22 Schlaf gut, kleiner Major

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Gegen zehn Uhr am selben Abend gingen Tom und Klaus zu Farouk und Rahim, die sie zum Essen eingeladen hatten. Billy war auch da, und so kam, was kommen musste:

„Leute, dann fliege ich auch nach Athen. Georg fährt im Moment die Strecke Piräus-Kreta, und er meint, über Weihnachten kriegt er frei. Ich würde ja gerne mit Euch den Umweg über Tripolis machen, aber ich fahre lieber die ganze Zeit nach Griechenland."

Die beiden Libyer hatten inzwischen einen Doktorvater gefunden. Ein Professor hatte sie ermutigt, ihre fast fertigen Diplom- zu Doktorarbeiten auszubauen und ihnen in Aussicht gestellt, in maximal 12 Monaten mit Diplom und Promotion fertig zu sein. Nach Rücksprache mit Tripolis hatten sie sein Betreuungsangebot angenommen. Im neuen Jahr würden sie sich bei Dr. Merten von der Firma Sommerston vorstellen, der telefonisch zugesagt hatte, sie einzustellen, sobald sie ihr Studium beendeten. Bei dem Vorstellungsgespräch sollte es nur noch darum gehen, in welcher Funktion sie für Sommerston arbeiten könnten.

Am Samstagmittag besuchten Tom und Klaus dann den libyschen Geschäftsinhaber und Geheimagenten Malik, der seinen Laden schloss und sie in seine Wohnung begleitete. Klaus musste schlucken, als er das Funkgerät in dem Kabuff hinter der Speisekammer sah, das Tom ja bereits kannte. Spontan fiel Klaus die Diskussion zwischen Tom und Fred zum Thema Loyalitäten ein. Im Augenblick war Tom wohl der griechischen Gruppe loyaler als dem MAD. Klaus fand, es wurde Zeit, sich mit diesem Thema ernsthaft zu befassen.

Mansour Al-Marzouki meldete sich um kurz vor halb eins. Klaus setzte den zweiten Kopfhörer auf, und was der Libyer mitzuteilen hatte, überraschte Klaus und Tom gleichermaßen. Ein libysches Bauunternehmen war laut Mansours Bericht sehr an einer Zusammenarbeit mit der westfälischen Fertigbaufirma interessiert, und die Regierung unterstützte das Vorhaben, wofür es einen guten Grund gab:

„Wir möchten," erläuterte Mansour, „dass die beiden Firmen ein Joint Venture gründen, das für den Transport der Fertigteile, die Erstellung der Fundamente und der Infrastruktur und den Aufbau der Häuser zuständig ist. Das Gemeinschaftsunternehmen soll später diese Häuser auch in anderen Ländern bauen. Wir haben schon einige Unterlagen hier, die eingereicht wurden, bevor wir den Vertreter der Firma verhaften mussten. Die Häuser eignen sich nicht nur als Arbeiterunterkünfte. Sie können ebenso gut für den ganz normalen Wohnungsbau eingesetzt werden, und mit einigen Modifikationen auch als Truppenunterkünfte. Es gibt also einen ziemlich großen Markt.

Die Gewinne der Firma sollen zehn Jahre lang zwischen den beiden Mutterfirmen aufgeteilt werden. Danach übernimmt die libysche Firma den Anteil der deutschen und erhält das Recht, diese Häuser selbst zu bauen und zu vermarkten. Die deutsche Firma bekommt dann nur noch eine Lizenzgebühr von 10 Prozent."

Tom hatte Mühe, all diese Details mitzuschreiben. Er hatte nicht damit gerechnet, quasi ein komplettes, ausgeklügeltes Konzept vorgelegt zu bekommen.

Mansour gab ihm ein paar Minuten Zeit. Dann beantwortete er geduldig etliche Nachfragen, die Tom und Klaus einfielen, während sie das Gehörte notierten. Schließlich ging es noch darum, wann die Verhandlungen in Tripolis stattfinden sollten.

„Ich hätte vom 23. Dezember bis zum 1. Januar Zeit," sagte Tom. „Es wäre schön, wenn das am Anfang oder Ende meines Urlaubs sein könnte, dann kann ich noch für ein paar Tage nach Athen."

„Das trifft sich gut," antwortete Mansour. „Oberst Gaddafi möchte die deutschen Geschäftsleute gern selbst treffen, und er fliegt am 26. Dezember nach Mali. Wir könnten am 24. und 25. verhandeln. Ich weiß, das ist bei Euch Weihnachten, aber die deutsche Firma hat's anscheinend nötig, da werden sie den Termin wohl akzeptieren."

„Woher weißt Du, dass die Schwierigkeiten haben?" fragte Tom.

„Wir haben uns natürlich schon über sie informiert, als sie ihren ersten Anlauf gemacht haben," erklärte Al-Marzouki. „Also, kommt Ihr an Weihnachten?"

Die richtigen Leute Band 9: Sorgt, dass die Wüste nicht wächstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt