Am Tag darauf hatte Harry sich mit Niall und dessen Familie verabredet.
Er freute sich sehr darauf, dessen Frau Mary und die Kinder wiederzusehen, als sie einen Ausflug ins örtliche Schwimmbad machten.
„Onkel Harry!", rief Alice, Niall's älteste Tochter, als er zu ihnen ins Auto stieg.
Sofort gurtete sie sich ab und fiel dem Lehrer um den Hals, was er mit einem Grinsen im Gesicht erwiderte. „Lange nicht gesehen."
Natürlich.
Genau eine Woche lang hatten sie sich nicht gesehen.
Mary hingegen wies ihre Tochter streng zurecht. „Gurte dich sofort wieder an", forderte sie sie auf. „Das kann gefährlich sein."
Augenrollend folgte das Mädchen den Anweisungen ihrer Mutter, bevor Niall sich vorfreudig zu Harry umdrehte. „Na, bist du soweit?"
Dieser nickte. „Selbstverständlich", antwortete er. „Für diese frühe Uhrzeit sollte ich euch eigentlich verklagen."
Mary strich sich eine Strähne des braunen Haares aus dem Gesicht und kicherte. „Jetzt stell dich mal nicht so an", witzelte sie. „Es ist neun Uhr."
„Sag ich doch", bestand Harry. „Viel zu früh."
Niall warf einen Blick auf Hanna, die mit ihren knapp acht Monaten gemütlich in ihrer Trage schlief.
Dann sah er das Lächeln auf Harry's Gesicht. „Meine Güte, dir scheint ja die Sonne aus dem Arsch."
„Niall!", kam es empört von Mary, „Jetzt reiß dich doch mal zusammen, die Kinder sitzen hinten im Auto."
Der Ire verdrehte die Augen und bemerkte, wie seine Frau den Wagen wieder auf die Straße steuerte.
Alice hielt Harry augenblicklich ein pinkes Pony mit langer, lilafarbener Mähne entgegen. „Schau mal, hat mir Papa gekauft", erklärte sie stolz. „Wir können ihr ja nachher ein paar Zöpfe flechten."
Obwohl Harry felsenfest behauptete, sich sehr darauf zu freuen, konnte Niall sich vor Lachen nicht mehr im Sitz halten.
Natürlich kaufte ihm kein Erwachsener diese Geschichte ab.
Aber er wollte Alice glücklich machen, und wenn er das mit so einfachen Dingen erreichen konnte, wie ihrem Pony einen neuen Zopf zu flechten, dann sollte es eben so sein.
Als die drei sich und die Kinder angezogen hatten, ließ Alice ihrer Mutter nicht eine einzige Verschnaufspause. Direkt zerrte sie sie in den Kinderbereich, obwohl sie Hanna noch eine Schwimmwindel anziehen musste.
Niall sah seiner Frau mitleidig hinterher und fragte sich, warum eigentlich niemand mit ihm in der blauen Wasserburg spielen wollte, die da im Becken stand.
Nicht, dass er darauf bestanden hätte.
Schließlich atmete er erleichtert auf und dirigierte Harry zu der Bar, die sich ein Becken weiter befand.
Als Harry das warme Wasser spürte, entspannte er zum ersten Mal seit langem seine Muskeln und hatte das Gefühl, einen Moment lang an gar nichts denken zu müssen.
Zumindest so lange, bis Niall ihm mit dem Finger vor dem Gesicht herumschnipste. „Hallo, was willst du trinken?"
Harry sah seinen besten Freund irritiert an.
Er hatte gar nicht mitbekommen, dass er mit ihm gesprochen hatte.
Da ihr Ritual beim Besuch des Schwimmbades war, zum Einstieg einen Cocktail zu trinken, entschied Harry sich für einen Pina Colada - genau wie Niall.
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The Writer
FanfictionIn seinem Beruf als Lehrer hat Harry bereits einige Bücher gelesen, die ihn berührt haben. Trotz allem hat ihn nie ein Werk auf die gleiche Art und Weise gefesselt, wie ein Roman mit dem Titel 'Ephemeral' - doch der Autor des Buches bleibt ein Rätse...