Stavros setzte zu einem ungewohnt langen Vortrag an:
„Morgen und übermorgen finden hier die Verhandlungen mit den Baufirmen und Sommerston statt. Dienstagfrüh fliegt Euch Tareq mit der Noratlas nach Timbuktu. Muhammad und Khaled begleiten Euch. Hassan, Ali und Ahmed werden leider hier gebraucht. Ihr nehmt Reis für die Tuareg mit und überwacht die Übergabe. Die Tuareg laden die Säcke aus und transportieren sie ab. Unser Vorauskommando, das in der Nähe von Timbuktu für Euch Zelte aufbaut, unterstützt Euch. Ihr bekommt Pistolen und MPis, für den Fall, dass es Probleme gibt. Phil, Du hast das während der Mission Kommando. Du wirst noch eingewiesen, wie der Reis verteilt werden soll.
Ich komme mit Oberst Gaddafi und dem Wirtschaftsminister am Nachmittag nach. Das Zeltdorf liegt nördlich der Stadt. Am Abend gibt es dort ein Gespräch mit Tuareg-Vertretern, und am nächsten Morgen mit Traoré und am Nachmittag mit beiden Delegationen, also den Tuareg-Abgesandten und Traorés Leuten. Der Rückflug ist für Donnerstag geplant, hängt aber davon ab, wann die Verhandlungen abgeschlossen werden. Im Dunkeln kann man in Timbuktu nicht starten. Es kann also auch Freitag werden."
Tom rechnete kurz nach. Am Sonntag mussten sie nach Deutschland zurückfliegen. Der Umweg über Athen würde sich kaum noch lohnen, wenn sie womöglich erst am Freitag wieder in Tripolis waren. Es sei denn... Er müsste mal mit Major Klaus Klein diskutieren, ob es nicht eine Möglichkeit gab, die Reise ein wenig zu verlängern.
Allerdings hatte Tom da ein kleines, aber nicht ganz unbedeutendes Problem:
„Ich habe den Namen Timbuktu schon mal gehört," sagte er. „Aber ich habe keine Vorstellung, wo das genau ist und wie es da aussieht. Weiß jemand mehr?"
Hamit setzte zu einer Antwort an, wurde aber von Gaddafi unterbrochen:
„Ich interpretiere das so, dass Ihr mitkommt? Befehlen möchte ich Euch das nicht. Ihr wolltet ja eigentlich Urlaub machen."
„Also, ich komme auf jeden Fall mit," sagte Tom und schaute in die Runde. Alle nickten.
„Das freut mich," lächelte Gaddafi zufrieden. „Komm, Jalloud, sie haben viel zu besprechen, und es ist schon spät. Verhandelt morgen gut, dann gibt's eine Feier im Zelt. Gute Nacht."
Phil geleitete Gaddafi und Jalloud ins Wohnzimmer, wo sie sich von Högelmann verabschiedeten, und dann zur Tür. Gaddafi schüttelte ihm die Hand und sagte:
„Phil, danke für das gute Essen und die Gastfreundschaft."
„Es war mir eine Ehre. Ach, eine Kleinigkeit noch. Habt Ihr an Süßigkeiten gedacht?"
Gaddafi schaute ihn verständnislos an:
„Wie bitte?"
„Reis macht die Menschen satt," erklärte Phil seinen Gedankengang, „aber Süßigkeiten machen sie glücklich. Und die Menschen werden immer daran denken, wer sie glücklich gemacht hat."
Der Oberst stieß seinen Premier lachend mit dem Ellenbogen an:
„Warum haben wir nicht an Süßigkeiten gedacht? Dabei hat uns Toms Mutter doch gerade erst wieder glücklich gemacht."
Phil ging zurück ins Büro, wo die Anwesenden Hamit mit steigender Spannung lauschten. Timbuktu, einst reicher Knotenpunkt der Karawanen, liege am Rand der Flussoase des Niger und sei inzwischen wirtschaftlich ziemlich unbedeutend, dozierte er. Für die Tuareg war die Stadt jedoch nach wie vor wichtig, die im riesigen Nordosten von Mali die Mehrheit der Bevölkerung stellten. Hamit berichtete von jahrhundertealten, prächtigen Lehmmoscheen, von Mausoleen und Bibliotheken mit tausenden uralter Handschriften.
DU LIEST GERADE
Die richtigen Leute Band 9: Sorgt, dass die Wüste nicht wächst
Historische RomaneIn „Sorgt, dass die Wüste nicht wächst", dem 9. Band meiner Buchreihe „Die richtigen Leute" werden Tom und seine Freunde in teilweise gefährliche Abenteuer in verschiedenen europäischen Ländern und in Afrika verwickelt. Sie begleiten den „größten Ha...