Worte ᵖᵃʳᵗ ᵛˡˡˡ - Minsung

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Noch immer kullern mir vereinzelte Tränen über die Wangen. Nachdem Minho mich einfach eine Weile im Arm gehalten hat, während wir beide geweint haben, verlagerten wir das auf sein Bett. Er lag nun also auf dem Rücke und ich presste mich so nah es ging an ihn.

Noch immer konnte ich es nicht glauben, dass ich alle Erinnerungen an die Zeit in welche er verschwunden war, komplett verdrängt habe. Es fühlte sich beinahe so an, als hätte ich meinen besten Freund vergessen. Dabei habe ich noch immer die Erinnerungen an all die schönen Momente gehabt. Nur wie es geendet ist, habe ich verdrängt gehabt.

„Es tut mir so leid MinMin" nuschle ich und schniefe. Es war wie ein Mantra geworden das ich vor mich hin sage. Mittlerweile tat mir mein Hals weh, durch das ganze Weinen und auch das Sprechen. Die letzten sieben Jahre hatte ich kaum gesprochen. An und an habe ich mal einen Satz gesagt, doch waren meine Stimmbänder nicht mehr daran gewöhnt so viel zu reden.

„Es ist alles gut Sungie" beruhigt Minho mich. Er hat seine Arme um mich gelegt und streicht mir immer wieder über den Rücken. In seinen Armen fühle ich mich wohl und geboren. Auch wenn ich mich noch immer schuldig fühle.

„W-Wo..." meine Stimme ist kratzig und ich muss den Satz abbrechen, da es einfach nicht geht. Meine Stimmbänder müssen sich erst wieder an das reden gewöhnen.

„Wo ich war?" fragt Minho nach. Ich nicke bestätigend. „An dem Wochenende wo du weg warst, ist meine Oma gestürzt und hat sich den Fuß gebrochen. Wir haben den ganzen Samstag im Krankenhaus verbracht. Da man mich mit vierzehn nicht alleine nach Hause lassen wollte und niemand in der nähe war, bei dem ich sein konnte, kam das Jugendamt und brachte ich in eine Pflege Familie. Es hieß das es nur so lange ist, bis es meiner Oma wieder gut geht." Beginnt er zu erzählen. „Die Familie in welcher ich war, war nicht wirklich nett. Sie ließen mich nicht weg. Ich durfte weder meine Oma sehen, noch dürfte ich in meine Alte Schule noch durfte ich zu dir. Schließlich erzählte die Familie der Frau von Jugendamt das meine Oma ganz grausam zu mir war. Ohne viel nach zu forschen glaubten sie ihnen aus. Was ich zu sagen hatte galt für sie nicht und schließlich wurde meiner Oma das Sorgerecht weg genommen. Da sie nicht mehr die Jüngste war, konnte sie kaum etwas dagegen machen."

Ich fühle mich schlecht während Minho das erzählt. Ihm schien es nicht gut gegangen zu haben. Es war nicht seine Wahl zu gehen und dann wurde er auch noch von seiner Oma getrennt. Daneben fühle ich mich schon beinahe Jämmerlich, weil es mir so schlecht ging, nachdem er weg war.

„Ich blieb noch etwa ein Jahr bei der Pflege Familie. Irgendwann hatte die Pflegefamilie keine Kapazitäten mehr mich bei sich zu behalten und ich kam in eine neue. Diese war sehr nett zu mir. Ich durfte wieder Kontakt zu meiner Oma aufnehmen, welche in der Zeit in ein Altersheim gekommen war. Auch erlaubten sie mir nach Hause zurück zu kehren. Das Haus von Oma und mir wurde nach einer Weile verkauft. Oma hatte noch immer alles in einem Lagerraum aufgehoben und ich konnte einige Sachen wieder finden. Darunter auch meinen Stern" Minho greift neben sich und hebt den kleinen Stern hoch, zu welchem ich das Gegenstück habe.

„Als ich allerdings zu eurem Haus kam, wurde mir gesagt, dass ihr umgezogen seid und da ich keine Nummer hatte und mir niemand eine neue Adresse sagen konnte, wusste ich nicht wie ich dich finden soll"

Minho ist zurück gekommen. Er hatte mich nicht einfach vergessen. Wenn ich doch nur ein wenig Länger durchgehalten hätte. Wenn wir ein wenig länger geblieben wären. Erneut beginne ich zu zittern und ein schwall neuer Tränen beginnt mir über die Wangen zu laufen. „Hey Sungie" Minho versucht mich zu beruhigen. Er setzt sich auf und zieht auch mich in eine Aufrechte Position. Er legt seine Hände an meine Wangen und streicht die Tränen weg. „Es ist alles gut. Jetzt sind wir wieder zusammen." Sagt er.

Mein Körper zittert noch immer doch so langsam schaffe ich es wieder mich zu beruhigen. „Willst du mir erzählen was, passiert ist, nachdem ich weg war?" fragt er mich nun. Ich nicke zögerlich. Da mein Hals noch immer weh tut, entschließe ich mich schließlich zu Gebärden und nicht zu sprechen.

„Hey, Hey" Minho fängt meine Hände ein, welche sich viel zu schnell bewegen. „Ich habe zwar versucht weiter zu lernen, aber hatte ich die letzten sieben Jahre niemandem mit dem ich sprechen konnte. Ich bin ein wenig eingerostet Sungie" sagt er. Verlegen nicke ich und beginne dann nochmal, nur langsamer.

Ich erzähle ich davon wie verwirrt und Traurig ich am Anfang war. Wie dann langsam das Mobbing zunahm und auch von den Panikattacken die ich immer häufiger hatte. Ich erzählte wie ich irgendwann aufhörte zu reden und wie wir schließlich umzogen, als meine Eltern keinen anderen weg sahen um mir zu helfen. Und schließlich erzähle ich ihm, wie ich langsam begann alles zu verdrängen, da ich es nicht mehr aushielt.

„Mein Armer Sungie" Minho streicht mir ein paar meiner zu lang gewordenen Haare hinters Ohr. „Ich hätte dich niemals alleine Lassen dürfen. Mir tut es auch leid." Ich schüttle sogleich den Kopf. Er trug keine Schuld. Ich hätte einfach länger bleiben müssen, damit wir uns wiedertreffen.

„Vielleicht sollten wir beide aufhören uns zu entschuldigen" schlug er schließlich vor. „Nun lässt sich an der Vergangenheit nichts mehr ändern und auch wenn es so vieles gibt, dass wir hätten anders machen wollen, so sollten wir das Positive sehen. Immerhin haben wir uns wieder gefunden und nochmal werde ich nicht einfach so verschwinden. Ich werde dich nie wieder verlassen" verspricht er mir, was mich Lächeln lässt. „I-ich dich a-Auch nicht" stammle ich schließlich, bevor ich zu husten beginne.

„Wir sollten dir einen Tee machen, damit sich dein Hals erholen kann. Ich würde auch etwas zu essen bestellen. Dann können wir den restlichen Tag im Bett blieben und kuscheln. Wie klingt das?" schlägt er vor. Ich nicke zustimmend. An unserem Projekt können wir auch wann anders weiter arbeiten. Nun gibt es wichtigeres.

Stray Kids OneShots ᵇᵒʸˣᵇᵒʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt