Louis nahm sich fest vor, Harry bei ihrem nächsten Treffen irgendwie beizubringen, dass er ein kleines Geheimnis hatte.
Er konnte es schließlich nicht auf ewig für sich behalten.
Am Wochenende hatten die beiden Männer geplant, bei Harry zu Hause zu kochen und anschließend einen Film anzusehen.
Eine Stunde vorher hatte Harry sich jedoch bereits bei Louis gemeldet und ihm erklärt, dass es bei Niall wohl einen Notfall gegeben habe und er deswegen deren älteste Tochter kurzfristig bei sich aufgenommen hatte.
Als Louis schließlich bei Harry eintraf, sah Harry bereits ziemlich abgespannt aus.
„Das Baby hat plötzlich so hoch gefiebert", erklärte er, „Niall und Mary sind deshalb ins Krankenhaus gefahren und haben mich gebeten, solange auf Alice aufzupassen."
„Oh Gott", sagte Louis, „Hoffentlich ist das nichts Schlimmes."
„Ich muss dir noch etwas beichten...", druckste Harry herum und wich Louis' Blick aus.
Dieser zog eine Augenbraue nach oben und fragte sich, was zur Hölle ihn jetzt wohl erwarten würde.
Harry seufzte. „Ich habe Alice versprochen, heute Abend einen Barbie-Film mit ihr anzusehen..."
Louis lächelte und zog sich die Schuhe aus. „Das ist doch gar kein Problem", beteuerte er und legte seinem Freund die Arme auf die Schultern. „Mach dir keine Gedanken. Das werden wir schon irgendwie hinbekommen. Auch wenn ich absolut keine Ahnung von Kindern habe."
Harry lächelte und war erleichtert, dass Louis die spontanen Neuigkeiten so gut aufnahm.
Natürlich hatte er nichts anderes erwartet, aber er wusste sehr wohl, dass Louis nicht sonderlich viel mit Kindern anfangen konnte.
Doch Alice schien den jungen Mann gar nicht zu stören - im Gegenteil.
Während Harry sich um das Essen kümmerte, setzte Louis sich zu ihr aufs Sofa und hörte ihr zu, als sie erzählte, wie schlecht es ihrer Schwester plötzlich gegangen hatte.
Er war einfühlsam und redete ihr gut zu, und das, obwohl er so gar keine Erfahrung mit Kindern hatte.
Niall's Töchter waren die einzigen, mit denen er nähere Berührungspunkte hatte.
Trotz allem schien er mit der Situation kein bisschen überfordert zu sein.
„Es kann schon mal passieren, dass Babys hohes Fieber haben", erklärte er mit warmer Stimme. „Im Krankenhaus kann ihr geholfen werden, da bin ich mir sicher."
Das Mädchen lächelte ihn an und irgendwie spürte Louis, wie sein Herz weich wurde, wie Butter.
„Bist du ein Freund von Onkel Harry?", wollte sie schließlich von ihm wissen. „Er ist immer so glücklich, wenn du bei ihm bist."
Während Harry die Lippen zusammenpresste und spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss, konnte Louis gar nicht anders, als über das ganze Gesicht zu strahlen.
„So ähnlich, ja", antwortete er also. „Ich bin auch sehr glücklich, ihn zu haben."
Harry's Herz setzte einen Schlag lang aus - und als er sich räusperte, kreuzten sich die Blicke der beiden Männer für einen Moment.
Louis konnte sehen, dass seinem Freund die Situation unangenehm war. Aber er sah dafür gar keinen Grund - schließlich war es das wunderschönste Gefühl, das Louis je gehabt hatte.
Jemanden so sehr zu lieben, dass es beinahe weh tat - und ihn mit all seinen Ecken und Kanten zu schätzen.
Dann fiel ihm plötzlich die Tatsache wieder ein, dass er eigentlich vorgehabt hatte, mit Harry über sein Buch zu sprechen - und da war sie wieder. Diese Nervosität, die er kaum bekämpfen konnte.
Er hatte keine Ahnung, wie Harry reagieren würde, doch hier und heute war der falsche Zeitpunkt, um das Geheimnis zu lüften.
Immerhin hatte niemand wissen können, dass es in Niall's Familie einen Notfall gegeben hatte.
Als die drei sich schließlich an den Tisch saßen, um zu essen, überkam Louis ein Gefühl, das er beinahe als familiär beschreiben würde. Etwas, das er eigentlich gar nicht kannte; zumindest nicht aus seinem Elternhaus.
„Warum grinst du denn die ganze Zeit?", hakte Harry irgendwann nach und warf Harry einen belustigten Blick zu. „Das ist langsam echt unheimlich."
Louis lächelte und berührte sanft Harry's Hand. „Ich bin so glücklich mit dir."
Überrascht von Louis' direkten Worten, die eigentlich gar nicht seine Art waren, hielt Harry einen Moment lang inne.
Plötzlich zeigte er eine ganz andere Seite von sich.
Eine Seite, die Harry's Herz augenblicklich höher schlagen ließ.
„Ich bin auch glücklich", erwiderte Harry und drückte die Hand seines Freundes etwas fester. „Sehr sogar."
Alice, die die beiden Männer beobachtete, konnte ihre Neugier kaum verbergen. „Seid ihr mehr als nur Freunde?"
Louis, der mit dieser Frage überhaupt nicht gerechnet hatte, war einen Moment lang irritiert.
War sie nicht noch zu jung, um das zu verstehen?
Oder bekamen auch Kinder in ihrem Alter alles mit?
„Ja", antwortete Harry also, „Findest du das schlimm?"
Alice schüttelte den Kopf. „Nein, gar nicht", antwortete sie. „Aber ich wusste nicht, dass es Liebe auch zwischen zwei Männern gibt."
Louis war verblüfft.
Das Mädchen war gerade erst im Grundschulalter.
Konnte es wirklich sein, dass sie schon ahnte, was Liebe ist?
„Natürlich gibt es das", erklärte Harry und lächelte sein Patenkind liebevoll an. „Das ist genauso normal, wie eine Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau."
Alice lächelte. „Ich finde das cool."
Harry wollte ihr gerade antworten, als das Klingeln seines Handys ihn unterbrach.
Mit einem Satz war er auf den Beinen und sah Niall's Nummer auf dem Display.
Er hob ab, so schnell er konnte.
„Niall", sagte er, „Wie geht es euch? Weißt du schon etwas Neues?"
Harry konnte hören, wie sein bester Freund erleichtert ausatmete. „Ja", erklärte er, „Entwarnung. Die Ärzte konnten das Fieber senken. Es war wohl ein bakterieller Infekt, gegen den sie jetzt ein Antibiotikum bekommt. Morgen dürfen wir wieder nach Hause."
Auch Harry stieß einen erleichterten Schwall Luft aus. „Gott sei Dank", sagte er und warf Louis und Alice einen lächelnden Blick zu. „Ich bin wahnsinnig froh, dass es nichts Schlimmes ist."
„Wir auch", erwiderte Niall und spürte, wie ihm ein riesiger Stein vom Herzen fiel. „Danke, dass du Alice so kurzfristig nehmen konntest. Macht es dir etwas aus, wenn ich sie erst morgen abhole?"
„Nein, natürlich nicht", winkte Harry ab. „Damit habe ich schon gerechnet. Kümmert euch in Ruhe um alles Weitere und ich kümmere mich um Alice."
Niall war unendlich dankbar für Harry.
„Du bist der Beste", räumte er also ein. „Ich kann dir gar nicht oft genug sagen, wie froh ich bin, dich zu haben."
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Hallo meine Lieben und einen schönen Abend wünsche ich euch.
Na, was sagt ihr zu dem Kapitel?🤍
Bin gespannt auf eure Meinungen!🤍All the love,
Helena xx
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The Writer
FanficIn seinem Beruf als Lehrer hat Harry bereits einige Bücher gelesen, die ihn berührt haben. Trotz allem hat ihn nie ein Werk auf die gleiche Art und Weise gefesselt, wie ein Roman mit dem Titel 'Ephemeral' - doch der Autor des Buches bleibt ein Rätse...