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Hagrid erzählte ihnen, dass Professor Dumbledore ihm und Madam Maxim beauftragt hat, nach den Riesen zu suchen und sie für sich zu gewinnen, damit sie sich der guten Seite anschließen, falls es zu einem Krieg kommt.
Er sagte, dass es sehr schwierig war und es einige Probleme gab.
"Hagrid?", sagte Faith nach einer Weile leise.
"Mmm?"
"Hast du ... war da irgendeine Spur von ... hast du irgendwas von deiner ... deiner Mutter gehört, während du dort warst?"
Hagrids unverdecktes Auge blieb auf ihr ruhen und Faith wirkte ziemlich beklommen.
"Verzeihung ... ich ... schon gut -"
"Tot", brummte Hagrid.
"Vor Jahren schon gestorben. Ham sie mir gesagt."
"Oh ... das ... tut mir wirklich leid", sagte Faith mit sehr leiser Stimme.
Hagrid zuckte mit den massigen Schultern. "Macht nichts", sagte er knapp.
"Kann mich sowieso kaum an sie erinnern. War nich die beste aller Mütter."
Wieder schwiegen sie.
Faith warf Harry, Ron Hermine nervöse Blicke zu, sie wollte, dass sie etwas sagten.
"Aber du hast immer noch nicht erklärt, weshalb du so zugerichtet bist, Hagrid", sagte Ron und deutete auf Hagrids blutverschmiertes Gesicht.
"Oder warum du so spät zurückkommst", sagte Harry.
"Sirius meint, Madame Maxime sei schon ewig lange wieder da -"
"Wer hat dich angegriffen?", fragte Ron. "Ich wurd nicht angegriffen!", sagte Hagrid nachdrücklich.
"Ich -" Aber seine weiteren Worte gingen in einem plötzlichen Gepolter an der Tür unter.
Hermine keuchte; der Becher rutschte ihr aus den Fingern und zerschellte auf dem Boden; Fang jaulte.
Alle fünf starrten auf das Fenster neben der Tür.
Der Schatten einer kleinen, gedrungenen Gestalt kräuselte sich über den dünnen Vorhang.
"Das ist sie!", flüsterte Ron.
"Darunter!", sagte Harry rasch; er packte den Tarnumhang und ließ ihn über sich, Faith und Hermine flattern, Ron kam um den Tisch geflitzt und tauchte ebenfalls darunter.
Aneinandergedrängt zogen sie sich in eine Ecke zurück.
Fang bellte wie verrückt die Tür an. Hagrid schien gründlich verwirrt. "Hagrid, versteck unsere Becher!" Hagrid packte die Becher von Faith, Harry und Ron und legte sie unter das Kissen in Fangs Korb.
Fang sprang nun immer wieder an der Tür hoch.
Hagrid schob ihn mit dem Fuß beiseite und öffnete.
Professor Umbridge stand vor der Tür, in ihrem grünen Tweedmantel und mit einem passenden Hut mit Ohrenschützern. Mit geschürzten Lippen lehnte sie sich zurück, damit sie Hagrids Gesicht sehen konnte; sie reichte ihm kaum bis zum Nabel.
"So", sagte sie langsam und laut, als ob sie mit einem Tauben reden würde.
"Sie sind Hagrid, nicht wahr?"
Ohne auf eine Antwort zu warten, kam sie in die Hütte und ihre Glubschaugen sahen sich überall um.
"Weg da", fauchte sie und schlug mit der Handtasche nach Fang, der an ihr hochgesprungen war und ihr das Gesicht ablecken wollte.
"Ähm - ich will ja nich unhöflich sein", sagte Hagrid und starrte sie an, "aber wer zum Teufel sind Sie eigentlich?" "Mein Name ist Dolores Umbridge."
Ihre Augen suchten die Hütte ab. Zweimal starrten sie geradewegs in die Ecke, in der Harry platt gedrückt zwischen Ron und Hermine stand. "Dolores Umbridge?", sagte Hagrid und klang völlig ratlos.
"Ich dacht, Sie wär'n vom Ministerium - arbeiten Sie nicht für Fudge?"
"Ich war Erste Untersekretärin des Ministers, ja", sagte Umbridge, schritt nun in der Hütte auf und ab und registrierte die kleinste Kleinigkeit, von der Provianttasche an der Wand bis zum abgelegten Reisemantel.
"Ich bin jetzt Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste -"
"Da sin' Sie aber mutig", sagte Hagrid. "Gibt gar nich mehr so viele, die den Job machen woll'n."
"- und Großinquisitorin von Hogwarts", sagte Umbridge ohne ein Zeichen, dass sie ihn gehört hatte.
Faith, Harry, Ron und Hermine schlichen sich durch die Hintertür raus und machten sich auf den Weg zurück zum Schloss.
Umbridge inspizierte die erste Stunde Pflege magischer Geschöpfe nach Hagrids Rücker.
Hermine und Faith haben versucht ihn zu überreden, keine schwierigen Geschöpfe durchzunehmen.
Hagrid berherzigste dies aber nicht und nahm Thestrale durch.
Was Umbridge gar nicht gefiel.

Nach dem letzten Da treffen, verabschiedeten sich alles.
Einzigst Harry blieb mit Cho Chang zurück.
Faith machte sich auf den Weg zu ihrem Vater.
Sie hatte ihn noch gar nicht um Erlaubnis gebeten, über Weihnachten zu den Weasley zu fahren.
Sie klopfte an, wartete auf dass übliche
"Herein".
Snape saß wie immer am Schreibtisch.
"Hallo Papa" sagte Faith und ging auf ihn zu.
"Hallo Faith, schön dass du auch noch mal kommst."
"Tut mir leid, du weißt doch, dass das unser ZAG Jahr ist. Wir haben so viele Hausaufgaben auf." sagte Faith leicht beschämt.
"Schon gut, war nicht so gemeint" antwortete Snape schnell, "was kann ich denn für dich tun?"
"Ich wollte fragen, ob ich über die Weihnachtsferien zu den Weasley darf.
Ron meint, Mrs. Weasley hätte Harry und mich eingeladen."
"Mhhh..." sagte Snape, " du möchtest Weihnachten nicht hier bleiben?" er klang leicht enttäuscht.
"Ich würde ja gerne mit dir Weinachten feiern, aber alleine hier währe es einfach zu langweilig..." sagte Faith, "du kannst ja Weihnachten auch zum Fuchsbau kommen" Faith sah Snape hoffnungsvoll an.
Er überlegte kurz.
"Na gut, du darfst, ob ich komme, kann ich dir nicht versprechen. Habe ihr noch viel zu tun."
Faith nickte und ging zurück in den Gemeinschaftsraum.
Harry war noch nicht da.
Faith setzte sich in einen leeren Sessel am Kamin.
Hermine saß über einem sehr langen Brief und hatte bereits eine halbe Rolle Pergament vollgeschrieben, die vom Tischrand herunterbaumelte.
Ron lag auf dem Kaminvorleger und versuchte seine Hausaufgaben für Verwandlung zu Ende zu bringen.
"Was hat dich aufgehalten?", fragte Ron, als Harry zurück kamm und in den Sessel neben Hermine sinken ließ.
Harry gab keine Antwort.
Er stand unter Schock.
"Alles in Ordnung mit dir, Harry?", fragte Hermine und spähte über das Ende ihrer Feder zu ihm hinüber.
Harry zuckte halbherzig mit den Achseln.
"Was ist los?", sagte Faith und drehte sich im Sessel um, um Harry besser sehen zu können.
"Geht es um Cho?", fragte Sie in geschäftsmäßigem Ton. "Hat sie dich nach dem Treffen abgefangen?"
Kalt erwischt, nickte Harry.
Ron kicherte, verstummte jedoch, als er Hermines Blick begegnete.
"Und – ähm – was wollte sie?", fragte er betont lässig.
"Sie –", begann Harry mit ziemlich belegter Stimme; er räusperte sich und versuchte es noch einmal.
"Sie – ähm –"
"Habt ihr euch geküsst?", fragte Faith forsch.
Ron setzte sich so schnell auf, dass sein Tintenfass über den ganzen Kaminvorleger flog.
Ohne im Mindesten darauf zu achten, starrte er Harry begierig an.
"Na?", drängte er.
Harry blickte von Ron, dessen Miene Neugier und Übermut zeigte, zu Hermine und als letztes zu Faith, die leicht die Stirn runzelte, und er nickte. "HA!" Ron stieß triumphierend die Faust in die Luft und bekam einen heiseren Lachanfall, der einige schüchtern wirkende Zweitklässler drüben am Fenster zusammenfahren ließ. Unwillkürlich flog ein Grinsen über Harrys Gesicht, während er zusah, wie Ron sich auf dem Kaminvorleger wälzte. Hermine warf Ron einen zutiefst empörten Blick zu und wandte sich wieder ihrem Brief zu.
"Und?", sagte Ron schließlich und sah zu Harry auf.
"Wie war’s?"
Harry überlegte kurz.
"Nass", sagte er ehrlich.
Ron machte ein Geräusch, von dem schwer zu sagen war, ob es Jubel oder Ekel ausdrückte.
"Weil sie geweint hat", fuhr Harry mit schwerer Stimme fort.
"Oh", sagte Ron und sein Lächeln verblasste ein wenig.
"Bist du so schlecht im Küssen?"
"Weiß nicht", sagte Harry.
"Vielleicht schon."
"Nein, natürlich nicht", sagte Hermine geistesabwesend und schrieb eifrig ihren Brief weiter.
"Woher willst du denn das wissen?", sagte Ron sehr bissig.
"Weil Cho in letzter Zeit fast dauernd weint", sagte Hermine leichthin.
"Sie weint beim Essen, auf dem Klo, einfach überall."
"Da könnte ein bisschen Küssen sie doch aufmuntern", sagte Ron grinsend.
"Ronald", erwiderte Faith mit würdevoller Stimme und setzte sich aufrecht hin, "du bist der unsensibelste Rüpel, den ich je das Pech hatte zu treffen."
"Was soll das jetzt wieder heißen?", entgegnete Ron entrüstet.
"Wer heult denn schon, wenn man ihn küsst?"
"Ja", sagte Harry ein wenig verzagt.
"Wer tut das?" Hermine schaute die beiden mit beinah mitleidiger Miene an. "Versteht ihr nicht, wie Cho sich im Moment fühlt?", fragte Faith.
"Nein", sagten Harry und Ron im Chor. Hermine seufzte und legte ihre Feder weg um sich an der Unterhaltung zu beteiligen.
"Nun, offensichtlich ist sie sehr traurig, weil Cedric gestorben ist. Dann, vermute ich, ist sie durcheinander, weil sie Cedric gern hatte und jetzt Harry, und sie kriegt nicht auf die Reihe, wen sie am liebsten mag. Und dann fühlt sie sich wohl auch schuldig, weil sie glaubt, dass sie Cedrics Andenken beleidigt, wenn sie Harry überhaupt küsst, und sie macht sich wahrscheinlich auch Gedanken, was all die anderen über sie sagen könnten, wenn sie anfängt mit Harry auszugehen. Und sie ist sich wohl ohnehin nicht im Klaren, was sie für Harry empfindet, weil er mit Cedric zusammen war, als er starb, deshalb ist das alles sehr kompliziert und schmerzhaft. Oh, und außerdem hat sie Angst, dass man sie aus der Ravenclaw-Quidditch-Mannschaft rauswirft, weil sie in letzter Zeit so schlecht fliegt."
Dem Ende dieses Vortrags folgte ein leicht überraschtes Schweigen, dann sagte Ron: "Das kann doch ein Mensch nicht alles auf einmal fühlen, er würde ja explodieren."
"Nur weil du die Gefühlswelt eines Teelöffels hast, heißt das nicht, dass es uns allen so geht", sagte Faith gehässig.
"Sie hat doch damit angefangen", sagte Harry. "Ich hätt das nie gemacht – sie ist mir sozusagen auf die Pelle gerückt – und dann plötzlich heult sie mich voll – ich wusste nicht, was ich machen sollte –"
"Gib dir doch nicht selbst die Schuld, Mann", sagte Ron und allein schon der Gedanke schien ihn zu erschrecken.
"Du hättest einfach nett zu ihr sein sollen", sagte Hermine und blickte besorgt auf.
"Das warst du doch, oder?"
"Na ja", sagte Harry, "ich hab ihr irgendwie – ’n bisschen den Rücken getätschelt."
Hermine sah drein, als fiele es ihr äußerst schwer, nicht die Augen zu verdrehen.
"Also, ich denk mal, es hätte schlimmer kommen können", sagte sie. "Triffst du sie wieder?"
"Muss ich doch, oder?", sagte Harry. "Wir haben schließlich DA-Treffen."
"Du weißt schon, was ich meine", sagte Hermine ungeduldig.
Harry sagte nichts.
"Ach, was soll’s", sagte Hermine abwesend und erneut in ihren Brief vertieft, "du hast noch genug Gelegenheiten, sie zu fragen."
"Was, wenn er sie gar nicht fragen will?", sagte Ron, der Harry mit einem ungewöhnlich verschmitzten Gesichtsausdruck beobachtet hatte.
"Sei nicht albern", sagte Hermine undeutlich. "Harry mag sie doch schon seit langem, stimmt’s, Harry?"
Wieder antwortete er nicht.
"An wen schreibst du eigentlich diesen Roman?", fragte Ron Hermine und versuchte das Pergament zu lesen, das nun auf den Boden hing.
Hermine zog es hoch und ließ es verschwinden.
"An Viktor."
"Krum?"
"Wie viele Viktors kennen wir noch?" Ron sagte nichts, schaute aber griesgrämig drein.
Die nächsten zwanzig Minuten saßen sie schweigend da.
Ron, der fortwährend ungeduldig schnaubte und Sätze durchstrich, schrieb seinen Verwandlungs-Aufsatz fertig, Hermine kritzelte unentwegt das Pergament bis auf den letzten Rest voll, rollte es sorgfältig zusammen und versiegelte es, Harry starrte ins Feuer, Faith tat es ihm gleich.
"Also, Nacht", sagte Hermine, gähnte herzhaft und ging hinüber zur Mädchentreppe.
Faith folgte ihr.

Das Geheimnis von Severus Snape Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt