Epilog

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Das leise Summen des Projektors erfüllte den großen Saal, während die letzte Folie der Präsentation auf die Leinwand flimmerte.

Niall stand am Pult, seine Stimme fest und zugleich voller Wärme, als er die Lehrer und Schüler gleichermaßen willkommen hieß.

Die frisch gestrichenen Wände der Aula, der Duft nach poliertem Holz und die neugierigen Blicke der Fünftklässler signalisierten den Beginn eines neuen Schuljahres.

Doch dieses Jahr war anders.

Dieses Jahr war für Niall besonders.

Er ließ den Blick über die Menge schweifen, als die letzten Worte seines Willkommensgrußes verklangen.

Der Applaus brandete auf, und Niall trat einen Schritt zurück, um für einen Moment durchzuatmen.

Vor ihm saßen viele bekannte Gesichter, Kollegen, Schüler und Freunde, aber es waren zwei Menschen, die ihm in diesem Moment besonders ins Auge fielen.

In der dritten Reihe, fast unauffällig am Rand, saßen Harry und Louis nebeneinander.

Ihre Hände berührten sich sanft auf den Polstern der Stühle, ihre Blicke begegneten sich immer wieder, und ein leises Lächeln spielte um ihre Lippen.

Es war ein langer Weg hierher gewesen.

Monate der Unsicherheit, des Zweifels, der Angst vor dem, was das Leben noch bereithalten würde.

Doch nun, da Niall die Leitung der Schule übernommen hatte, war vieles anders.

Die Vergangenheit schien sich aufzulösen, wie Nebel, der von der Morgensonne vertrieben wurde.

Harry, der die ganze Zeit über nie aufgegeben hatte, stand nun wieder dort, wo er hingehörte – im Klassenzimmer, mit seinen Schülern, die ihm wieder vertrauten.

Der dunkle Schatten der falschen Anschuldigung hatte sich in nichts aufgelöst, und die Wahrheit war ans Licht gekommen, klarer als je zuvor.

Louis hatte gelernt, dass die Wahrheit manchmal schwerer zu sagen war, als man es sich vorstellen konnte – und dass seine Liebe zu Harry Liebe stark genug war, um die tiefsten Geheimnisse zu überstehen.

Er lehnte sich leicht zu ihm, flüsterte ihm etwas zu, und Harry nickte, seine Augen leuchteten, als er den Blick zu Niall wandte, der an diesem Tag nicht nur ein Schulleiter war, sondern auch der Freund, der ihnen immer beigestanden hatte.

Die Welt hatte sich weitergedreht, das Leben hatte neue Kapitel geschrieben. Aber an diesem Ort, in dieser Schule, die für sie alle so viel bedeutete, begann nun ein neues Kapitel.

Und während die Schüler sich erhoben und der Saal sich allmählich leerte, wusste Niall, dass dies nur der Anfang war.

Ein Anfang, in dem Freundschaft, Vertrauen und Liebe die stärksten Lektionen des Lebens blieben – für alle von ihnen.

Die Zukunft war ungeschrieben, aber sie war voller Hoffnung.

Die Sonne stand hoch am Himmel, als die Schüler sich erhoben und die Aula sich langsam leerte.

Harry blieb noch einen Moment sitzen, ließ den Blick über den Raum schweifen und dachte an alles, was in den letzten Monaten passiert war.

An die stürmischen Zeiten, an die dunklen Momente, in denen er sich verloren fühlte, aber auch an den Mut, den er gefunden hatte – in sich selbst, vor allem aber in Niall und Louis.

Louis' Hand drückte seine sanft, ein stilles Versprechen.

Harry lächelte, ein Lächeln, das all die Zweifel der letzten Zeit verschwinden ließ.

Sie erhoben sich, Louis' Finger umschlossen die seinen fest.

Zusammen verließen sie die Aula, während die Gespräche der Schüler, Lehrer und Eltern um sie herumwirbelten, ein Hintergrundrauschen in einer Welt, die ihnen plötzlich so friedlich erschien.

Als sie nach draußen traten, spürten sie die leichte Brise auf ihren Gesichtern.

Die Bäume säumten den Weg zum Schulhof, das Blätterdach rauschte leise.

Es war ein typischer Septembertag.

Und während Harry die warme Hand von Louis spürte, spürte er ein leises Kribbeln in seiner Magengegend.

Niall trat zu ihnen, sein Gesicht von Zufriedenheit gezeichnet. „Ihr beide", begann er mit einem Grinsen, „Zieht euch heute Abend besser schick an. Wir haben viel zu feiern."

Harry lachte, das erste Mal seit Langem ein ehrliches, unbeschwertes Lachen. „Ich glaube, das haben wir uns verdient."

„Allerdings", bestätigte Niall und klopfte Harry auf die Schulter, ehe er sich umdrehte und den Schulhof überquerte, bereit für das, was noch kommen würde.

Und als Harry und Louis Hand in Hand hinter ihm hergingen, wussten sie, dass sie gemeinsam allem entgegentreten konnten.

Louis hatte den Kontakt zu seinem Vater vorerst auf Eis gelegt - und obwohl es ihm manchmal schwer fiel, ging es ihm mit dieser Entscheidung deutlich besser.

Der Druck seiner Erwartungen lastete nicht mehr auf seinen Schultern, und die Enttäuschung über seine Taten in der Vergangenheit konnte endlich heilen.

Und Harry konnte ihn verstehen. Weil ihre Schicksale sich so ähnlich waren.

Doch jetzt, wo sich alles zum Guten gewandt hatte, war die Leichtigkeit in ihre Beziehung zurückgekehrt.

So, wie es am Anfang gewesen war.

Auf einem Seminar, auf das Harry eigentlich gar nicht hatte gehen wollen - und das im Endeffekt das Beste gewesen war, was ihm hätte passieren können.

Und während er Louis so ansah, das schwarze Hemd makellos gebügelt und das Haar sanft zurückgekämmt, stieg ihm wieder der Duft nach Sandelholz und Vanille in die Nase, der eines der ersten Dinge gewesen war, die ihm an ihm aufgefallen waren.

Sein Herzschlag beschleunigte sich, und seine Wangen röteten sich leicht, selbst jetzt noch.

Louis grinste, als er Harry's Reaktion bemerkte. Manchmal fühlte er sich wieder wie ein Teenager, der sich zum ersten Mal richtig verliebt hatte.

Sein Blick war voller Zuneigung und Bewunderung für den Mann, der so viel hatte ertragen müssen, und doch neben ihm stand und lächelte, weil er dem Leben noch eine Chance gegeben hatte.

Und Harry bewunderte Louis für all das, was er mittlerweile erreicht hatte.

Vor kurzem hatte er ein neues Buch veröffentlicht, dieses Mal allerdings nicht anonym. Sein Name stand auf jedem Exemplar, in jeder Buchhandlung, in jeder Sprache.

Die Leute lasen seine Bücher, weil sie faszinierend waren. Weil er als Person faszinierend war, vor allem aber, weil seine Art zu schreiben es war.

Harry lächelte, als er daran dachte, wie Louis' Augen geleuchtet hatten, als ihm klar geworden war, dass er ein namenhafter Autor geworden war - und dass er keinen Grund hatte, sich in der Anonymität zu verstecken.

Doch all das wäre nicht passiert, hätte er Harry nicht gehabt.
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So, Freunde 🥺
Das war's. 🥺
Ich hoffe, die Geschichte hat euch gefallen und ihr seid zufrieden mit dem Happy End - Ich danke euch ganz, ganz herzlich für's Lesen, Abstimmen und Kommentieren!🤍
Aber ich bin auch ehrlich gesagt froh, weil "Titanic" und "Everest" ja auch noch nicht fertig sind, und an drei Geschichten zu schreiben schon viel Stress war😂

All the love,
Helena xx

The WriterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt