"Sechs Sickel", sagte er.
"Ich mach schon", sagte Harry rasch und überreichte das Silber.
Die Augen des Wirtes wanderten über Harry und blieben für den Bruchteil einer Sekunde an seiner Narbe hängen. Dann wandte er sich ab und steckte das Geld in eine alte hölzerne Kasse, deren Schublade automatisch aufglitt, um die Münzen aufzunehmen.
Faith, Harry, Ron und Hermine zogen sich an einen Tisch zurück, der am weitesten vom Tresen entfernt war, setzten sich und sahen sich um.
Drink.
"Wisst ihr was?", murmelte Ron und schaute begeistert hinüber zum Tresen. "Hier drin könnten wir alles bestellen, was wir wollen.
Ich wette, dieser Typ würde uns alles verkaufen, es wär ihm schnuppe.
Ich wollte immer schon mal Feuerwhisky ausprobieren –"
"Du – bist – Vertrauensschüler", fauchte Hermine.
"Oh", sagte Ron und sein Lächeln erstarb.
"Ja …"
"Also, wer, habt ihr gesagt, will sich hier mit uns treffen?", fragte Harry, riss den rostigen Deckel seines Butterbiers auf und nahm einen Schluck.
"Nur ein paar Leute", wiederholte Hermine, warf einen Blick auf die Uhr und sah besorgt zur Tür.
"Ich hab gesagt, sie sollten um diese Zeit hier sein, und ich bin sicher, die wissen alle, wo es ist – oh, seht mal, das könnten sie jetzt sein."
Die Tür des Pubs war aufgegangen.
Ein breiter Streif Sonnenlicht, in dem der Staub wirbelte, teilte den Raum, und schon im nächsten Moment wurde er durch eine hereinrauschende Schülerschar wieder verdunkelt.
Als Erster kam Neville mit Dean und Lavender, dicht gefolgt von Parvati und Padma Patil zusammen mit Cho und einer ihrer wie üblich kichernden Freundinnen, danach Luna Lovegood (allein und so verträumt, dass sie auch zufällig hätte hereinkommen können); es folgten Katie Bell, Alicia Spinnet und Colin und Dennis Creevey, Ernie Macmillan, Justin Finch-Fletchley, Hannah Abbott, ein Hufflepuff-Mädchen mit einem rückenlangen Zopf, deren Name Faith nicht kannte; drei Ravenclaw-Jungs, von denen sie ziemlich sicher war, dass sie Anthony Goldstein, Michael Corner und Terry Boot hießen, dann Ginny und hinter ihr ein großer hagerer blonder Junge mit Stupsnase, den Faith als Mitglied der Quidditch-Mannschaft von Hufflepuff in vager Erinnerung hatte, und als Nachhut Fred und George Weasley mit ihrem Freund Lee Jordan, alle drei mit großen Papiertüten bepackt, die proppenvoll waren mit Sachen aus Zonkos Laden.
"Ein paar Leute?", sagte Harry mit belegter Stimme zu Hermine.
"Ein paar Leute?"
Auch Faith war von der Anzahl nicht begeistert.
"Ja, nun, die Idee schien ziemlichen Anklang zu finden", sagte Hermine zufrieden.
"Ron, würdest du noch ein paar Stühle holen?"
Der Wirt, der gerade ein Glas mit einem schmutzigen Lumpen ausgewischt hatte, der aussah, als wäre er nie gewaschen worden, war erstarrt.
Womöglich hatte er seinen Pub noch nie so voll erlebt.
"Hi", sagte Fred, der als Erster den Tresen erreichte und rasch seine Kameraden zählte, "könnten wir … fünfundzwanzig Butterbier haben, bitte?"
Der Wirt sah ihn einen Moment finster an, dann warf er seinen Lumpen verärgert beiseite, als wäre er bei etwas sehr Wichtigem unterbrochen worden, und fing an, staubige Butterbierflaschen unter der Theke hervorzuholen.
"Prost", sagte Fred und verteilte die Flaschen. "Und rückt alle das Geld raus, dafür hab ich nicht genug …"
Faith sah benommen zu, wie die große, schnatternde Schar Fred die Biere abnahm und in den Taschen nach Münzen kramte.
Sie konnte sich nicht vorstellen, aus welchem Grund all diese Leute hier aufgetaucht waren, bis ihr der fürchterliche Gedanke kam, dass sie womöglich eine Art Rede erwarteten.
Auch Harry schien den gleichen Gedanken zu haben, er wandte sich wütend an Hermine.
"Was hast du den Leuten erzählt?", fragte er mit gedämpfter Stimme.
"Was erwarten die?"
"Ich hab dir doch gesagt, sie wollen einfach nur hören, was ihr zu sagen habt«, sagte Hermine beschwichtigend. Doch Harry sah sie so wütend an, dass sie rasch hinzufügte: "Ihr braucht jetzt noch gar nichts zu tun, ich rede zuerst mit ihnen."
"Hi," sagte Neville strahlend und setzte sich.
Die Neuankömmlinge setzten sich zu zweit oder dritt rings um Faith, Harry, Ron und Hermine, wobei manche ziemlich aufgeregt wirkten, andere neugierig und Luna Lovegood träumerisch ins Leere schaute.
Als sich jeder einen Stuhl besorgt hatte, erstarb das Stimmengewirr.
"Ähm", sagte Hermine und ihre Stimme klang vor Nervosität ein bisschen höher als sonst.
"Nun – ähm – hi."
Die Gruppe wandte sich ihr zu, auch wenn manche Augenpaare immer wieder zu Faith und Harry zurückhuschten.
"Nun … ähm … ja, ihr wisst, warum ihr hier seid. Ähm … also, Faith und Harry hier hatte die Idee – besser gesagt" (Faith und Harry hatten ihr einen strengen Blick zugeworfen) "ich hatte die Idee – dass es gut wäre, wenn Leute, die Verteidigung gegen die dunklen Künste lernen möchten – und ich meine wirklich lernen, versteht ihr, nicht den Stuss, den Umbridge mit uns macht –" (Hermines Stimme klang plötzlich viel kräftiger und selbstbewusster) "– weil das niemand Verteidigung gegen die dunklen Künste nennen kann –"
("Das kannst du laut sagen", warf Anthony Goldstein ein, was Hermine offensichtlich weiter bestärkte) –
"Also, ich dachte, es wäre gut, wenn wir, nun, die Dinge selbst in die Hand nehmen würden."
Sie hielt inne, warf einen Seitenblick auf Faith und fuhr fort.
"Und damit meine ich lernen, wie wir uns richtig verteidigen, nicht nur in der Theorie, sondern indem wir tatsächlich zaubern-"
"Du willst doch auch deine ZAG-Prüfung in Verteidigung gegen die dunklen Künste bestehen, wette ich?", sagte Michael Corner.
"Natürlich will ich das", erwiderte Hermine prompt.
"Aber ich will noch mehr, nämlich richtig ausgebildet sein in Verteidigung, weil … weil …", sie holte tief Luft und schloss: "… weil Lord Voldemort zurück ist."
Die Reaktion war absehbar und kam auch prompt.
Chos Freundin schrie auf und bekleckerte sich mit Butterbier; Terry Boot zuckte unwillkürlich zusammen; Padma Patil schauderte, und Neville ließ ein merkwürdiges Japsen hören, das er gerade noch zu einem Husten umbiegen konnte.
"Nun … das ist jedenfalls der Plan", sagte Hermine.
"Wenn ihr mitmachen wollt, müssen wir entscheiden, wie wir –"
"Wo ist der Beweis, dass Du-weißt-schon-wer zurück ist?", sagte der blonde Hufflepuff-Spieler in recht angriffslustigem Ton.
"Nun, Dumbledore glaubt es –", setzte Hermine an.
"Du meinst, Dumbledore glaubt ihnen, erwiderte der blonde Junge und nickte in Richtung Faith und Harry.
"Wer bist du eigentlich?", sagte Ron ziemlich grob.
"Zacharias Smith", sagte der Junge,
"und ich glaube, wir haben das Recht, genau zu erfahren, weshalb sie behaupten, Du-weißt-schon-wer sei zurück."
"Sieh mal", griff Hermine flugs ein, "darum sollte es bei diesem Treffen eigentlich überhaupt nicht gehen –"
"Ist schon gut, Hermine«, sagte Faith.
Es hatte ihr gerade gedämmert, warum so viele Leute hier waren.
Hermine hätte das voraussehen müssen, dachte sie.
Manche von ihnen – vielleicht sogar die meisten – waren aufgetaucht in der Hoffnung, die Geschichte aus erster Hand zu hören.
"Weshalb wir behaupte, Du-weißt-schon-wer sei zurück?", fragte sie und blickte Zacharias offen ins Gesicht.
"Wir haben ihn gesehen. Aber Dumbledore hat letztes Jahr der ganzen Schule erklärt, was passiert ist, und wenn du ihm nicht geglaubt hast, dann wirst du uns auch nicht glauben, und ich verschwende keinen Nachmittag mit dem Versuch, irgendjemanden zu überzeugen."
Die ganze Gruppe schien den Atem angehalten zu haben, während Faith sprach.
Faith hatte den Eindruck, dass selbst der Wirt zuhörte, der unentwegt dasselbe Glas mit dem schmutzigen Lumpen wischte und es immer schmutziger machte.
"Dumbledore hat uns letztes Jahr nur gesagt", erwiderte Zacharias abweisend, "dass Cedric Diggory von Du-weißt-schon-wem getötet wurde und dass ihr Diggorys Leiche nach Hogwarts zurückgebracht habt. Er hat uns keine Einzelheiten genannt, er hat uns nicht genau gesagt, wie Diggory ermordet wurde, und ich denke, wir alle würden gern wissen –"
"Wenn ihr hierhergekommen seid, um genau zu erfahren, wie es ist, wenn Voldemort jemanden ermordet, können wir euch nicht helfen«, schalltete sich Harry jetzt ein.
"Wir möchten nicht über Cedric Diggory reden, klar? Also, wenn ihr deshalb hier seid, dann verschwindet ihr am besten wieder."
Doch keiner erhob sich, nicht einmal Zacharias Smith, der allerdings Harry weiterhin gespannt anstarrte.
"Also", sagte Hermine, wieder mit sehr hoher Stimme. "Also … wie ich schon sagte … wenn ihr lernen wollt, wie ihr euch verteidigen könnt, dann müssen wir besprechen, wie wir vorgehen, wie oft wir uns treffen wollen und wo wir –" "Stimmt es", unterbrach sie das Mädchen mit dem rückenlangen Zopf und blickte Faith und Harry an, "stimmt es, dass ihr einen Patronus zustande bringt?
Ein interessiertes Murmeln ging rundum.
"Ja", sagte Faith abweisend.
"Einen gestaltlichen Patronus?"
"Ähm – du kennst nicht zufällig Madam Bones, oder?«, fragte Harry.
Das Mädchen lächelte. "Sie ist meine Tante", sagte sie.
"Ich bin Susan Bones. Sie hat mir von deiner Anhörung erzählt.
Also – ist es wirklich wahr? Du erzeugt einen Hirsch als Patronus?"
"Ja", sagte Harry.
"Ist ja irre, Harry!", sagte Lee, offenbar tief beeindruckt.
"Das hab ich gar nicht gewusst!"
"Mum hat Ron gesagt, er soll es nicht rumerzählen", erklärte Fred und grinste. "Sie meinte, Faith und Harry hätten ohnehin schon genug Aufmerksamkeit deswegen."
"Da hat sie nicht Unrecht", murmelte Harry und ein paar Leute lachten.
Die verschleierte Hexe, die allein saß, rutschte ein wenig auf ihrem Hocker herum.
"Und hast du einen Basilisken mit diesem Schwert aus Dumbledores Büro getötet?", wollte Terry Boot wissen.
"Das hat mir eines von diesen Porträts erzählt, als ich letztes Jahr bei ihm war …"
"Ähm – ja, hab ich, ja", sagte Harry. Justin Finch-Fletchley pfiff; die Creevey-Brüder tauschten ehrfurchtsvolle Blicke und Lavender Brown sagte leise "Wow!".
"Und im ersten Schuljahr", sagte Neville in die Runde, "haben die beiden den Stein der Meisen gerettet –"
"– der Weisen", zischte Hermine.
"Ja, genau – vor Ihr-wisst-schon-wem", schloss Neville.
Hannah Abbott machte Augen, rund wie Galleonen.
"Und nicht zu vergessen", sagte Cho "die ganzen Aufgaben, die sie letztes Jahr beim Trimagischen Turnier lösen musste – an Drachen und Wassermenschen und einer Acromantula vorbeikommen und so weiter …«
Ein beeindrucktes zustimmendes Murmeln ging um den Tisch.
"Hört mal", begann Faith und schlagartig verstummten alle, "Wir hatten bei alldem eine Menge Hilfe …"
"Bei dem Drachen, da hattet ihr keine", sagte Michael Corner prompt.
"Da bist du wirklich ganz cool geflogen …"
"Ja, schon –", sagte Faith, der es kleinkariert vorgekommen wäre, ihm zu widersprechen.
"Und diesen Sommer hat Harry keiner geholfen, die Dementoren zu verjagen", sagte Susan Bones.
"Nein", sagte Harry, "nein, okay, ich weiß, manches haben wir ohne Hilfe geschafft, aber was Faith eigentlich sagen wollte, ist –"
"Weichst du aus wie ein Wiesel, weil du uns nichts von diesen Sachen beibringen wollt?", sagte Zacharias Smith.
»Wie wär’s«, warf Ron laut ein, bevor Harry antworten konnte,
"wenn du endlich mal die Klappe hältst?"
Zacharias wurde rot.
"Na ja, wir sind alle hier, damit wir was von ihnen lernen, und jetzt erzählen die uns, dass sie im Grunde nichts davon können", sagte er.
"Das haben sie nicht gesagt", fauchte Fred.
"Willst du vielleicht, dass wir dir mal die Ohren ausputzen?", fragte George und zog ein langes und lebensgefährlich aussehendes Metallinstrument aus einer der Zonko-Tüten.
"Oder sonst was von dir, wir sind echt nicht zimperlich, wo wir das hinstecken", sagte Fred.
"Ja, schön", sagte Hermine hastig, "wir müssen weitermachen … die Frage ist, sind wir uns einig, dass wir bei Faith und Harry Unterricht nehmen?"
Es gab allgemein zustimmendes Murmeln.
Zacharias verschränkte die Arme und sagte nichts, was vielleicht daran lag, dass er wie gebannt das Instrument in Freds Hand betrachtete.
"Gut", sagte Hermine, sichtlich erleichtert, dass wenigstens ein Punkt erledigt war.
"Nun, dann ist die nächste Frage, wie oft wir uns treffen. Ehrlich gesagt, weniger als einmal die Woche hat wohl keinen Sinn –"
Sie beschlossen, sich darüber Gedanken zu machen, wenn sie einen geeigneten Platz gefunden haben.
Sie unterschrieben alle noch ein Pergament, welches von Hermine aufbewahrte.
Dann machten sich alle auf den Weg zurück zum Schloss.
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Das Geheimnis von Severus Snape
FanfictionFaith Lily Evans, Tochter von Lily Evans und Severus Snape kommt nach Hogwarts. Dort erwarten sie viele Überraschungen wie z.B ihren Halbbruder den berühmten Harry Potter kennen zu lernen. Wird sie alle Prüfungen bestehen und vertrauen zu ihrem unb...