Phil und Hamit waren ratlos. Wenn ihr Verfolger nicht von Richard beauftragt worden war, gab es eigentlich nur eine Möglichkeit, die Phil aber nicht sehr wahrscheinlich fand:
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Fred uns jemand auf den Hals hetzt."
„Fred? Wer ist das?" fragte der Studioleiter.
„Der Chef vom MAD," antwortete Phil. „Nein, die Deutschen sind das nicht. Oder vielleicht die Ostdeutschen?"
„Oder die Israelis," meinte Hamit. Phil nickte:
„Das könnte sein. Die haben ja nicht alle schwarze Haare."
„Wieso Israelis?" fragte der Leiter des deutschen Fernsehstudios. „Was habt Ihr nun wieder mit denen zu tun?"
„Du hast sicher mitbekommen, dass die Israelis Leute nach München geschickt haben, während der Geiselnahme," erklärte Phil. „Wir haben mal einen kennengelernt, ganz netter Typ übrigens."
Der Journalist runzelte die Stirn:
„Die Israelis waren auch eingeweiht?"
„Wieso auch?" entgegnete Phil. „Wer war denn noch eingeweiht? Du warst doch selbst in München, und gute Verbindungen hast Du auch. Du dürftest gemerkt haben, dass der Mossad anwesend war."
„Ja schon, aber..."
„Na siehst Du."
***
Der Nieselregen begleitete Nikos, Tom und Panos bis nach Thessaloniki, aber als sie von der Nationalstraße in Richtung
Kastoria abbogen, klarte es auf. Am Mittag parkten sie vor dem kleinen Hotel, wo sie schon häufiger abgestiegen waren. Der Wirt servierte ihnen Stifado mit griechischen Nudeln.
„Willkommen zurück," strahlte Papa Michael und umarmte sie. „Nun seid Ihr also unter die Geschäftsleute gegangen. Wie kommt's?"
Panos erzählte ihm seine Geschichte.
„Du hast Mut, junger Mann," kommentierte der Mönch. „Ich wünsche Dir Glück und Gottes Segen für Dein Vorhaben. Wir können gleich losgehen. Eigentlich ist Mittagspause, aber wir besuchen als Erstes zwei Bekannte von mir, die sperren für uns auf. Ich habe ihnen gesagt, Du machst vielleicht einen Großeinkauf."
Gleich die erste Adresse war ein Volltreffer. Der Laden hatte sich auf Taschen aus braunem Naturleder spezialisiert, von Damenhandtaschen über Umhänge- bis hin zu Aktentaschen. Panos notierte sich die verlangten Preise und sagte zu dem Händler:
„Wir kommen später wieder, wenn wir andere Angebote eingeholt haben. Ich finde Ihre Taschen sehr schön, aber ein bisschen zu teuer. Ich muss ja auch noch was daran verdienen."
Der Kaufmann, ein älterer Mann mit einem Bierbauch, wollte ihn nicht so einfach gehen lassen:
„Geben Sie mir doch mal eine Idee, wie viele Taschen Sie kaufen würden. Dann kann ich vielleicht Mengenrabatt geben."
„Sagen wir zum Beispiel 10 Handtaschen, 10 von diesen Umhängetaschen und 20 von den großen Aktentaschen. Gibt es die auch mit einem Träger?"
Der Händler nahm Zettel und Stift und rechnete.
„Bei der Menge würde ich Ihnen 20 Prozent Rabatt geben, und die Träger für die Aktentaschen gibt's gratis dazu."
„Wir sehen uns noch ein wenig im Ort um und kommen dann wieder," versprach Panos.
Der zweite Laden wurde von einem Mann in Panos' Alter, also Mitte zwanzig, geführt. Er verkaufte Lederhosen, hellbraune aus Wildleder, und dunkelbraune und schwarze aus glattem Leder. Sie waren an den Außenseiten geschnürt, das hatten sie noch nie gesehen. Nikos probierte eine schwarze an. Der Verkäufer zog die Schnüre so fest, dass die Hose ganz eng saß. Nikos war begeistert. Er verrenkte und bückte sich, ging vor die Tür und lief fünfzig Meter die Straße hinauf und wieder zurück.
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Die richtigen Leute Band 9: Sorgt, dass die Wüste nicht wächst
Historical FictionIn „Sorgt, dass die Wüste nicht wächst", dem 9. Band meiner Buchreihe „Die richtigen Leute" werden Tom und seine Freunde in teilweise gefährliche Abenteuer in verschiedenen europäischen Ländern und in Afrika verwickelt. Sie begleiten den „größten Ha...