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Am Montagmorgen betraten sie die Große Halle zum Frühstück genau in dem Moment, als die Posteulen kamen. Hermine war nicht die Einzige, die begierig auf ihren Tagespropheten wartete: Fast alle waren gespannt auf neue Nachrichten über die entflohenen Todesser, die zwar angeblich häufig gesichtet wurden, aber immer noch nicht festgenommen waren.
Hermine gab der Zustelleule einen Knut und schlug neugierig die Zeitung auf, während Faith sich Orangensaft einschenkte.
Eine Schleiereule blieb vor ihr sitzen.
Sie ließ eine Zeitschrift direkt vor ihr fallen.
Eine fest zusammengerollte Märzausgabe des Klitterers.
Sie glättete sie und nun grinste ihr, ihr  eigenes Gesicht und dass von Harry verlegen von der Titelseite entgegen.
In großen roten Lettern über dem Bild hieß es:

FAITH EVANS UND HARRY POTTER PACKEN ENDLICH AUS: DIE WAHRHEIT ÜBER IHN, DESSEN NAME NICHT GENANNT WERDEN DARF, UND DIE NACHT, IN DER WIR IHN ZURÜCKKOMMEN SAHEN.

"Gut, was?", sagte Luna, die zum Gryffindor-Tisch herübergeschwebt war und sich jetzt zwischen Fred und Ron auf die Bank quetschte.
"Er kam gestern raus, ich hab Dad gebeten, euch ein kostenloses Exemplar zu schicken."

Professor Umbridge bekam diese natürlich mit.
Sie verbot allen Schülern so wie Lehren den Klitterer zu lesen.
Eines morgen am schwarzen Brett im Gemeinschaftsraum hing ein neuer Ausbildungs Erlass.

PER ANORDNUNG DER GROSSINQUISITORIN VON HOGWARTS

Alle Schüler, bei denen das Magazin Der Klitterer gefunden wird, werden der Schule verwiesen. Obige Anordnung entspricht dem Ausbildungserlass Nummer siebenundzwanzig. Unterzeichnet:

Dolores Jane Umbridge, Großinquisitorin

Jedes Mal wenn Hermines Blick auf einen dieser Aushänge fiel, strahlte sie aus irgendeinem Grund vor Vergnügen.
"Worüber freust du dich eigentlich so?", fragte Harry.
"Ach, Harry, verstehst du denn nicht?", seufzte Hermine.
"Das Beste, was sie tun konnte, um absolut sicherzustellen, dass auch noch der Letzte hier in dieser Schule euer Interview liest, war, es zu verbieten!" Und es schien, als hätte Hermine vollkommen Recht.
Am Ende des Tages hatte Faith zwar nirgends in der Schule auch nur einen Fetzen des Klitterers gesehen, doch alle zitierten sich gegenseitig Passagen aus dem Interview.
Die hörte sie darüber flüstern, wenn sie sich in die Schlangen vor den Klassenzimmern einreihten, sie diskutierten das Interview beim Mittagessen und während des Unterrichts in den hinteren Reihen, und Hermine berichtete sogar, sie sei vor Alte Runen kurz mal aufs Klo gegangen und dort hätten sämtliche Mädchen in den Kabinen darüber geredet.
"Dann haben sie mich gesehen, und natürlich wissen sie, dass ich euch kenne, also haben sie mich mit Fragen bombardiert", erzählte sie Faith und Harry mit leuchtenden Augen.
"Und, ich denk, die glauben euch, ich bin sicher, ihr habt sie endlich überzeugt!" Unterdessen pirschte Professor Umbridge durch die Schule, hielt aufs Geratewohl Schüler an und verlangte, dass sie ihre Bücher vorzeigten und ihre Taschen ausleerten.
Faith wusste, dass sie nach dem Klitterer suchte, doch die Schüler waren ihr um einige Schritte voraus.
Sie hatten die Seiten mit dem Interview verzaubert, so dass sie nun Auszügen aus Schulbüchern ähnelten, wenn jemand anderer sie las, oder sie wurden auf magische Weise gelöscht, bis man sie später erneut ansehen wollte.
Bald schien es, als hätte buchstäblich jeder Mensch in der Schule das Interview gelesen.

Endlich hatten sie in den DA Stunden angefangen mit dem Patronus zu arbeiten, den sie alle unbedingt hatten lernen wollen.
Wie Faith und Harry sie jedoch ständig ermahnten, war es das eine, einen Patronus inmitten eines hell erleuchteten Klassenzimmers hervorzubringen, ohne dass sie bedroht wurden, etwas ganz anderes würde es aber sein, ihn zu erzeugen, wenn sie beispielsweise einem Dementor gegenüberstanden.
"Ach, sei doch kein solcher Spaßverderber", sagte Cho gut gelaunt in der letzten Unterrichtsstunde vor Ostern und sah zu, wie ihr silbriger, schwanenförmiger Patronus im Raum der Wünsche umhersegelte.
"Die sind so hübsch!"
"Die sollen nicht hübsch sein, die sollen dich schützen", sagte Harry geduldig. "Was wir eigentlich bräuchten, wär ein Irrwicht oder etwas in der Art. So haben ich’s gelernt, ich musste einen Patronus heraufbeschwören, während der Irrwicht vortäuschte, er wäre ein Dementor –"
"Das wär aber wirklich gruslig!", sagte Lavender, die silberne Dampfwölkchen aus der Spitze ihres Zauberstabs puffen ließ.
"Und ich – kann’s – immer noch nicht!", fügte sie wütend hinzu.
Auch Neville hatte Probleme. Sein Gesicht war in konzentrierter Anstrengung verzerrt, aber aus der Spitze seines Zauberstabs kamen nur dünne silberne Rauchfetzen.
"Du musst an etwas denken, das dich glücklich macht", erinnerte ihn Faith. "Ich versuch’s ja", antwortete Neville betrübt und mühte sich so verbissen, dass sein rundes Gesicht vor Schweiß glänzte.
Faith, Harry, ich glaub, ich schaff’s!", rief Seamus, den Dean zu seinem ersten DA-Treffen überhaupt mitgebracht hatte.
"Schaut mal – ah – schon weg … aber es war eindeutig was Haariges!"
Hermines Patronus, ein glänzender silberner Otter, tollte um sie herum.
"Die sind schon irgendwie nett, oder?", sagte sie und betrachtete ihn liebevoll. Die Tür zum Raum der Wünsche öffnete sich und ging wieder zu.
Faith schaute hinüber, um zu sehen, wer hereingekommen war, doch niemand schien da zu sein.
Es dauerte einige Momente, bis ihr auffiel, dass die Leute in der Nähe der Tür still geworden waren.
Und schon im nächsten Augenblick zupfte etwas in Höhe ihres Knies an ihrem Umhang.
Sie blickte hinunter und sah zu ihrer größten Verwunderung Dobby den Hauselfen unter seinen üblichen acht Wollhüten hervor zu ihm hochspähen. "Hi, Dobby", sagte sie. "Was machst du – stimmt was nicht?"
Die Augen des Elfen waren weit aufgerissen vor Angst und er schlotterte. Die DA-Mitglieder in Faiths Nähe waren verstummt; alle im Raum beobachteten Dobby.
Die wenigen Patroni, die hie und da gelungen waren, lösten sich in silbrigen Dunst auf, was den Raum viel dunkler wirken ließ als zuvor.
"Faith Evans, Miss …", quiekte der Elf, am ganzen Leib zitternd, "Faith Evans, Miss … Dobby ist gekommen, um Sie zu warnen … aber die Hauselfen wurden ermahnt nichts zu verraten …"
Er rannte mit dem Kopf voran auf die Wand zu.
Harry, der einige Erfahrung mit Dobbys Hang zur Selbstbestrafung hatte, wollte ihn packen, aber Dobby wurde von seinen acht Hüten abgefedert und prallte nur von der Wand ab.
Faith, Hermine und ein paar andere Mädchen schrien ängstlich und mitleidig auf. "Was ist passiert, Dobby?", fragte Harry, packte den Elfen an seinem winzigen Arm und hielt ihn von allem fern, mit dem er versuchen konnte sich wehzutun. "Harry Potter … sie … sie …" Dobby schlug sich mit seiner freien Faust hart auf die Nase.
Harry packte auch die Faust.
"Wer ist ›sie‹, Dobby?"
Doch Faith glaubte die Antwort zu kennen.
Gewiss konnte nur eine bestimmte "sie" solche Angst bei Dobby auslösen.
Der Elf blickte leicht schielend zu ihm hoch und bewegte stumm den Mund. "Umbridge?", fragte Faith entsetzt. Dobby nickte, dann versuchte er seinen Kopf gegen Harrys Knie zu schlagen. Harry hielt ihn auf Armeslänge von sich weg.
"Was ist mit ihr? Dobby – sie hat doch nicht herausgefunden – dass wir – die DA?"
Faith las die Antwort im vergrämten Gesicht des Elfen.
Während Harry seine Hände festhielt, versuchte Dobby sich selbst einen Tritt zu verpassen und sank auf die Knie.
"Ist sie auf dem Weg hierher?", fragte Faith leise.
Dobby heulte auf.
"Ja, Faith Evans, ja!"
Harry richtete sich auf und sah seine regungslosen und verängstigten Mitschüler an, die beobachteten, wie der Elf sich selbst bestrafte.
"WORAUF WARTET IHR NOCH!", brüllte Harry. "LAUFT!"
Alle stürmten auf einmal zum Ausgang und an der Tür bildete sich eine Menschentraube, dann drängten einige hinaus.
Faith konnte sie die Gänge entlangsprinten hören und hoffte, dass sie klug genug waren nicht zu versuchen, bis in die Schlafsäle zu gelangen.
Es war erst zehn vor neun, hoffentlich suchten sie Zuflucht in der Bibliothek oder der Eulerei, beide waren näher – "Faith, Harry, kommt schon!", schrie Hermine inmitten des Knäuels der Hinausdrängenden an der Tür.
Faith nahm Dobby hoch, der immer noch versuchte, sich selbst ernsthaft zu verletzen, und rannte mit dem Elfen in den Armen zum Ende der Schlange. "Dobby – das ist ein Befehl – lauf zurück in die Küche zu den anderen Elfen, und wenn sie dich fragt, ob du mich gewarnt hast, lüg und sag nein!", wies ihn Faith an.
"Und ich verbiete dir, dich selbst zu verletzen!", fügte sie hinzu und ließ den Elfen fallen, als sie es endlich über die Schwelle geschafft hatte und die Tür hinter sich zuschlug.
"Danke, Faith Evans!", quiekte Dobby und sauste davon.
Faith spähte nach links und rechts; die anderen waren so schnell, dass sie noch für einen Augenblick ihre Fersen an beiden Enden des Korridors erkennen konnte, ehe sie verschwanden.
Sie selbst rannte nun nach rechts; weiter vorne war ein Madchenklo, sie konnte so tun, als ob er die ganze Zeit drin gewesen wäre, wenn sie es nur bis dahin schaffte – "AAARGH!"
Etwas schlang sich um ihre Knöchel, sie flog in hohem Bogen hin und schlitterte zwei Meter auf dem Bauch, bis sie liegen blieb.
Hinter ihm lachte jemand.
Faith drehte sich auf den Rücken und erkannte Pansy Parkinson, die sich in einer Nische hinter einer hässlichen drachenförmigen Vase versteckt hatte. "Stolperfluch, Evans!", sagte sie.
"Hey, Professor – PROFESSOR! Ich hab eine!"
Umbridge kam um die weiter entfernte Ecke gewuselt, außer Atem, doch mit einem vergnügten Lächeln.
"Da haben wir sie ja!", sagte sie triumphierend, als sie Faith am Boden liegen sah. "Vortrefflich, Pansy, vortrefflich, oh, sehr gut – fünfzig Punkte für Slytherin! Überlassen Sie sie jetzt mir … stehen Sie auf, Evans, ihren Bruder haben wir auch schon!"
Faith erhob sich und sah die beiden hasserfüllt an.
Sie hatte Umbridge noch nie mit so glücklicher Miene gesehen.
Sie packte sie mit einem schraubstockartigen Griff am Arm und wandte sich breit lächelnd an Pansy.
"Sie laufen los und schauen, ob Sie noch mehr von denen den Weg abschneiden können, Pansy!", sagte sie.
"Sagen Sie den andern, dass sie in der Bibliothek nachsehen sollen – vielleicht ist jemand außer Atem – und dass sie die Toiletten kontrollieren, Mr. Malfoy kann es bei den Jungs erledigen – nun marsch – und Sie", fügte sie mit ihrer weichsten, gefährlichsten Stimme hinzu, als Parkinson sich verzog, "Sie kommen mit mir ins Büro des Schulleiters, Evans." Nach wenigen Minuten standen sie vor dem steinernen Wasserspeier.
Faith fragte sich, wie viele von den anderen erwischt worden waren.
Sie  dachte an Ron – Mrs Weasley würde ihn umbringen – und überlegte, wie Hermine zumute sein würde, wenn man sie vor den ZAG-Prüfungen von der Schule warf. Und es war Seamus’ allererstes Treffen gewesen … und Neville hatte sich so gut gemacht … "Zischende Zauberdrops", flötete Umbridge.
Der steinerne Wasserspeier sprang zur Seite, die Wand hinter ihm teilte sich und die steinerne Treppe trug sie nach oben.
Sie gelangten zu der polierten Tür mit dem Greifenklopfer, doch Umbridge, die Faith immer noch fest gepackt hatte, klopfte gar nicht erst, sondern marschierte umstandslos hinein.
Das Büro war voller Leute.
Dumbledore saß mit heiterer Miene hinter seinem Schreibtisch und hatte die Kuppen seiner langen Finger aneinandergelegt.
Professor McGonagall stand steif neben ihm, das Gesicht in höchster Anspannung.
Cornelius Fudge, der Zaubereiminister, stand am Feuer und wippte auf den Zehen vor und zurück, offenbar vollauf zufrieden mit der Lage.
Kingsley Shacklebolt und ein zäh aussehender Zauberer mit kurzem Borstenhaar, den Faith nicht kannte, waren wie Wachtposten zu beiden Seiten der Tür aufgestellt, und an der Wand drückte sich aufgeregt die Gestalt von Percy Weasley herum, mit seinen Sommersprossen und der Brille.
Er hielt eine Feder und eine schwere Rolle Pergament in den Händen, offenbar bereit, Protokoll zu führen.
Neben ihm stand Harry.
Die Porträts alter Schulleiter und Schulleiterinnen gaben heute Abend nicht vor zu schlafen.
Alle waren hellwach, hatten ernste Mienen aufgesetzt und beobachteten, was unter ihnen geschah.
Als Faith eintrat, flitzten ein paar von ihnen in die Rahmen nebenan und flüsterten eindringlich in die Ohren ihrer Nachbarn.
Die Tür schwang hinter ihnen zu und Harry entwand sich Umbridges Griff. Cornelius Fudge funkelte ihn mit boshafter Genugtuung an.
"Schön", sagte er. "Schön, schön, schön …"
Faith antwortete mit dem gehässigsten Blick, zu dem sie imstande war.
Ihr Herz trommelte rasend, doch in ihrem Kopf war es seltsam kühl und klar.
"Sie war auf dem Weg zurück in den Gryffindor-Turm", sagte Umbridge.
In ihrer Stimme lag etwas anstößig Erregtes.
"Pansy Parkinson hat sie gekriegt."
"Ach, hat sie?", sagte Fudge anerkennend.
"Nun, Evans … ich denke, Sie wissen, weshalb Sie hier sind?"
Faith war drauf und dran, mit einem trotzigen "Ja" zu antworten: Sie hatte den Mund schon geöffnet und das Wort halb geformt, da sah sie Dumbledores Gesicht.
Dumbledore blickte Faith nicht direkt an – seine Augen waren auf einen Punkt gleich über ihrer Schulter geheftet –, doch als Faith ihn anstarrte, schüttelte sie kaum merklich den Kopf.
Faith besann sich mitten im Wort anders.
"J– nein."
"Wie bitte?", sagte Fudge.
"Nein", sagte Faith entschieden.
"Sie wissen nicht, warum Sie hier sind?" "Nein, ich weiß es nicht", sagte Faith. Fudge blickte ungläubig von Faith zu Harry zu Professor Umbridge.
Faith nutzte seine momentane Abgelenktheit und warf einen weiteren verstohlenen Blick auf Dumbledore, der für einen winzigen Augenblick dem Teppich zunickte und ganz sachte ein Zwinkern andeutete.
"Sie haben also keine Ahnung", sagte Fudge und seine Stimme triefte vor Sarkasmus, "warum Professor Umbridge Sie in dieses Büro gebracht hat? Sie sind sich nicht bewusst, irgendwelche Schulregeln gebrochen zu haben?" "Schulregeln?", sagte Faith. "Nein."
"Oder Ministeriumserlasse?", fügte Fudge wütend hinzu.
"Nicht dass ich wüsste", sagte Harry kaltschnäuzig.
Ihr Herz hämmerte immer noch sehr schnell.
Allein schon um Fudges Blutdruck steigen zu sehen, lohnte es sich, diese Lügen aufzutischen, doch sie hatte keine Ahnung, wie um alles in der Welt sie damit durchkommen sollte.
Wenn jemand Umbridge die Sache mit der DA verraten hatte, dann konnte sie wie Harry, die Anführer, jetzt genauso gut ihre Koffer packen.
"Also ist es eine Neuigkeit für Sie", sagte Fudge, nun voller Zorn, "dass eine rechtswidrige Schülerorganisation in dieser Schule entdeckt wurde?"
"Ja, allerdings", sagte Faith und setzte eine nicht überzeugende erschrockene Unschuldsmiene auf.
"Ich denke, Minister", sagte Umbridge neben ihr mit seidenweicher Stimme, "wir kommen wohl besser voran, wenn ich unsere Informantin hole."
"Ja, ja, tun Sie das", nickte Fudge und warf Dumbledore einen hämischen Blick zu, während Umbridge hinausging. "Es gibt nichts Besseres als eine gute Zeugin, nicht wahr, Dumbledore?" "Vollkommen Ihrer Meinung, Cornelius", sagte Dumbledore nachdrücklich und neigte den Kopf.
Sie mussten einige Minuten warten, während deren keiner den anderen ansah, dann hörte Faith die Tür hinter sich aufgehen.
Umbridge kam an ihm vorbei ins Zimmer, und sie hielt Chos Freundin mit den Locken, Marietta, an der Schulter gepackt, die das Gesicht in den Händen verborgen hatte.
"Nur keine Angst, meine Liebe, nur keine Angst", sagte Professor Umbridge sanft und tätschelte ihr den Rücken, "nun ist ja alles gut. Sie haben richtig gehandelt. Der Minister ist sehr zufrieden mit Ihnen. Er wird Ihrer Mutter sagen, was für ein gutes Mädchen Sie waren. Mariettas Mutter, Minister", fügte sie, zu Fudge aufblickend, hinzu, "ist Madam Edgecombe aus der Abteilung für Magisches Transportwesen, Flohnetzwerkaufsicht – sie hat uns geholfen, die Hogwarts-Kamine zu überwachen, wissen Sie."
"Wunderbar, wunderbar!", sagte Fudge begeistert.
"Schlägt ganz der Mutter nach, was? Nun kommen Sie aber, meine Liebe, schauen Sie hoch, nicht schüchtern sein, lassen Sie uns hören, was Sie – würgende Wasserspeier!"
Marietta hatte den Kopf gehoben und Fudge machte vor Schreck einen Sprung rückwärts und wäre dabei fast im Feuer gelandet.
Fluchend tappte er auf dem Saum seines Umhangs herum, der zu kokeln begonnen hatte.
Marietta stieß einen Klagelaut aus und zog den Kragen ihres Umhangs hoch bis unter die Augen, doch schon hatten alle gesehen, dass ihr Gesicht fürchterlich entstellt war von einer Reihe dicht beieinanderliegender purpurner Pusteln, die sich über ihre Nase und die Wange zogen und das Wort "PETZE" bildeten.
"Das mit den Pickeln macht doch nichts, meine Liebe", sagte Umbridge ungeduldig, "jetzt nehmen Sie einfach den Umhang vom Mund weg und sagen Sie dem Minister –"
Aber Marietta stieß einen weiteren erstickten Klageschrei aus und schüttelte wild den Kopf.
'Oh, na schön, Sie dummes Mädchen, dann sag ich es ihm", fauchte Umbridge. Sie setzte erneut ihr widerliches Lächeln auf und sagte: "Nun, Minister, Miss Edgecombe hier kam heute Abend kurz nach dem Essen in mein Büro und meinte, sie wolle mir etwas mitteilen. Sie sagte, wenn ich mich in einen Geheimraum im siebten Stock begeben würde, der manchmal als Raum der Wünsche bezeichnet wird, würde ich etwas herausfinden, das mich sicher interessierte. Ich befragte sie ein wenig näher, und sie gab zu, dass dort eine Art Treffen stattfinden solle. Unglücklicherweise kam zu jenem Zeitpunkt dieser Fluch" – sie schlackerte unwirsch mit der Hand in Richtung Mariettas verstecktem Gesicht – "zur Geltung, und kaum hatte sie ihr Gesicht in meinem Spiegel gesehen, war das Mädchen so verstört, dass es mir nichts weiter erzählen konnte."
"Aber, aber", sagte Fudge und fixierte Marietta mit einem Blick, den er offenbar für freundlich und väterlich hielt, "es war sehr mutig von Ihnen, meine Liebe, dass Sie Professor Umbridge davon unterrichtet haben. Sie haben genau das Richtige getan. Würden Sie mir nun sagen, was bei diesem Treffen geschah? Was war sein Zweck? Wer war dort?"
Aber Marietta konnte nicht sprechen; sie schüttelte nur von neuem mit weit aufgerissenen und angsterfüllten Augen den Kopf.
"Haben wir keinen Gegenfluch dafür?", wandte sich Fudge ungeduldig an Umbridge und deutete auf Mariettas Gesicht.
"Damit sie frei reden kann?"
"Ich war noch nicht imstande, einen zu finden", gab Umbridge grollend zu und Faith spürte jähen Stolz auf Hermines hexerische Fähigkeiten.
"Aber es spielt keine Rolle, wenn sie nicht reden will, ich kann die Geschichte von hier an weitererzählen.
Sie werden sich erinnern, Minister, dass ich im Oktober einen Bericht an Sie geschickt habe, wonach Evans und Potter sich im Eberkopf in Hogsmeade mit einer Anzahl von Mitschülern getroffen haben –"
"Und wo ist Ihr Beweis für diese Behauptung?", warf Professor McGonagall ein.
"Ich habe die Aussage von Willy Widdershins, Minerva, der zufällig zu jener Zeit im Lokal war. Er war schwer bandagiert, gewiss, aber sein Gehör war keineswegs beeinträchtigt", sagte Umbridge selbstgefällig.
"Er hat jedes Wort gehört, was Evans und Potter gesagt haben, und ist sofort zur Schule geeilt, um mir zu berichten –" "Oh, das ist also der Grund, warum er nicht wegen dieser Machenschaften mit den wieder ausspuckenden Toiletten bestraft wurde!", sagte Professor McGonagall und hob die Brauen.
"Der Zweck von Evans und Potters Treffen mit diesen Schülern", fuhr Professor Umbridge fort, "bestand darin, sie zu überreden, sich einer rechtswidrigen Vereinigung anzuschließen, deren Ziel es war, Zauber und Flüche zu erlernen, die nach dem Dafürhalten des Ministeriums nicht geeignet sind für Personen, die noch zur Schule gehen –"
"Ich denke, Sie werden feststellen, dass Sie im Unrecht sind, Dolores", sagte Dumbledore leise und spähte sie über die Halbmondbrille an, die in halber Höhe auf seiner Hakennase saß.
Faith starrte ihn an.
Sie konnte sich nicht vorstellen, wie Dumbledore sie aus dieser Klemme rauspauken wollte.
Wenn Willy Widdershins tatsächlich jedes Wort gehört hatte, das er im Eberkopf gesagt hatte, dann gab es schlicht keinen Ausweg.
"Oho!", sagte Fudge und federte wieder auf den Füßen auf und ab.
"Ja, hören wir uns also das jüngste Ammenmärchen an, das Evans und Potter aus der Patsche helfen soll! Nur zu, Dumbledore, nur zu – Willy Widdershins hat gelogen, stimmt’s?
Oder ist es nur die übliche simple Erklärung inklusive Zeitumkehrung, eines toten Mannes, der wieder ins Leben tritt, und ein paar unsichtbarer Dementoren?"
Percy Weasley lachte herzhaft auf.
"Oh, sehr gut, Minister, sehr gut!"
Faith hätte ihm am liebsten einen Tritt versetzt.
Dann sah sie zu ihrer Verblüffung, dass auch Dumbledore freundlich lächelte. "Cornelius, ich bestreite nicht – und ich bin sicher, auch Faith und Harry nicht –, dass er an diesem Tag im Eberkopf war, und auch nicht, dass er versuchte, Schüler für eine Vereinigung zur Verteidigung gegen die dunklen Künste zu gewinnen. Ich weise nur darauf hin, dass Dolores im Irrtum ist, wenn sie behauptet, eine solche Gruppe sei zu diesem Zeitpunkt rechtswidrig gewesen. Wie Sie sich vielleicht erinnern, trat der Ministeriumserlass, der alle Schülerorganisationen verbot, erst zwei Tage nach dem Hogsmeade-Treffen in Kraft, weshalb im Eberkopf keine Vorschriften verletzte wurden."
Umbridge fasste sich als Erste.
"Das ist alles gut und schön, Schulleiter", sagte sie und lächelte süßlich, "aber inzwischen sind fast sechs Monate seit Inkrafttreten des Ausbildungserlasses Nummer vierundzwanzig vergangen. Wenn das erste Treffen nicht rechtswidrig war, so waren es doch sicher alle, die seitdem stattgefunden haben."
"Nun", sagte Dumbledore und musterte sie über seine zusammengelegten Finger hinweg mit höflichem Interesse, "sie wären dies gewiss, wenn sie nach Inkrafttreten des Erlasses weiter stattgefunden hätten. Haben Sie irgendwelche Beweise, dass es weitere derartige Treffen gab?"
Während Dumbledore sprach, hörte Faith hinter sich ein Rascheln, und sie war ziemlich sicher, dass Kingsley etwas flüsterte.
"Beweise?", wiederholte Umbridge mit ihrem schrecklichen breiten Krötenlächeln.
"Haben Sie nicht zugehört, Dumbledore? Warum, glauben Sie, ist Miss Edgecombe hier?"
"Oh, kann sie uns berichten, dass sechs Monate lang solche Treffen stattgefunden haben?", sagte Dumbledore und hob die Brauen. "Ich dachte eigentlich, sie hätte nur von einem Treffen heute Abend berichtet." "Miss Edgecombe«, sagte Umbridge sofort, "erzählen Sie uns, wie lange diese Treffen schon stattfinden, meine Liebe. Sie können einfach nicken oder den Kopf schütteln, ich bin sicher, davon werden die Pickel nicht schlimmer. Fanden sie regelmäßig während der vergangenen sechs Monate statt?"
Faith spürte plötzlich ein fürchterlich flaues Gefühl im Magen.
Das war’s, sie waren an eine Mauer handfester Beweise geraten, die nicht einmal Dumbledore beiseiteschieben konnte.
"Einfach nicken oder den Kopf schütteln, meine Liebe", ermunterte Umbridge Marietta.
Zu Faiths größter Verblüffung – schüttelte Marietta den Kopf.
Umbridge blickte schnell zu Fudge, dann wieder zu Marietta. "Ich glaube, Sie haben die Frage nicht verstanden, stimmt’s, meine Liebe? Ich wollte wissen, ob Sie während der letzten sechs Monate zu diesen Treffen gegangen sind. Das sind Sie doch, nicht wahr?"
Erneut schüttelte Marietta den Kopf. "Was meinen Sie mit diesem Kopfschütteln, meine Liebe?", sagte Umbridge gereizt.
"Ich würde sagen, die Bedeutung ist vollkommen klar", sagte Professor McGonagall barsch.
"Es hat in den letzten sechs Monaten keine geheimen Treffen gegeben. Ist das korrekt, Miss Edgecombe?"
Marietta nickte.
"Aber es gab heute Abend ein Treffen!", sagte Umbridge wütend.
"Es gab ein Treffen, Miss Edgecombe, Sie haben mir davon berichtet, und zwar im Raum der Wünsche! Evans und Potter waren die Anführer, nicht wahr?"
Marietta schüttelte den Kopf.
Professor Umbridge packte Marietta, zog sie zu sich heran und begann sie heftig zu schütteln.
Dumbledore war im Bruchteil einer Sekunde mit erhobenem Zauberstab auf den Beinen; Kingsley stürzte nach vorne, und Umbridge ließ mit einem Sprung rückwärts von Marietta ab und wedelte mit den Händen durch die Luft, als hätte sie sich verbrannt.
"Ich kann Ihnen nicht gestatten, meine Schüler zu misshandeln, Dolores", sagte Dumbledore und zum ersten Mal wirkte er zornig.
"Beruhigen Sie sich, Madam Umbridge", sagte Kingsley mit seiner tiefen, langsamen Stimme. "Sie wollen sich doch nicht in Schwierigkeiten bringen." "Nein", sagte Umbridge atemlos und blickte zu der hochragenden Gestalt von Kingsley auf. "Ich meine, ja, Sie haben Recht, Shacklebolt – ich – ich war außer mir."
Marietta stand genau da, wo Umbridge sie losgelassen hatte.
Weder schien Umbridges plötzlicher Angriff sie verschreckt zu haben, noch schien sie erleichtert, dass Umbridge sie losgelassen hatte; sie hielt noch immer ihren Umhang zu ihren seltsam leeren Augen hochgezogen und starrte stur geradeaus.
"Dolores", sagte Fudge mit der Miene eines Mannes, der eine Sache ein für alle Mal klären möchte, "das Treffen heute Abend, von dem wir eindeutig wissen, dass es stattgefunden hat –"
"Ja", sagte Umbridge und gewann ihre Fassung wieder, "ja … nun, Miss Edgecombe gab mir den Hinweis und ich ging sofort in den siebten Stock, begleitet von gewissen vertrauenswürdigen Schülern, um die Teilnehmer des Treffens auf frischer Tat zu ertappen. Es scheint jedoch, dass sie noch vor meiner Ankunft gewarnt wurden, denn als wir in den siebten Stock kamen, rannten sie in alle Himmelsrichtungen davon. Das spielt aber keine Rolle. Ich habe hier alle ihre Namen, Miss Parkinson ist für mich in den Raum der Wünsche gerannt, um nachzusehen, ob sie etwas hinterlassen hatten. Wir brauchten Beweise und der Raum hat sie uns geliefert."
Und zu Faiths Entsetzen zog sie aus ihrer Tasche die Liste mit den Namen, die sie im Raum der Wünsche an die Wand gepinnt hatten, und reichte sie Fudge. "Sobald ich Evans und Potters Namen auf der Liste sah, wusste ich, womit wir es zu tun haben", sagte sie sanft. "Vortrefflich«, sagte Fudge und ein Lächeln breitete sich über sein Gesicht, "vortrefflich, Dolores. Und … Donnerwetter noch mal …"
Er blickte zu Dumbledore auf, der immer noch neben Marietta stand und den Zauberstab lässig in der Hand hielt. "Sehen Sie, wie sie sich selbst genannt haben?", sagte Fudge leise. "Dumbledores Armee."
Dumbledore streckte die Hand aus und nahm Fudge das Blatt Pergament ab.
Er sah auf die Überschrift, die Hermine vor Monaten hingekritzelt hatte, und für einen Moment schien es ihm die Sprache verschlagen zu haben.
Dann blickte er auf und lächelte.
"Nun, das Spiel ist aus", sagte er schlicht. "Möchten Sie ein schriftliches Geständnis von mir, Cornelius – oder wird eine Aussage vor diesen Zeugen genügen?"
"Aussage?", sagte Fudge langsam. "Was – ich weiß nicht –"
"Dumbledores Armee, Cornelius", sagte Dumbledore unbeirrt lächelnd und wedelte mit der Namensliste vor Fudges Gesicht herum. "Nicht Evans oder Potters Armee. Dumbledores Armee." "Aber – aber –" Jäh blitzte Verständnis in Fudges Gesicht auf.
Entsetzt trat er einen Schritt zurück, schrie laut auf und sprang wieder vom Feuer weg.
"Sie?", flüsterte er und stampfte erneut auf seinem kokelnden Umhang herum. "Richtig', sagte Dumbledore freundlich. "Sie haben das organisiert?"
"Das habe ich", sagte Dumbledore.
"Sie haben die Schüler für – für Ihre Armee rekrutiert?"
"Heute Abend sollte das erste Treffen stattfinden", sagte Dumbledore und nickte. "Nur um zu prüfen, ob sie Interesse hatten, sich mir anzuschließen. Natürlich sehe ich jetzt, dass es ein Fehler war, Miss Edgecombe einzuladen."
Marietta nickte. Fudge blickte mit schwellender Brust von ihr zu Dumbledore.
"Dann haben Sie eine Verschwörung gegen mich angezettelt!", rief er. "Richtig", sagte Dumbledore heiter. "NEIN!", schrie Faith.
Kingsley warf ihr blitzschnell einen warnenden Blick zu, McGonagall weitete drohend die Augen, doch es hatte Faith plötzlich gedämmert, was Dumbledore vorhatte, und das konnte sie nicht zulassen.
"Nein – Professor Dumbledore –!'
"Sei still, Faith, oder ich fürchte, du musst mein Büro verlassen", sagte Dumbledore ruhig.
"Ja, Mund halten, Evans!", bellte Fudge, der Dumbledore immer noch mit einer Art entsetzter Freude beäugte.
"Schön, schön, schön – ich kam heute Abend hierher in der Erwartung, dass ich Evans und Potter hinauswerfen würde, und stattdessen –"
"Stattdessen werden Sie mich festnehmen", sagte Dumbledore lächelnd.
"Weasley!", rief Fudge und zitterte nun sichtlich vor Freude. "Weasley, haben Sie alles aufgeschrieben, alles, was er gesagt hat, sein Geständnis, haben Sie es?"
"Ja, Sir, ich denke schon, Sir!", sagte Percy beflissen, die Nase vom schnellen Mitschreiben mit Tinte bekleckst.
"Und dass er versucht hat, eine Armee gegen das Ministerium aufzubauen, dass er daran gearbeitet hat, meine Position zu untergraben?"
"Ja, Sir, das habe ich, jawohl!", sagte Percy und überflog freudig seine Aufzeichnungen.
"Nun denn, sehr gut", sagte Fudge und strahlte vor Häme, "fertigen Sie eine Abschrift Ihrer Notizen an, Weasley, und schicken Sie diese sofort an den Tagespropheten. Wenn wir eine schnelle Eule schicken, können wir es in die Morgenausgabe schaffen!"
Percy stürmte hinaus und schlug die Tür hinter sich zu, während Fudge sich wieder an Dumbledore wandte.
"Sie werden nun ins Ministerium abgeführt, wo offiziell Anklage gegen Sie erhoben wird, dann werden Sie nach Askaban geschickt, wo Sie der Prozess erwartet!"
"Ah", sagte Dumbledore milde. "Ja. Ja, ich dachte mir schon, dass es einen kleinen Haken geben wird."
"Haken?", sagte Fudge und seine Stimme vibrierte immer noch vor Freude.
"Ich sehe da keinen Haken, Dumbledore."
"Nun", sagte Dumbledore entschuldigend, "ich fürchte, ich schon." "Oh, tatsächlich?"
"Nun – es ist offenbar so, dass Sie sich der Illusion hingeben, dass ich mich – wie heißt es noch – widerstandslos abführen lasse. Ich fürchte, ich werde mich keineswegs widerstandslos abführen lassen, Cornelius. Ich habe nicht die geringste Absicht, mich nach Askaban schicken zu lassen. Natürlich könnte ich ausbrechen – aber welch eine Zeitverschwendung, und offen gesagt, ich kann mir eine ganze Reihe von Dingen vorstellen, die ich lieber tun würde."
Fudge starrte Dumbledore mit einem sehr dümmlichen Gesichtsausdruck an, als hätte ihn soeben ein heftiger Schlag betäubt und als könnte er noch nicht so recht fassen, was da geschehen war.
Er machte ein leises würgendes Geräusch, dann drehte er sich zu Kingsley und dem Mann mit dem grauen Bürstenhaar um, der als Einziger im Raum bislang kein Wort gesagt hatte. Jetzt nickte er Fudge ermutigend zu, löste sich von der Wand und trat ein Stück vor.
Faith sah, wie seine Hand fast lässig zu seiner Tasche schwebte.
"Seien Sie nicht albern, Dawlish", sagte Dumbledore freundlich. "Ich bin sicher, dass Sie ein glänzender Auror sind – ich meine mich zu erinnern, dass Sie ein ›Ohnegleichen‹ in all Ihren UTZ-Prüfungen bekommen haben –, aber wenn Sie versuchen – ähm – mich gewaltsam abzuführen, werde ich Ihnen wehtun müssen."
Der Mann namens Dawlish blinzelte einigermaßen belämmert.
Er blickte erneut zu Fudge, doch diesmal schien er sich irgendeinen Hinweis zu erhoffen, was er jetzt tun sollte.
"Ooh", höhnte Fudge, der sich wieder fasste, "Sie haben die Absicht, es ganz allein mit Dawlish, Shacklebolt, Dolores und mir aufzunehmen, nicht wahr, Dumbledore?"
"Beim Barte des Merlin, nein", sagte Dumbledore lächelnd. "Nur wenn Sie so töricht sind, mich dazu zu zwingen."
"Er wird nicht allein sein!", sagte Professor McGonagall laut und steckte die Hand in ihren Umhang.
"O doch, das wird er, Minerva!", sagte Dumbledore scharf. "Hogwarts braucht Sie!"
"Schluss mit diesem Unsinn!", sagte Fudge und zog seinen Zauberstab. "Dawlish! Shacklebolt! Nehmen Sie ihn fest!"
Ein silberner Lichtstrahl zuckte durch den Raum.
Es gab einen Knall wie von einem Gewehrschuss und der Boden erzitterte; eine Hand packte Faith am Kragen und zwang sie hinunter, als ein zweiter silberner Strahl aufblitzte; einige der Porträts schrien, Fawkes kreischte und eine Staubwolke erfüllte die Luft.
Faith hustete im Staub, sie sah, dass eine dunkle Gestalt vor ihr krachend zu Boden stürzte; ein Schrei und ein dumpfer Schlag waren zu hören und jemand rief:
"Nein!", dann hörte man Glas splittern, hektisch schlurfende Schritte, ein Stöhnen … und Stille.
Faith kämpfte sich herum, um zu erkennen, wer sie da halb erwürgte, und sah Professor McGonagall neben sich kauern.
Sie hatte sie, Harry und auch Marietta gewaltsam außer Gefahr gebracht.
Noch immer schwebte Staub sanft durch den Raum und legte sich auf sie. .
Leicht keuchend sah Faith eine sehr große Gestalt auf sie zukommen.
"Alles in Ordnung bei Ihnen?", fragte Dumbledore.
"Ja!", sagte Professor McGonagall, stand auf und zog Faith, Harry und Marietta mit sich hoch.
Der Staub legte sich.
Allmählich wurde sichtbar, wie ramponiert das Büro war: Dumbledores Schreibtisch war umgestürzt, alle storchbeinigen Tische waren zu Boden geschlagen worden, ihre silbernen Instrumente lagen zerborsten herum. Fudge, Umbridge, Kingsley und Dawlish lagen reglos am Boden.
Fawkes der Phönix schwebte in weiten Kreisen über ihnen und sang leise. "Bedauerlicherweise musste ich auch Kingsley einen Fluch aufhalsen, sonst hätte es sehr verdächtig ausgesehen", sagte Dumbledore mit leiser Stimme. "Er war bemerkenswert schnell von Begriff und hat Miss Edgecombes Gedächtnis rasch nebenbei verändert, während alle wegsahen – würden Sie ihm meinen Dank ausrichten, Minerva? Nun, sie werden alle recht bald aufwachen und sollten am besten nicht erfahren, dass wir Zeit hatten zu reden – Sie müssen so tun, als ob keine Zeit vergangen wäre, als ob sie nur zu Boden geschlagen worden wären – die werden sich nicht erinnern –"
"Wo gehen Sie hin, Dumbledore?", flüsterte Professor McGonagall. "Zum Grimmauldplatz?"
"O nein", sagte Dumbledore mit einem grimmigen Lächeln.
"Ich gehe nicht, um mich zu verstecken. Fudge wird sich bald wünschen, er hätte mich nie von Hogwarts vertrieben, das verspreche ich Ihnen."
"Professor Dumbledore …", fing Harry an.
Dumbledore unterbrach ihn, ehe er ein weiteres Wort sagen konnte.
"Hör mir zu, Harry", sagte er nachdrücklich. "Du musst mit all deiner Kraft Okklumentik lernen, verstehst du mich? Tu alles, was Professor Snape dir sagt, und übe es besonders jeden Abend vor dem Einschlafen, damit du deinen Geist vor schlechten Träumen verschließen kannst – du wirst sehr bald verstehen, warum, aber du musst mir versprechen –"
Der Mann namens Dawlish regte sich. Dumbledore packte Harry am Handgelenk. "Denk daran – verschließ deinen Geist –"
Dumbledore ließ Harry los, hob die Hand und packte den langen goldenen Schwanz des Phönix.
Es gab eine Stichflamme und die beiden waren verschwunden.
"Wo ist er?", brüllte Fudge und stemmte sich vom Boden hoch. "Wo ist er?"
"Ich weiß nicht!", rief Kingsley und sprang auf.
"Jedenfalls kann er nicht disappariert sein!", schrie Umbridge. "Aus dieser Schule heraus geht das nicht –"
"Die Treppe!", rief Dawlish und stürzte zur Tür, riss sie auf und verschwand, dicht gefolgt von Kingsley und Umbridge.
Fudge zögerte, dann erhob er sich langsam und wischte sich den Staub von der Brust.
Eine lange und quälende Stille trat ein. "Nun, Minerva", sagte Fudge gehässig und zog seinen zerrissenen Hemdsärmel zurecht. "Ich fürchte, dies ist das Ende Ihres Freundes Dumbledore."
"Glauben Sie das im Ernst?", fragte Professor McGonagall verächtlich.
Fudge schien sie nicht zu hören. Er sah sich in dem verwüsteten Büro um. Einige der Porträts zischten ihn an, das eine oder andere machte sogar wüste
Gesten mit der Hand.
"Sie bringen diese drei jetzt am besten zu Bett", sagte Fudge, erneut an McGonagall gewandt, und nickte abfällig in Richtung Faith, Harry und Marietta. Professor McGonagall sagte nichts, sondern führte Faith, Harry und Marietta mit zügigen Schritten zur Tür.
Als sie hinter ihnen zuschwang, hörte Faith die Stimme von Phineas Nigellus. "Wissen Sie, Minister, ich stimme in vielem nicht mit Dumbledore überein … aber Sie können nicht bestreiten, dass er Stil hat …"

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