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Sie gingen sehr rasch den Korridor entlang, die Notiz für McGonagall in der Hand, bogen Sie um die Ecke und stießen geradewegs mit Peeves dem Poltergeist zusammen, einem breitmäuligen kleinen Mann, der rücklings in der Luft schwebte und mit mehreren Tintenfässern jonglierte.
"Oh, wen haben wir denn da, den kleinen Pottymatz und seine Schwester!", gackerte Peeves und ließ zwei Tintenfässer zu Boden fallen, die zerbrachen und die Wände bespritzten; Faith und Harry machten einen Satz rückwärts.
"Lass das, Peeves." knurrte Faith
"Oooh, die balgen sind knarzig", sagte Peeves, schoss mit scheelem Grinsen über Ihre Köpfe hinweg und verfolgte sie den Korridor entlang.
»Was ist es diesmal? Peeves schnaubte höchst verächtlich.
"Lass uns IN RUHE!", schrie Harry sie rannten die nächstbeste Treppe hinab, aber Peeves rutschte einfach rücklings das Geländer neben ihnen herunter. "Oh, die meisten glauben, er bellt nur, so mickrig kommt er daher, Doch manche sind noch netter und sagen, das Herz wär ihm nur schwer, Aber Peevesy weiß es besser, unser Potter, der hat sie nicht mehr –"
"HALT’S MAUL!" schrie jetzt Faith.
Zu ihrer Linken flog eine Tür auf, und Professor McGonagall trat mit grimmiger Miene, ein wenig gehetzt wirkend, aus ihrem Büro.
"Was um alles in der Welt gibt es hier zu schreien, Evans, Potter?", fauchte sie, während Peeves schadenfroh gackerte und entschwebte.
"Warum sind Sie beide nicht im Unterricht?"
"Man hat uns zu Ihnen geschickt", sagte Harry steif.
"Geschickt? Was soll das heißen, geschickt?"
Er hielt ihr die Notiz von Professor Umbridge entgegen.
Professor McGonagall nahm sie ihm stirnrunzelnd ab, schlitzte sie mit einer leichten Berührung ihres Zauberstabs auf, entrollte sie und begann zu lesen. Ihre Augen hinter den viereckigen Brillengläsern huschten über Umbridges Mitteilung hin und her und mit jeder Zeile verengten sie sich mehr.
"Kommen Sie beide hier rein."
Sie folgten ihr ins Büro.
Hinter ihnen schloss sich automatisch die Tür.
"Nun?", sagte Professor McGonagall und beugte sich zu ihnen vor.
"Ist das wahr?"
"Ist was wahr?", fragte Harry.
"Ist es wahr, dass Sie Professor Umbridge angeschrien haben?"
"Ja", sagten Faith und Harry gleichzeitig. "Sie haben sie eine Lügnerin genannt?" "Ja."
"Sie haben ihr gesagt, Er, dessen Name nicht genannt werden darf, sei zurück?" "Ja."
Professor McGonagall setzte sich hinter ihren Schreibtisch und runzelte die Stirn.
Dann sagte sie: "Nehmen Sie beide sich einen Keks"
"Einen – was?"
"Einen Keks", wiederholte sie ungeduldig und wies mit der Hand zu einer Dose mit Schottenmuster auf einem der Papierstapel, die auf ihrem Schreibtisch lagen.
"Und setzen Sie sich."
Faith hatte bei einer früheren Gelegenheit schon einmal erwartet, von Professor McGonagall bestraft zu werden, und stattdessen hatte sie Sie und Harry in die Quidditch-Mannschaft von Gryffindor geholt.
Sie ließen sich auf einen Stuhl ihr gegenüber sinken, nahmen sich einen Ingwerkeks und fühlten sich beide genauso verwirrt und überrascht wie damals. Professor McGonagall legte Professor Umbridges Notiz beiseite und sah Faith und Harry sehr ernst an.
"Evans, Potter, Sie müssen vorsichtig sein."
Ihr Tonfall war keineswegs so, wie Faith es von ihr gewohnt war; er war nicht forsch, knapp und streng; ihre Stimme war leise und besorgt und in gewisser Weise viel menschlicher als sonst. "Schlechtes Benehmen in Dolores Umbridges Unterricht kann Sie viel mehr kosten als Hauspunkte und Nachsitzen."
"Was meinen Sie –"
"Potter, gebrauchen Sie Ihren gesunden Menschenverstand", fauchte Professor McGonagall und war sofort wieder ganz die Alte. "Sie wissen, wo sie herkommt, Sie müssen wissen, wem sie unterstellt ist."
Die Glocke läutete zum Ende der Stunde. Über ihnen und rund um sie her brach das Elefantengetrampel von Hunderten umherziehenden Schülern los.
"Hier steht, sie hat Ihnen beide ab morgen für jeden Abend dieser Woche Nachsitzen erteilt", sagte Professor McGonagall mit einem erneuten Blick auf Professor Umbridges Notiz.
"Jeden Abend dieser Woche!", wiederholte Faith entsetzt.
"Aber Professor, könnten Sie nicht –" "Nein, kann ich nicht", sagte Professor McGonagall entschieden.
"Aber –"
"Sie ist Ihre Lehrerin und hat die volle Befugnis, Ihnen Strafarbeiten zu erteilen. Sie werden morgen um fünf für die erste zu ihr ins Büro gehen. Denken Sie daran: Seien Sie vorsichtig in der Nähe von Dolores Umbridge."
"Aber ich hab die Wahrheit gesagt!", erwiderte Harry empört.
"Voldemort ist zurück, Sie wissen es; Professor Dumbledore weiß, dass er –" "Um Himmels willen, Potter!", sagte Professor McGonagall und rückte wütend ihre Brille zurecht (sie war fürchterlich zusammengezuckt, als er Voldemorts Namen genannt hatte). "Glauben Sie wirklich, dass es hier um Wahrheit oder Lüge geht? Es geht darum, dass Sie Ihren Kopf in Deckung und Ihr Temperament im Zaum halten!" Sie stand auf, mit bebenden Nasenflügeln und sehr schmalem Mund, und auch Faith und Harry erhoben sich.
»Haben Sie die Rede von Dolores Umbridge bei der Begrüßungsfeier nicht gehört?"
"Doch", sagte Harry. "Doch … sie hat gesagt … Fortschritt werde verboten oder … na ja, es bedeutete, dass … das Zaubereiministerium versucht, sich in Hogwarts einzumischen."
Professor McGonagall sah Harry einen Moment in die Augen, dann rümpfte sie die Nase, ging um ihren Schreibtisch herum und hielt ihm die Tür auf.
"Nun, ich bin froh, dass Sie wenigstens auf Hermine Granger hören", sagte sie und wies Sie aus ihrem Büro.
"Übrigens Evans, in dem Brief steht noch, dass Professor Umbridge ihren Vater darüber unterrichteten wird, was vorgefallen ist"
"WAS?" Faith verdrehte die Augen.
Professor McGonagall Komplimentierte sie ohne ein weiteres Wort aus ihrem Büro raus.
Gemeinsam gingen Faith und Harry zum Abendessen in die Große Halle.

An diesem Abend war das Essen in der Großen Halle kein Vergnügen für Faith und Harry.
Die Nachricht Ihrer lautstarken Auseinandersetzung mit Umbridge hatte sich selbst für Hogwarts-Verhältnisse ungewöhnlich rasch verbreitet. Während Faith zwischen Ron und Hermine am Tisch saß, hörten sie ringsum Geflüster.
Komisch nur, dass es offenbar niemanden kümmerte, dass Faith und Harry mithörten, was sie über Sie zu flüstern hatten.
Vielmehr hatte es ganz den Anschein, als hofften sie geradezu, beide würden aus der Haut fahren und wieder anfangen zu schreien, damit sie die Geschichte aus erster Hand hören konnten.
"Sie behauptetn, Sie hätte gesehen, wie Cedric Diggory ermordet wurde …"
"Potter denkt, er hätte sich mit Du-weißt-schon-wem duelliert …"
"Ach, hör doch auf …"
"Wer soll ihnen dieses Märchen denn glauben?"
"Ich bitte dich …"
"Eins versteh ich nicht", sagte Harry mit bebender Stimme und legte Messer und
Gabel weg (seine Hände zitterten so heftig, dass er sie nicht mehr ruhig halten konnte), "nämlich dass alle die Geschichte vor zwei Monaten, als Dumbledore sie ihnen erzählt hat, geglaubt haben …"
"Weißt du, Harry, da bin ich mir gar nicht so sicher", sagte Hermine grimmig. "Ach, lass uns von hier verschwinden." Sie knallte Messer und Gabel auf den Tisch. Faith tat es ihr gleich.
Ron blickte sehnsüchtig auf seinen halb aufgegessenen Apfelkuchen, folgte aber ihrem Beispiel.
Einige Schüler starrten ihnen nach, bis sie die Große Halle verlassen hatten. "Was soll das heißen, du bist dir nicht sicher, ob sie Dumbledore geglaubt haben?", fragte Harry Hermine, als sie den ersten Stock erreicht hatten.
"Hör mal, du begreifst nicht, was nach dieser Geschichte los war", sagte Hermine leise.
"Ihr beide seid mitten auf dem Rasen wieder aufgetaucht und hattet den toten Cedric an euch gepresst … niemand von uns hat gesehen, was im Irrgarten passiert ist … wir hatten nur Dumbledores Wort, wonach Du-weißt-schon-wer zurückgekommen war, Cedric getötet und mit dir gekämpft hatte."
"Und das ist die Wahrheit!", erwiderte Harry laut.
"Das weiß ich, Harry, also hörst du jetzt bitte mal auf, mich ständig anzufahren?", sagte Hermine genervt. "Ich meine nur, dass die Wahrheit gar nicht richtig durchdringen konnte, bevor alle in die Sommerferien verschwunden sind, wo sie dann zwei Monate lang gelesen haben, was für Knalpöfe ihr seid und dass Dumbledore allmählich senil wird!«
"Ich habe trotzdem keine Lust mehr auf diese ständige Gerede!" entgegnet Harry, "wie hälst du dass nur aus Faith?" fragte er an Faith Gewand.
"Harry -" fing Faith an, "ich kenne die Wahrheit. Es ist mir egal, was die anderen sagen. WIR wissen was passiert ist. Also was kümmert es mich, was die anderen denken?
Mir geht allerdings dein ständiges rumgenörgle auf die Nerven -"
"Faith ... Ich meine ... -"
"Harry, du bist nicht der einzige, der ständig runter gemacht wird, Professor Dumbledore und Ich auch ... und bitte hör auf, immer die Leute anzufahren, die uns glauben!"
Faith beendete den Satz, drehte sich um und ging geradewegs in ihren Schlafsaal.
Hermine folgte ihr.

Das Geheimnis von Severus Snape Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt