14 Mal wieder eine Fliegerstaffel?

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Auch in Alexandria war es spätsommerlich warm. Tom, Nikos, Fred und Klaus hasteten durch die Boulevards der Stadt, die so ganz anders war als Kairo. Überall gab es kleine Parkanlagen. Viele Villen, die von Firmen oder staatlichen Einrichtungen genutzt wurden, waren von sattgrünem Rasen umgeben. „Alexandria ist Mittelmeer," dachte Tom, „und Kairo ist Afrika." Im Sonnenuntergang erreichten sie den Liegeplatz der Tutanchamun, wo die Einschiffung weniger PKWs und Lastwagen in vollem Gang war. Die Passagiere waren wohl schon an Bord, denn der Kai war fast menschenleer.

Am Fuß der Gangway kontrollierten vier weiß gekleidete Zöllner ihre Ausweise.

„Kommen Sie bitte mit," sagte der älteste von ihnen zu Tom und Nikos.

„Ist etwas nicht in Ordnung?" fragte Tom.

„Sie werden erwartet," antwortete der Zöllner und führte die beiden zu einem flachen Betonbau, vor dem die ägyptische Flagge wehte. Ein Messingschild neben der offen stehenden Holztür war auf Arabisch geschrieben und deshalb für Tom und Nikos nicht lesbar.

An der Hinterseite des Empfangsraums, der mit einem Schreibtisch und einem Telefon kahl wirkte, ging eine Tür ins Innere des Gebäudes. Dahinter befand sich ein düsterer Gang mit Betonfußboden. Es roch zementig-neu. Der Offizier öffnete die erste von drei Türen auf der linken Seite. Tom warf einen Blick in den wenig einladenden, fensterlosen Raum. In der Mitte stand ein Tisch mit vier Stühlen, an der Wand ein weiterer, großer Holztisch – das war ganz klar ein Verhörraum. Zwei Neonröhren tauchten die Kammer in kaltes Licht.

„Setzen Sie sich," lächelte der Offizier und entfernte sich.

„Was gibt das nun wieder?" fragte Tom. Er war etwas nervös. Die Tut würde in einer halben Stunde ablegen, und im Gegensatz zu Libyen richteten sich die Abfahrtszeiten in Alexandria sicher nicht danach, ob die Herren Tom und Nikos an Bord waren.

„Die haben doch auf uns gewartet, und sie waren freundlich. Kein Grund zur Beunruhigung," meinte Nikos. Die Tür öffnete sich und ein Zöllner brachte vier Gläser und goss Tee ein.

„Die machen's aber spannend," sagte Tom leise. War er am Vorabend jemandem auf die Füße getreten? Seine innere Unruhe nahm zu.

Sie legte sich auch nicht, als General Al-Kassem den Raum betrat:

„Meine Herren, ich wollte es nicht versäumen, mich nach Ihrem Befinden zu erkundigen, bevor Sie abreisen. Sie hatten einen Unfall, habe ich gehört."

„Danke, Herr General, sehr freundlich," antwortete Nikos. „Der Kopf tut ein bisschen weh, aber das geht bald vorbei."

„Da bin ich aber froh. Der Bericht von Hauptmann Al-Haydar war beunruhigend. Sie müssen ein gutes Gedächtnis haben, dass Sie den Mann nach so langer Zeit wiedererkannt haben."

„Manche Gesichter vergisst man nicht," verbog Tom die Wahrheit.

Der General bat sie, die Barette abzunehmen und inspizierte ihre Verletzungen.

„Wer hat das denn genäht? Der Hauptmann sagte, Sie wollten nicht ins Hospital."

„Wir haben Freunde, die Medizin studieren."

„Ich bin erleichtert, dass Ihnen nicht mehr passiert ist."

Er ging zur Tür und winkte:

„Darf ich Ihnen einen guten Bekannten vorstellen, der Sie gerne kennenlernen wollte. Richard, das sind die Majore Tom und Nikos, Tom und Nikos, das ist mein englischer Freund Richard."

Tom hatte nicht vergessen, dass der Engländer auf dem Schiff eins ihrer Geheimnisse verraten hatte, und das aus kalter Rache. Hier bot sich ganz unerwartet die Gelegenheit, es ihm heimzuzahlen. Er grinste den Briten an und spöttelte:

Die richtigen Leute Band 9: Sorgt, dass die Wüste nicht wächstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt