10 Ein Revanchefoul

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Nikos und Tom gingen duschen, als die Sonne schon im Zenit stand. Eine halbe Stunde später setzten sie sich auf der Dachterrasse zu Woody, der dort mutterseelenallein griechischen Kaffee trank. Tom bereitete in der Teeküche Nescafé, während Nikos Brot schnitt und Tomaten und Käse zum Tisch brachte.

„Wo sind die anderen denn alle?" fragte Tom den Waliser, der mit den Schultern zuckte:

„Ich habe noch niemanden gesehen."

Klaus, Fred und Richard kamen, als Tom, Nikos und Woody ihr Frühstück gerade beendet hatten. Sie sahen etwas mitgenommen aus.

„Oh, bisschen zu viel griechischer Wein, ja?" grinste Tom.

„Schlimmer, Ouzo," versetzte Fred, nahm Toms Wasserglas und leerte es in einem Zug. Toms Mitleid hielt sich in Grenzen:

„Ja, kleine Sünden bestraft der Liebe Gott umgehend. Dann macht Euch mal frisch. Wir wollten Euch unterwegs noch Korinth zeigen, und um fünf müssen wir in Patras sein."

Die Sonne begleitete sie bis auf die Festung von Akrokorinth. Dann verdunkelte sie sich schnell, als der immer stärkere Wind von Südwesten eine Wolkenwand heranwehte. Tom war froh, Lederhose und Lederjacke angezogen zu haben, denn es wurde auch schlagartig kühler.

„Das dürfte eine der unangenehmeren Überfahrten werden," prophezeite er und fragte: „Wird jemand von Euch leicht seekrank?" Alle schüttelten den Kopf. „Nur für den Fall: ich habe eine Spezialmedizin dabei. Ein Geheimrezept von Mahers Großvater."

Zum Glück überstanden alle die wirklich raue Überfahrt nach Kreta schadlos. Richard arbeitete mit Sparks in seiner Kabine einige Stunden lang Fragen aus dem Katalog ab, den ihm die Indien-Abteilung des MI6 mitgegeben hatte. In Iraklion zeigten Tom und Nikos den anderen, wo die Busse nach Knossos hielten, und Tom schärfte Klaus ein:

„Du bist mir dafür verantwortlich, dass Woody heute Nachmittag um drei heil wieder an Bord ist, okay? Fred und Richard, Sie schaffen das ja auch, nicht?"

„Wir werden es versuchen," erwiderte Fred. „Und was macht Ihr?"

„Wir besuchen einen Freund. Viel Spaß bei King Minos."

Andreas und Lydia empfingen Tom und Nikos mit einem zweiten Frühstück.

„Da hat's Euch aber ordentlich durchgerüttelt letzte Nacht," meinte Lydia mitleidig.

„Keine Ahnung, ich habe geschlafen," antwortete Tom und überreichte ihr die Drachmenbündel aus seinem Rucksack. Andreas gab ihnen die Papiere für die Ägypter:

„Seht das mal durch und sagt mir, ob unser Preis zu hoch ist."

Tom und Nikos studierten die in einem furchtbar komprimierten Englisch verfassten Seiten.

„Mehr Abkürzungen als ganze Wörter," meckerte Tom.

„Aber sehr eindeutig," versetzte Nikos. „Wenn die Ägypter das Doppelte bezahlen würden, wär's immer noch ein Schnäppchen."

Die Unterlagen beschrieben sechs verschiedene Szenarien des weiteren Kriegsverlaufs am Suezkanal. Die Israelis und die NATO hatten drei Stellen ausgewählt, wo sie am ehesten einen ägyptischen Durchbruch erwarteten. Zu jeder der drei Stellen hatten sie zwei Reaktionen durchgespielt, und zwar jeweils eine reine Verteidigungsstrategie und eine, die einen israelischen Gegenangriff, also eine Invasion des Nildeltas vorsah. Diese Papiere waren wirklich brisant, und damit wertvoll. Tom verstaute sie ganz unten in seinem Rucksack.

Es klingelte an der Tür, und Andreas führte den Mann herein,

der so dringend auf das Geld wartete, das Tom und Nikos mitgebracht hatten: Petros.

Die richtigen Leute Band 9: Sorgt, dass die Wüste nicht wächstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt