der Besitzer von dem Haus, in dem Sophia und Maher wohnen, vermietet mir den kleinen Laden im Erdgeschoss. Ich werde ein richtiger Geschäftsinhaber. Hoffentlich kann ich in Kastoria günstig einkaufen."
„Wie viel Geld hast Du denn mit?" fragte Tom.
„Alles, was ich verdient habe, abzüglich dem, was ich bis Ostern zum Leben brauche. Die Schnüre für meine Armbänder und Halsketten kosten nicht viel. Ich dachte, ich mache meinen Laden noch vor Weihnachten auf. In der Zeit kaufen die Leute fast mehr als die Touristen im Sommer. Vielleicht finde ich Sachen, die man im Winter an die Griechen verkaufen kann."
Tom war ein bisschen skeptisch:
„Übernimm Dich nicht. So viele Leute kommen im Winter nicht nach Agios Andreas. Nicht, dass Du auf den Sachen sitzen bleibst."
„Glaube ich nicht," widersprach Panos. „Theo hat eine Idee gehabt. Wir verstehen uns inzwischen ziemlich gut. Er meint, ich soll mit Manos, Dimi und Ioanna zusammen Reklame in Athen machen. Die würden mitmachen, sagen sie."
„Wir sollten von Drama aus mit Papa Michael telefonieren," schlug Nikos vor. „Wenn wir mit ihm zusammen bei den Lederherstellern vorbeigehen, kriegen wir bestimmt einen besseren Preis. Das mit der gemeinsamen Werbung finde ich gut."
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Die richtigen Leute Band 9: Sorgt, dass die Wüste nicht wächst
Historical FictionIn „Sorgt, dass die Wüste nicht wächst", dem 9. Band meiner Buchreihe „Die richtigen Leute" werden Tom und seine Freunde in teilweise gefährliche Abenteuer in verschiedenen europäischen Ländern und in Afrika verwickelt. Sie begleiten den „größten Ha...