Kapitel 11: Kalt und monoton

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Spät am Abend lag Seokjin in seinem Bett in seiner Wohnung. Es war bereits nach Mitternacht und er konnte nicht einschlafen. Er machte sich zuviele Gedanken. Hauptsächlich machte er sich selbst große Vorwürfe. Er hatte starke Schuldgefühle. Er glaubte nämlich, dass alles anders geworden wäre, wenn er nicht gegangen wäre. Er glaubte, alles wäre seine Schuld. Die Trennung wäre seine Schuld. Er hätte damals niemals gehen dürfen. Er hätte bei Jungkook bleiben sollen. Schließlich wusste er am besten, wie sich Jungkook gerade fühlen musste. Er kannte zwar deren Geheimnis nicht, aber trotzdem hatte er das Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung bei ihn war. Und je länger er drüber nachdachte, desto Wacher wurde er auch.

Er schaffte es diese Nacht kein einzigstes Auge zuzumachen. Sobald er das tat, sah er wieder Yoongi vor sich, wie er an diesen Geräten angeschlossen war. Dann war da noch Jungkook, wie er von diesem hohen Turm in Wasser springen wollte, doch er und Taehyung konnten ihn retten. Was in diesem einen Jahr alles geschehen war, würde keiner von ihnen so schnell wieder vergessen. Das war Seokjin mehr als bewusst, der schon fast wie ein Trance aufstand und ins Bad trottelte. Heute müsste er eigentlich im Restaurant arbeiten oder bei Hoseok, aber er hatte keine wirkliche Lust oder Motivation heute überhaupt irgendwo hinzugehen. Noch dazu kam ihn wieder Namjoon in den Sinn. Er verzweifelte bei dem Gedanken immer mehr. Er erinnerte sich an damals. Er hatte Namjoon ja auch nochmal angerufen. Beziehungsweise er hat angerufen und Seokjin war rangegangen. Beide gestanden sich zwar deren Liebe zueinander, doch Seokjin hatte keine Ahnung ob Namjoon noch immer so fühlte. Seokjin tat es jedenfalls.

Er ging schnell duschen, zog sich frische Sachen an und begab sich dann aus seiner Wohnung. Er brauchte das Geld, also hatte er keine andere Wahl als heute ebenfalls arbeiten zu gehen. Dafür entschied er sich bei Hoseok zu arbeiten. Zur Tankstelle müsste er vielleicht auch mal wieder, aber da war ja auch Namjoon. Er wollte ihn am liebsten nicht wiedersehen. Von seiner eigenen Denkweise überrascht, betrat er das kleine und übersichtliche Restaurant. Nur Hoseok war hier und schien alle Tische zu reinigen.

Als er Seokjin sah, sah er ihn erst verwundert, aber dann leicht lächelnd an. "Hey, Jinnie, was machst du denn so früh hier?" fragte er, was Seokjin aus seinen trüben Gedanken riss. "Arbeiten. Ich bin nicht zum plaudern hier." meinte Seokjin etwas kaltherzig, was Hoseok etwas überraschte und ihn ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Besorgt und traurig sah er Seokjin nach, der schon hinter der Theke verschwunden war und Hoseok jetzt erwartungsvoll ansah. Er schluckte kaum hörbar und folgte Seokjin schließlich.

Sehr monoton führte Hoseok Seokjin durch den Laden und zeigte ihn soweit alles. Zwischen ihnen herrschte eine sehr angespannte Atmosphäre. Seokjin bemerkte es nicht einmal mehr. Er war viel zu sehr aufs Geld fixiert.

Als Hoseok ihn zum Schluss in den Aufenthaltsraum brachte, schloss Hoseok die Tür. Er wollte Seokjin hier und jetzt zur Rede stellen. "Jin, was ist dein verdammtes Problem? Du benimmst dich, als wären wir Fremde." platzte es Hoseok einfach so heraus, doch bekam von Seokjin nur einen kalten Blick. "Vielleicht sind wir das ja auch, Hoseok. Wir wissen schließlich nichts voneinander. Wir kennen die Probleme der anderen nicht und benehmen uns so, als wären die Probleme der anderen unsere eigenen. Denk doch mal nach, Hoseok. Kennst du etwa das, was die anderen alle durchmachen müssen? Kennen wir die Gefühle der anderen? Nein, ganz genau. Das tun wir nicht. Wir wurden nur Freunde, weil wir uns so gut verstanden und wir damals alle zu spät zum Unterricht erschienen waren. Wir sind uns immer noch alle total fremd. Wir kennen nichts voneinander. Rein gar nichts! Sieh es ein, Hoseok. Du und Jimin wart nur zusammen befreundet, weil ihr euch die selbe Leidenschaft geteilt habt." "HÖR AUF!!!" rief Hoseok dazwischen, weil er die Wahrheit nur die ganze Zeit verdrängt hatte. Er wollte die Wahrheit nicht aussprechen, aber er sieht ja selber ein, wie recht Seokjin damit hatte und das tat am meisten weh. "Mach dich fertig und komm dann raus." meinte Hoseok und verließ dann ebenfalls den Raum. Er lässt nur einen kalten Seokjin zurück, der die Aufforderung stumm nachkam.

Den ganzen Tag sprachen sie nicht mehr miteinander, nur meistens das Nötigste. Es herrschte eine sehr erdrückende Stimmung in der Luft. Beide gingen nur stumm ihrer Arbeit nach. Keiner von ihnen bekam mit, wie es Seokjin stetig schlechter zu gehen schien. Dies bekam selbst der Betroffene selbst nicht mit. Er hatte nur das Geld im Hinterkopf. Bis Ende Monat musste er das Geld beisammen haben, ansonsten durfte er auf der Straße schlafen und das konnte er so nicht mehr verkraften.

Langsam bemerkte Seokjin die Erschöpfung des heutigen Tages in seinen Knochen und stützte sich an der Theke ab. Er atmete schwer und noch dazu kam ein starker Schwindelanfall und schwarze Punkte tauchten vor seinen Augen auf. Hinzu kamen noch starke Kopfschmerzen, weshalb sich seinen Kopf hielt. Er wollte in den Aufenthaltsraum, wo ihn niemand so sehen konnte, doch schon der erste Schritt brachte ihn zu Fall und er kippte um. "Jin!" rief Hoseok aus und stellte das Tablette bei zwei Gästen auf den Tisch und ließ sich neben Seokjin auf die Knie fallen. "Jin, hey. Was ist los? Sag doch was!" forderte Hoseok, panisch und besorgt auf, doch Seokjin reagierte nicht mehr. Seine Augen flackerten zwar, aber er gab keinen Mucks mehr von sich. Hoseok spürte leicht zittrig seinen Puls und stockte. Sein Puls ging schnell und sehr unregelmäßig. "Da muss ein Arzt her." meinte Hoseok und wählte schnell den Notruf, die dann auch schon innerhalb fünf Minuten kamen. Hoseok nahm etwas Abstand, damit die Ärzte besser an ihn rankamen.

Er hielt sich die Hände gegen den Mund, während er sich auf einen freistehenden Stuhl setzte und er krampfhaft versuchte die Tränen zurückzuhalten, doch er scheiterte und sie liefen ihn ungehindert über die Wangen. "Hätte ich..." fing er an, doch brach ab. Seine Stimme zitterte stark und er stand kurz vor einen heftigen und erneuten Anfall. Schnell holte er eine kleine Ampulle mit Tabletten heraus. Er schluckte fünf Tabletten trocken herunter, wo durch es ihn auch schon wieder etwas besser ging, doch die Angst um Seokjin blieb weiterhin bestehen.

Die Tür öffnete sich erneut und dieses Mal standen dort Taehyung und Namjoon. Sie starrten auf die Ärzte, die Seokjin gerade behandelten. "Hobi..." rief Taehyung aus, als er Hoseok in einer Ecke weinend sitzen sehen konnte. Taehyung zog ihn gleich in seine Arme. Zitternd krallte sich Hoseok an sein Oberteil und ließ einfach alles raus. Namjoon war mit langsamen Schritten ebenfalls dazu gekommen und streichelte beruhigend Hoseok's zitternden Arm. Trotzdem sah Namjoon immer mal wieder zu seinem bewusstlosen Freund, der von unendlich vielen Ärzten behandelt wurde. Fast schon zuviel, fand Namjoon. Allerdings mussten sie wohl oder übel warten, bis sie soweit fertig waren.

Fortsetzung folgt...

BTS Universe Story - The Most Beautiful Moment In Life Pt.2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt