Am Montagnachmittag unterrichtete Harry die Klasse, in der er Ephemeral behandelte.
Eigentlich war diese Lektüre sein persönliches Herzensprojekt – wäre da nicht Evelyn, die ihr Top stetig weiter nach unten zog, um ihm vermeintlich ganz zufällig ihren Ausschnitt zu präsentieren.
Harry wusste, dass er derartige Vorfälle eigentlich dem Rektor hätte melden müssen, doch auch in dieser Sache war er sich nicht ganz sicher, ob das die beste Entscheidung war.
Arthur legte ihm ohnehin bewusst alle Äußerungen falsch aus und drehte ihm die Worte im Mund um.
Eine andere Schülerin in der letzten Reihe lenkte schließlich seine Aufmerksamkeit auf sich. „Wissen Sie, ob das Buch übersetzt worden ist?"
Harry dachte einen Moment lang über die Frage nach, überrascht, dass er sie sich nicht selbst schon längst gestellt hatte. „Nein", antwortete er also. „Nicht, soweit ich weiß."
„Das schränkt doch den Personenkreis, der das Buch wahrscheinlich verfasst haben könnte, ziemlich weit ein", gab seine Schülerin zur Antwort und zuckte die Schultern.
Harry presste die Lippen zusammen und zog einen Moment lang nachdenklich die Augenbrauen zusammen, bis er ihre Idee schließlich an der Tafel notierte.
„Guter Punkt", lobte er und ärgerte sich über sich selbst.
Eigentlich hätte ihm das längst einfallen müssen.
Als er sich anschließend wieder zu seiner Klasse umdrehte, teilte er die Schüler in drei Gruppen ein.
Jede Gruppe für sich sollte erörtern, warum der Autor sein Werk anonym veröffentlicht haben könnte.
Er interessierte sich stark für die Thesen seiner Schüler, auch wenn er Louis' Worte aus dem Seminar dabei im Hinterkopf behielt.
Eigentlich fühlte er sich schuldig, weil er so unbedingt wissen wollte, wer dieses Buch geschrieben hatte.
Dieser Jemand hatte mit Sicherheit gute Gründe, sich dem großen Erfolg zu entziehen, den das Buch ihm im öffentlichen Raum hätte einbringen können.
Harry blätterte währenddessen in seiner eigenen Ausgabe, die bereits über und über mit Markierungen und Bleistiftnotizen versehen war.
Dann versank er in den Zeilen des ersten Briefes, datiert auf den 03. Februar 1939.
Albert schreibt an seine Geliebte Elara, die Menschen stehen kurz vor dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs.
Meine liebste Elara,
Spüre ich auch unendliche Dankbarkeit, dich an meiner Seite zu wissen, so ist mein Herz doch vor Sorgen schwer.
Der Hass ist es, der sich wie ein schwerer Mantel über die Menschheit gelegt hat. Er scheint sie vergessen zu lassen, was das Wichtigste Gut ist, das wir haben: den Frieden.
Es war die erbarmungslose Ehrlichkeit, die Harry regelrecht den Atem raubte.
Das Elend, das damals über die Menschen hereingebrochen war.
Als Geschichtslehrer war er bestens im Bilde, was den zweiten Weltkrieg und dessen Auswirkungen auf die Weltbevölkerung anging.
Er konnte den Schmerz regelrecht fühlen, während seine Augen immer und immer wieder über die Worte glitten, die das Buch eröffneten, das ihn so sehr faszinierte.
Als Harry sich am Abend mit Louis in dessen Wohnung verabredet hatte, staunte er einmal mehr über dessen regelrecht altmodische Einrichtung.
Beim Betreten von Louis' Apartment fühlte erst ich jedes Mal, als würde er in ein anderes Jahrhundert eintauchen.
In eine völlig andere Welt,
Eine neue Welt.
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Hallo meine Lieben,
ich hab das Update auf heute verschoben, hatte gestern einen Abend mit meinen Mädls.🤗♥️
Ich hoffe, es geht euch allen gut.♥️All the love,
Helena xx
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The Writer
FanficIn seinem Beruf als Lehrer hat Harry bereits einige Bücher gelesen, die ihn berührt haben. Trotz allem hat ihn nie ein Werk auf die gleiche Art und Weise gefesselt, wie ein Roman mit dem Titel 'Ephemeral' - doch der Autor des Buches bleibt ein Rätse...