40. Darf ich dir einen Rat geben?

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Und so ging Harry mit Niall's Frau Mary noch etwas trinken.

Er konnte die Vorfreude regelrecht wachsen spüren, je näher sie der Bar kamen.

Es war lange her, dass die beiden Freunde etwas zu zweit unternommen hatten - und wenn es spontan klappte, durften sie sich diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen.

Mary zeigte ihm eine Bar, in der sie in ihrer Jugendzeit oft gewesen war, wenn sie ihre Familie in Frankreich besucht hatte.

Das Ambiente war wahnsinnig angenehm und untypisch ruhig für eine Bar.

Die Musik war gerade so laut, dass man sie im Hintergrund hören konnte.

Bläulich gefärbtes Licht erleuchtete den Raum nur schwach, was für einen nur leicht erleuchteten Raum sorgte.

Harry fühlte sich sofort wohl.

Als sie sich schließlich an einen Tisch setzten und der Kellner zu ihnen kam, löste Mary ihr Versprechen ein. „Bist du bereit?"

Irritiert zog Harry die Augenbrauen nach oben. „Bereit wofür?"

„Bereit zu lernen, wie man in Frankreich ein Bier bestellt", grinste Mary.

Harry grinste zurück. „Selbstverständlich."

Als der Kellner schließlich vor ihrem Tisch zum Stehen kam, legte Mary die Getränkekarte zur Seite und setzte einen höflichen Gesichtsausdruck auf. „Une bière, s'il vous plaît."

Harry, der kein Wort verstanden hatte, wusste in dem Moment ganz genau, dass er sich in wenigen Sekunden grenzenlos blamieren würde.

Der Kellner nickte, schrieb Mary's Bestellung auf seinen Zettel und blickte schließlich fragend zu Harry.

Als dieser schließlich Mary's Worte kaum verständlich wiederholte, konnte sie ihr Lachen kaum unterdrücken.

Der Kellner schien ihn allerdings trotzdem verstanden zu haben, setzte einen weiteren Strich hinter das Bier auf seinem Zettel und wand sich schließlich it einem amüsierten Schmunzeln auf den Lippen ab.

Harry verschränkte die Arme vor der Brust. „Du hättest mir wenigstens ein paar Minuten zum Üben geben können."

„Nein", schüttelte Mary entschlossen den Kopf. „Fremdsprachen lernst du am schnellsten, wenn du sie möglichst viel sprichst."

Harry verdrehte die Augen und hob sein Glas an. „Wie auch immer", winkte er ab. „Auf einen gelungenen Abend."

Die beiden stießen miteinander an, tranken den ersten Schluck ihres Bieres und stellten die Gläser wieder ab.

Harry wunderte sich über die Tatsache, dass das französische Bier so überhaupt nicht schmeckte wie die, die er in Londoner Bars bestellte.

„Also", griff Harry das Gespräch von vorhin wieder auf. „Du meinst, man hat einen der Briefe im Londoner Stadtarchiv gefunden ... Kann man das Original-Exemplar einsehen?"

Mary schüttelte den Kopf. „Leider Nein. Aber das deutet stark darauf hin, dass der Autor aus London kommen und irgendwie Zugriff auf die Dokumente haben muss. Vielleicht recherchierst du dazu mal in der Stadtbibliothek?"

Harry seufzte. „Du denkst doch nach Louis' Reaktion heute Nachmittag nicht wirklich, dass er davon sonderlich begeistert sein wird."

Mary zuckte die Schultern und setzte einen demonstrativ unbekümmerten Gesichtsausdruck auf.

„Dann tarne es doch als Klassenausflug", schlug sie vor. „Zu Recherchearbeiten bezüglich eines Geschichtsprojekts. Du musst das Buch dabei ja nicht erwähnen."

The WriterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt