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"Umbridge hat deine Post gelesen, Harry. Das ist die einzige Erklärung." sagte Faith
"Das war gestern Nacht furchtbar knapp«, sagte Hermine. "Ich frage mich nur, ob Umbridge weiß, wie knapp.
Während der Pause durften sie drinbleiben, weil es draußen schüttete. Sie suchten sich Plätze in einem lärmigen und überfüllten Klassenzimmer im ersten Stock, wo Peeves verträumt in der Nähe des Kronleuchters umherschwebte und gelegentlich jemandem ein Tintenkügelchen auf den Kopf blies.
Sie hatten sich kaum gesetzt, als Angelina sich durch die Knäuel schwatzender Schüler zu ihnen durchdrängelte.
"Ich hab die Genehmigung!", sagte sie. "Die Quidditch-Mannschaft darf wieder zusammenkommen!"
"Toll!", sagten Faith, Harry und Ron gleichzeitig.
"Ja", strahlte Angelina. "Ich bin zu McGonagall gegangen, und ich könnte mir vorstellen, dass sie sich an Dumbledore gewandt hat. Wie auch immer, Umbridge musste nachgeben. Ha! Also will ich euch heute Abend um sieben unten auf dem Feld sehen, verstanden, weil wir Zeit gutmachen müssen. Ist euch klar, dass es nur noch drei Wochen bis zu unserem ersten Spiel sind?" Sie quetschte sich zurück durch die Menge, wich knapp einem Tintenkügelchen von Peeves aus, das stattdessen einen Erstklässler in der Nähe traf, und verschwand.

Am Abend besserte sich dass Wetter nicht.
Dass Training verlief richtig schlecht.
Deprimiert kehrten alle in den Gemeinschaftsraum zurück.

Am nächsten Morgen erzählte Harry den anderen dreien von Dobby, der am Vorabend im Gemeinschaftsraum war und ihm vom Raum der Wünsche erzählt hat.
Ihre Umhänge bauschten sich und flatterten um sie her, während sie durch den überschwemmten Gemüsegarten zur Doppelstunde Kräuterkunde patschten.
Regentropfen hämmerten schwer wie Hagelkörner auf das Gewächshausdach, so dass sie kaum hören konnten, was Professor Sprout sagte.
Der Unterricht in Pflege magischer Geschöpfe musste an diesem Nachmittag vom sturmgepeitschten Schlossgrund in ein freies Klassenzimmer im Erdgeschoss verlegt werden, und zu ihrer immensen Erleichterung hatte Angelina beim Mittagessen ihr Team aufgesucht und ihnen mitgeteilt, dass das Quidditch-Training ausfiel.
"Gut", erwiderte Harry leise, als sie es ihm gesagt hatte.
"Wir haben nämlich einen Ort für das erste Treffen unserer Verteidigungsgruppe gefunden. Heute Abend, acht Uhr, siebter Stock, gegenüber diesem Wandbehang mit Barnabas dem Bekloppten, der von den Trollen verdroschen wird. Kannst du das Katie ausrichten?"
Sie wirkte leicht verdutzt, versprach es aber.
Harry wandte sich wieder hungrig seinen Würstchen mit Kartoffelbrei zu. Als er aufblickte, um einen Schluck Kürbissaft zu nehmen, bemerkte Faith, dass Hermine ihn beobachtete.
"Was gibt’s?", mampfte er.
"Also … ich wollte nur sagen, dass Dobbys Vorhaben manchmal nicht ungefährlich sind. Weißt du nicht mehr, dass du wegen ihm mal sämtliche Armknochen verloren hast?"
"Dieser Raum ist nicht bloß eine verrückte Idee von Dobby; Dumbledore kennt ihn auch, beim Weihnachtsball hat er ihn mir gegenüber erwähnt." Hermines Gesicht hellte sich auf. "Dumbledore hat dir davon erzählt?""
"Nur so nebenbei«, sagte Harry achselzuckend.
"Oh, dann ist es ja okay", sagte Hermine munter und erhob keine Einwände mehr.
Gemeinsam hatten sie fast den ganzen Tag lang alle Leute aufgesucht, die im Eberkopf ihren Namen in die Liste eingetragen hatten, und ihnen gesagt, wo sie sich an diesem Abend treffen würden.
Gegen Ende des Abendessens waren sie zuversichtlich, dass die Nachricht an alle fünfundzwanzig Leute weitergeleitet worden war, die im Eberkopf gewesen waren.
Um halb acht verließen Faith, Harry, Ron und Hermine den Gemeinschaftsraum der Gryffindors, Faith mit einem gewissen Stück altem Pergament in der Hand.
Fünftklässler durften bis neun auf den Fluren sein, doch alle vier schauten sich andauernd nervös um, während sie zum siebten Stock hochstiegen.
"Passt auf", warnte Faith, entfaltete das Pergament am Ende der letzten Treppe, stupste mit dem Zauberstab dagegen und murmelte: "Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin."
Eine Karte von Hogwarts erschien auf dem leeren Pergament.
Darauf bewegten sich winzige schwarze, mit Namen versehene Punkte, die zeigten, wo verschiedene Leute steckten. "Filch ist im zweiten Stock", sagte Faith und hielt sich die Karte nah vor die Augen, "und Mrs Norris treibt sich im vierten herum."
"Und Umbridge?", fragte Hermine besorgt.
"In ihrem Büro", sagte Faith und zeigte es ihr.
"Okay, gehen wir."
Sie eilten den Korridor entlang zu der Stelle, die Dobby Harry beschrieben hatte, einem Stück kahler Wand gegenüber einem gewaltigen Wandteppich, auf dem Barnabas’ des Bekloppten törichter Versuch verewigt war, Trollen Ballett beizubringen. "Okay", sagte Harry leise, während ein mottenzerfressener Troll sich eine kleine Pause beim unablässigen Verprügeln des gescheiterten Ballettlehrers gönnte und ihnen zusah. "Dobby meinte, wir müssten dreimal an diesem Stück Wand vorbeigehen und uns mit aller Kraft darauf konzentrieren, was wir brauchen."
Das taten sie, wobei sie am Fenster gleich hinter dem kahlen Wandstück
scharf kehrtmachten und dann wieder an der mannsgroßen Vase auf der anderen Seite.
Ron hatte die Augen vor Anstrengung zusammengekniffen; Hermine flüsterte etwas vor sich hin; Harry hatte die Fäuste geballt und starrte stur geradeaus.
Wir brauchen einen Raum, in dem wir lernen können zu kämpfen …, dachte Faith. Gib uns einen Raum zum Üben … wo sie uns nicht finden können … "Schaut!", sagte Hermine scharf, als sie zum dritten Mal an der Wand entlanggegangen waren und wieder kehrtmachten.
Eine glänzende polierte Tür war in der Wand erschienen.
Ron starrte sie mit leichtem Argwohn an.
Harry streckte die Hand aus, packte die Messingklinke, zog die Tür auf und ging voraus in einen weitläufigen Raum, den lodernde Fackeln beleuchteten, wie sie auch in den Kerkern acht Stockwerke unter ihnen brannten.
An den Wänden zogen sich hölzerne Bücherschränke entlang und statt Sesseln lagen große Seidenkissen auf dem Boden.
Auf einigen Regalen auf der anderen Seite des Raums standen verschiedene Instrumente wie Spickoskope, Geheimnis-Detektoren und ein großes, kaputtes Feindglas.
"Die sind gut, wenn wir Schockzauber üben", sagte Ron begeistert und stupste mit dem Fuß gegen eines der Kissen. "Und schaut euch nur diese Bücher an!", sagte Hermine entzückt und fuhr mit dem Finger über die Rücken der dicken Lederbände.
"Ein Handbuch gängiger Flüche und Gegenflüche … Die dunklen Künste überlistet … Zaubern zur Selbstverteidigung … sagenhaft …"
Sie wandte sich mit glühendem Gesicht Faith und Harry zu, und Faith sah, dass die Hunderte von Büchern, die es hier gab, Hermine endlich davon überzeugt hatten, dass es richtig war, was sie taten. "Faith, Harry, das ist wunderbar, hier ist alles, was wir brauchen!"
Und ohne Umschweife zog sie Hexen für Verhexte aus dem Regal, ließ sich auf das nächstbeste Kissen sinken und fing an zu lesen. Faith tat es ihr gleich.
Es klopfte sacht an der Tür.
Faith wandte sich um.
Ginny, Neville, Lavender, Parvati und Dean waren da.
"Wow«, sagte Dean und spähte beeindruckt umher.
"Was ist das für ein Zimmer?"
Harry fing an zu erklären, doch bevor er geendet hatte, kamen weitere Leute herein und er musste noch mal von vorn beginnen.
Gegen acht Uhr schließlich waren alle Kissen besetzt.
Harry ging hinüber zur Tür und drehte den Schlüssel um, der aus dem Schloss ragte. Es klickte beruhigend laut.
Alle verstummten und sahen ihn oder Faith an.
Hermine markierte sorgfältig ihre Seite in Hexen für Verhexte und legte das Buch weg.
"Also", sagte Faith ein wenig nervös. "Das hier ist der Raum, den wir für unsere Übungsstunden aufgetrieben haben, und ihr – ähm – findet ihn offensichtlich ganz brauchbar."
"Er ist phantastisch!", sagte Cho und einige Leute murmelten zustimmend. "Ziemlich irre", sagte Fred und sah sich stirnrunzelnd um.
"Wir haben uns mal vor Filch hier drin versteckt, weißt du noch, George? Aber damals war es nur ein Besenschrank."
"Hey, Harry, was sind das für Sachen?", fragte Dean von hinten und zeigte auf die Spickoskope und das Feindglas. "Antiobskuranten", sagte Harry und ging zwischen den Kissen hindurch auf die Instrumente zu.
"Im Grunde zeigen sie alle, wenn schwarze Magier oder Feinde in der Nähe sind, aber man kann sich nicht so recht auf sie verlassen, sie können ausgetrickst werden …"
Er sah eine erhobene Hand.
"Ja, Hermine?"
"Ich finde, wir sollten einen Anführer wählen", sagte Hermine.
"Faith und Harry sind unsere Anführer", sagte Cho prompt und sah Hermine an, als wäre sie verrückt.
"Ja, aber ich denke, wir sollten richtig darüber abstimmen", sagte Hermine unbeeindruckt.
"Das macht das Ganze offiziell und verleiht ihm Autorität. Also – wer ist dafür, dass Faith und Harry unsere Anführer sein sollen?"
Alle hoben die Hand, selbst Zacharias Smith, wenn auch recht halbherzig. "Ähm – gut, danke", sagte Faith.
"Und – was noch, Hermine?"
"Ich finde außerdem, dass wir uns einen Namen geben sollten", strahlte sie, die Hand immer noch erhoben.
"Das würde den Teamgeist und den Zusammenhalt unter uns fördern, meint ihr nicht?"
"Wie wär’s mit Anti-Umbridge-Liga?", sagte Angelina hoffnungsvoll.
"Oder die Ministerium-macht-Murks-Gruppe?", schlug Fred vor.
"Ich würde meinen", sagte Hermine mit einem finsteren Blick zu Fred, "dass wir uns einen Namen geben sollten, der nicht allen verrät, was wir vorhaben, damit wir ihn auch außerhalb unserer Treffen gefahrlos verwenden können." "Die Defensiv-Allianz?", sagte Cho. "Abgekürzt DA, damit niemand weiß, wovon wir reden?"
"Ja, DA ist schon mal gut«, sagte Faith. "Aber es sollte besser für Dumbledores Armee stehen, denn das ist doch die größte Angst des Ministeriums, oder?" Ihr Vorschlag erntete viel zustimmendes Murmeln und Gelächter.
"Dann sind alle für DA?", sagte Hermine gebieterisch und kniete sich auf ihr Kissen, um zu zählen.
"Das ist die Mehrheit – Vorschlag angenommen!"
Sie pinnte das Pergament mit all ihren Unterschriften an die Wand und schrieb in großen Buchstaben darüber:

DUMBLEDORES ARMEE

"Gut", sagte Harry, als sie sich wieder gesetzt hatte, "wollen wir dann mit den Übungen anfangen? Faith und ich haben uns überlegt, dass wir als Erstes den Expelliarmus üben sollten, ihr wisst ja, den Entwaffnungszauber. Der gehört zwar zu den simplen Grundlagen des Zauberns, aber ich fand ihn recht nützlich –"
"Also bitte", sagte Zacharias Smith, verschränkte die Arme und rollte mit den Augen.
"Ich glaub nicht, dass ausgerechnet Expelliarmus uns gegen Du-weißt-schon-wen nützen wird."
"Ich hab ihn gegen ihn eingesetzt", sagte Harry ruhig. "Er hat mir im Juni das Leben gerettet."
Smith machte benommen den Mund auf. Alle anderen waren totenstill.
"Aber wenn du meinst, du musst dich damit nicht abgeben, kannst du ja gehen", sagte Harry.
Smith rührte sich nicht. Und auch sonst keiner.
"Okay", sagte Harry mit ungewohnt trockenem Mund, da alle Augen auf ihn gerichtet waren.
"Ich schlage vor, wir gehen immer zu zweit zusammen und üben."
Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl für Faith, Anweisungen zu erteilen, aber bei weitem merkwürdiger war es, sie befolgt zu sehen.
Schon hatten sich alle erhoben und teilten sich auf.
Der Raum war plötzlich erfüllt mit "Expelliarmus"-Rufen. Zauberstäbe flogen kreuz und quer; verpatzte Zauber trafen Bücher auf den Regalen und ließen sie durch die Luft flattern.
Als Faith sich umschaute, stellte sie fest, dass es richtig gewesen war, sie zuerst einmal die elementaren Dinge üben zu lassen.
Sie sah einiges an verunglückten Zaubern; vielen gelang es gar nicht, ihre Gegner zu entwaffnen. Stattdessen sprangen diese oft nur ein paar Meter rückwärts oder zuckten leicht zusammen, während der schwächliche Zauber über sie hinwegschwirrte.
Faith trat in die Mitte des Raums.
Etwas sehr Komisches geschah mit Zacharias Smith.
Immer wenn er den Mund öffnete, um Anthony Goldstein zu entwaffnen, flog ihm der eigene Zauberstab aus der Hand, dabei gab Anthony allem Anschein nach keinen Mucks von sich. Faith musste sich nicht lange umsehen, um das Rätsel zu lösen: Fred und George standen einige Schritte von Smith entfernt und zielten abwechselnd mit ihren Zauberstäben auf seinen Rücken. "Sorry, Schatz", sagte George eilends, als ihn Faiths Blick traf.
"Ich konnte einfach nicht widerstehen." Faith und Harry ging um die anderen Paare herum und versuchte bei denen, die den Zauber falsch ausführten, korrigierend einzugreifen.
Ginny übte mit Michael Corner; sie war sehr gut, während Michael entweder sehr schlecht war oder sie nicht verhexen wollte.
Ernie Macmillan trieb überflüssigen Firlefanz mit dem Zauberstab und gab dadurch seinem Partner Gelegenheit, an seiner Deckung vorbeizukommen.
Die Creevey-Brüder waren begeistert bei der Sache, aber unberechenbar und größtenteils verantwortlich für all die Bücher, die rundum aus den Regalen hüpften.
Luna Lovegood war ähnlich flatterhaft. Manchmal wirbelte sie Justin Finch-Fletchleys Zauberstab aus dessen Hand, dann wieder ließ sie ihm nur die Haare zu Berge stehen.
"Okay, aufhören!", rief Faith.
"Stopp! STOPP!" Ich brauch eine Pfeife, dachte sie und im selben Moment sah sie zwei auf der nächsten Reihe Bücher liegen. Sie holte sie und gab Harry eine und blies kräftig hinein.
Alle ließen die Zauberstäbe sinken.
"Das war nicht schlecht", sagte Harry, "aber es gibt einiges zu verbessern." Zacharias Smith starrte ihn wütend an. "Versuchen wir’s noch mal."
Wieder gingen Faith und Harry durch den Raum, blieb gelegentlich stehen und erteilten Ratschläge.
Allmählich besserte sich die Leistung ihrer Schüler.
"Hey, Faith, Harry", rief Hermine von der anderen Seite des Raums herüber, »habt ihr mal auf die Uhr gesehen?"
Faith blies in ihre Pfeife; die "Expelliarmus"-Rufe verstummten und die letzten paar Zauberstäbe fielen klappernd zu Boden.
"Nun, das war schon mal ganz gut",
sagte Harry. "Aber wir haben überzogen und sollten jetzt besser aufhören. Nächste Woche, selbe Zeit, selber Ort?" "Lieber schon früher!", sagte Dean Thomas eifrig und viele nickten zustimmend. Angelina jedoch sagte rasch: "Die Quidditch-Saison fängt bald an, unsere Mannschaft muss auch noch trainieren!"
"Sagen wir also nächsten Mittwochabend", verkündete Harry. "Dann können wir immer noch zusätzliche Treffen beschließen. Kommt, wir sollten uns beeilen."
Faith holte die Karte des Rumtreibers wieder hervor und prüfte eingehend, ob sie Hinweise auf Lehrer im siebten Stock gab. Sie ließ die anderen in Dreier- und Vierergruppen hinausgehen und verfolgte besorgt, ob die kleinen Punkte sicher in ihre Schlafsäle zurückkehrten: Die Hufflepuffs gingen durch den Kellerkorridor, der auch in die Küchen führte, die Ravenclaws zu einem Turm auf der Westseite des Schlosses und die Gryffindors durch den Korridor zum Porträt der fetten Dame.
"Das war wirklich, wirklich gut", sagte Hermine, als schließlich nur noch sie, Faith, Harry und Ron übrig waren. "Jaah, allerdings!", sagte Ron begeistert, während sie aus der Tür schlichen und zusahen, wie sie hinter ihnen wieder zu Stein verschmolz.

Das Geheimnis von Severus Snape Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt