Während Harry und Niall sich gerade an ihrem Tisch im Speisesaal niedergelassen hatte, ärgerten sie sich darüber, dass sie keine wärmere Kleidung mitgebracht hatten.
„Das ist ja wirklich wahnsinnig kalt", murmelte Harry und verschränkte die Arme, um sich zumindest ein bisschen zu wärmen.
Der dunkelrote Steinboden gab selbstverständlich auch keine Wärme ab, und die uralten Mauern des Gebäudes schienen die Kälte förmlich einzufangen.
„Wenigstens gibt es im Zimmer eine funktionierende Heizung", seufzte Niall und blickte seinen Freund mitleidig an.
Noch ehe Harry antworten konnte, bemerkte er Louis, der sich mit seinem Tablett lächelnd ihrem Tisch näherte.
Als er vor ihnen zum Stehen kam, stieg ihm wieder der Duft nach Sandelholz und Vanille in die Nase.
„Darf ich mich zu Ihnen setzen?"
„Selbstverständlich", rutschte es Harry heraus, bevor Niall überhaupt seinen Mund öffnen konnte.
Niall grinste, wissend, irgendwie mit einer Vorahnung in der Magengegend, die vermutlich noch nicht einmal Harry selbst bewusst war.
„Was für ein Wetter", stieß Niall entnervt hervor und deutete auf das Fenster. „Dieser Dauerregen macht mich noch wahnsinnig."
Louis nickte, ehe er einen Schluck von seinem Wasserglas nahm. „Ja, das ist in der Tat sehr unangenehm", pflichtete er ihm bei. „Hatten Sie eine weite Anreise?"
Harry seufzte. „Zwei Stunden", beschwerte er sich.
„Tatsächlich?", hakte Louis neugierig nach, „Woher kommen Sie denn?"
„London", antwortete Niall, bevor Harry sich weiter beschweren konnte.
„Ah, schön", witzelte Louis. „Dann sind wir ja fast Nachbarn."
„Kommen Sie auch aus London?"
Louis nickte. „Ich fahre nur gelegentlich am Wochenende hier her, um Kurse zu geben."
Harry lächelte. „Klingt interessant", schien er plötzlich seine Meinung geändert zu haben. „Machen Sie das hauptberuflich?"
Louis schüttelte den Kopf. „Nein, ich leite die Stadtbibliothek in London", gab er zur Antwort. „Da ist es wesentlich ruhiger."
„Das kann ich mir vorstellen", kicherte Niall und steckte sich seine Gabel in den Mund.
„An manchen Tagen würde ich töten für die Ruhe in einer Bibliothek", gab Harry zu und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.
Louis grinste. „Wissen Sie, genau aus diesem Grund bin ich kein Lehrer geworden."
„So schlimm ist es nun auch wieder nicht", warf Niall ein und schüttelte den Kopf. „Immerhin sind nicht alle Schüler gleich."
„Nur gleich laut", zwinkerte Louis und nahm einen weiteren Schluck Wasser.
Harry konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen.
Niall verdrehte belustigt die Augen. „Vielleicht solltest du Louis fragen, ob du in der Stadtbibliothek anfangen kannst."
„Was haben Sie denn studiert?", wollte Louis wissen, und Harry fiel zum ersten Mal das Schimmern in dessen blauen Augen auf.
„Englische Literatur und Geschichte", gab er wahrheitsgemäß zur Antwort.
„In den Bereichen kann ich immer Fachpersonal gebrauchen", zwinkerte Louis und grinste.
„Nicht so schnell", schaltete Niall sich scherzend ein. „Wenn du abhaust, muss ich deine Klasse übernehmen."
Harry lehnte sich schadenfroh in seinem Stuhl zurück. „Also doch nicht so harmlos?"
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The Writer
Fiksi PenggemarIn seinem Beruf als Lehrer hat Harry bereits einige Bücher gelesen, die ihn berührt haben. Trotz allem hat ihn nie ein Werk auf die gleiche Art und Weise gefesselt, wie ein Roman mit dem Titel 'Ephemeral' - doch der Autor des Buches bleibt ein Rätse...