Vergiftete Berührungen ᵖᵃʳᵗ ˡˡ

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Felix machte mir den Vorschlag am Mittwoch und ich dachte die folgenden Tage darüber nach. Zum einen wollte ich für einmal in meinem Leben so leben wie alle anderen zwanzigjährigen auch. Gleichzeitig hatte ich aber auch Angst. Was ist, wenn etwas passiert? Oder was passiert, wenn meine Eltern heraus finden das ich mich raus schleiche?

Am Ende würde mir die Wahl von Felix abgenommen. Er kam am Freitag nachdem er mit seinem Unterricht fertig war in mein Zimmer gestürmt. An sich war das nichts neues. Was allerdings neu ist, ist das er eine große Shopping Tasche dabei hat, welche er nun auf meinen Schreibtisch stellt.

„Da es das erste Mal ist das wir zusammen weg gehen, muss alles perfekt werden! Ich war sogar Shoppen!" Ich hatte ihm zwar noch nicht zugesagt, doch kannte mich Felix wahrscheinlich besser als ich mich selber. Ich wollte weg. Ich wollte mal aus meinem Zimmer raus. Das besondere an meiner Woche sonst ist es, wenn meine Mutter mich einmal die Woche zum Einkaufen mitnimmt. Sonst verlasse ich das Haus manchmal noch, wenn ich zum Arzt muss. Doch viel mehr bin ich sonst nicht unterwegs. Eine Party klang da doch sehr aufregend.

„Ich habe für alles etwas Passendes. Sexy, Niedlich, heiß, mysteriös. Je nachdem was du willst" Felix holt mehrere Kleidungsstücke aus der Shoppingtasche und präsentiert sie mir. „Ich habe mir auch gedacht, dass wir uns abstimmen können. So wie wir es als Kinder gemacht haben!" erzählt er fröhlich. Ich muss Lächeln. Als Kinder haben wir es geliebt die gleichen Klamotten an zu ziehen um andere zu ärgern und das obwohl wir nicht gleich aussehen.

Felix suchte am Ende für uns beide etwas raus. Doch bevor wir es anzogen essen wir noch mit unseren Eltern zu Abend. Ich erzählte ihnen dann das ich noch ganz dringen lernen muss und wahrscheinlich nicht mehr aus meinem Zimmer kommen werde. Felix sagte ihnen das er bereits Müde wäre und ins Bett geht. Der Wahrheit entsprach es nicht, doch würden sie mich nicht gehen lassen. Felix musste sich theoretisch nicht raus schleichen, doch behauptete er das, wenn ich es tun würde, dass er es auch macht.

Wir beide zogen uns um. Felix trug eine Schwarze enge Jeans mit einem Bauchfreien top in einem Baby Blau. Ich trug an sich etwas sehr Ähnliches. Der größte unterschied war, dass ich nichts an Haut zeigte außer meinem Gesicht und Hals. Ich trug auch Handschuhe. Auch wenn der Fluch durch Stoff nicht aufgehalten wird so verlangsamt es ihn. Wenn ich jemanden berühre spürt derjenige sogleich einen stechenden Schmerz. Mit Handschuhen ist es erst nur ein kribbeln das sich dann in Schmerzen verwandelt. Bei flüchtigen Berührungen hilft es also.

„Wann hast du da eine Leiter hingestellt?" frage ich Felix, als wir durch sein Zimmer Fenster und über eine Leiter nach unten klettern. „Ich habe sie kurz vor dem Abendessen dort hingestellt" sagt er stolz. Ich schüttle belustigt den Kopf. Er ist auch immer für alles vorbereitet.

Wir fahren mit einem Bus zu dem Haus in welchem die Party stattfindet. Das Bus fahren alleine fühlt sich schon aufregend an. Das letzte und einzige Mal das ich Bus gefahren bin, war als ich vier Jahre alt war und meine Oma beschlossen hat mit Felix und mir in einem Zoo zu gehen. Seit dem Fluch vermeiden meine Eltern mit mir jegliche Orte mit vielen Menschen. Dazu gehören auch Busse.

„Sei einfach du selbst. Wenn es dir irgendwann zu viele Menschen werden, kannst du sicherlich auch raus in den Garten oder nach oben" sagt Felix. Ich nicke bestätigend. Bereits vor der Haustür kann ich Musik und einige Stimmen hören. Das war meine erste Party und auch wenn ich aufgeregt bin, freue ich mich.

Felix öffnet die Tür und ich folge ihm rein. Ich hatte bereits viele Studenten Partys in Filmen und Serien gesehen. Mit Überraschung stelle ich fest das es gar nicht so ist, wie ich erwartet habe. Bis auf zwei Mädchen welche zu der Musik Tanzen, sitzen oder stehen die meisten in Grüppchen zusammen und reden. Es gibt auch eine große Gruppe die sich um einen Tisch versammelt hat und Bier Pong spielt. Doch das Gedrängel und Geschubse mit dem ich gerechnet habe, gab es gar nicht.

„Komm die anderen werden in der Küche sein" ruft Felix mir zu. Ich nicke und folge ihm. Während ich sonst immer das Gefühl habe, angestarrt zu werden sobald ich das Haus verlasse, so ist es nun nicht so. Keiner scheint mir besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Naja zumindest bis wir in die Küche kommen.

„FELIX!" kreischt eine Stimme und im nächsten Moment wird mein Bruder auch schon beinahe umgerannt, als in jemand begrüßt. „Ich dachte du kommst doch nicht mehr. Wo warst du so lange!" jammert die Person, während Felix weiterhin umarmt wird. Unsicher beiße ich mir auf die Unterlippe. In mir herrschten ganz unterschiedliche Gefühle. Zum einen wusste ich nicht was ich sagen oder tun sollte. Das hier schienen die Freunde meines Bruders zu sein und ich kannte sie nicht. Zum anderen war ich aber auch ein wenig Eifersüchtig auf den Fremden. Immerhin ist Felix mein Bruder. Er ist mein Zwilling und ich konnte ich ihn seit fünfzehn Jahren nicht mehr umarmen und dieser Fremde konnte sich einfach so in seine Arme werfen.

„Jinnie du bist ja schon richtig betrunken!" kichert Felix. In meinem Kopf begann es zu rattern. Jinnie wie Hyunjin? Von ihm hatte Felix mir schon mal erzählt. Sie scheinen in einigen gleichen Kursen zu sein und sich gut zu verstehen. Wohl doch besser als ich gedacht habe.

„Nur ein ganz kleines bisschen" sagt Jinnie. Er streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und taumelt ein bisschen. Es scheint nicht nur ein kleines bisschen zu sein. „Aber ernsthaft, warum hat es so lange gedauert bis du hier bist? Du hast voll verpasst wie Hyunjin mit dem einem Gartenzwerg geflirtet hat. Es hat ihn zehn Minuten gekostet bis er gemerkt hat das es nicht einfach nur ein sehr unfreundlicher Mensch ist der ihm nicht antwortet, sondern ein Gartenzwerg ist" sagt nun jemand anderes.

Erst jetzt wird mir auch so wirklich bewusst das nicht nur dieser Jinnie hier in der Küche ist. Nein, es sind noch fünf andere hier die zum Teil Felix, zum teil mich anschauen.

„Wir mussten uns von zuhause raus schleichen" erzählt Felix. Ich schlucke das Kommentar herunter das eigentlich nur ich mich raus schleichen musste. „Aber darf ich euch meinen Bruder vorstellen! Das ist Jisung!" sagt er nun und zeigt mit meinem Stolzen grinsen auf mich. Zögerlich hebe ich eine Hand, lass wie wieder sinken. Ich lächle, beiß mir dann aber auf die Lippe. Ich weiß wirklich nicht wie ich mich vorstellen soll. So etwas hatte ich einfach noch nie gemacht.

Einer der Freunde von meinem Bruder kommt vor und hält mir eine Hand hin. „Es freut mich das Felix dich mitgebracht hat. Ich bin Minho" stellt er sich vor. Unsicher schaue ich auf die Hand. Ich sollte höfflich sein. Immerhin ist dieser Minho der Crush von meinem Bruder. Ich will Felix es echt nicht mit ihm versauen, aber gleichzeitig darf ich ihn aber auch nicht anfassen.

„Ihr müsst nachsichtig mit ihm sein" sagt Felix und umarmt Minho einfach. Die Hand welche er mir hingehalten hat, legt er wie von selber auf Felix unteren Rücken um die Umarmung zu erwidern. „Ji ist sehr schüchtern. Außerdem ist er nicht so der größte Fan von Körperkontakt" erklärt Felix seinen Freunden.

Ein etwas kleinerer, aber dafür sehr muskulös aussehender kichert daraufhin und sagt: „Also ist er genau das Gegenteil von dir" Felix ist ein sehr Extrovertierter Mensch und liebt es unter Menschen zu sein. Was das angeht hat der Muskel Zwerg recht. Ich bleibe lieber für mich. Doch was den Körperkontakt angeht stimmt es nicht. Felix und ich lieben es beide. Als Kinder haben wir jeden Abend zusammen in einem Bett gekuschelt. Der einzige unterschied zu jetzt ist der Fluch der es mir verbietet andere zu berühren. Aber es ist leichter zu sagen das ich keinen Körperkontakt mag, als den Fluch zu erklären.

„Es ist schön dich endlich kennen zu lernen. Felix hat schon viel über dich erzählt" sagt ein weiterer. „Ich bin Chan. Wenn dir einer der Chaoten zu nah kommt oder dich ärgert, kannst du es einfach sagen" sagt er und zwinkert mir zu. Ich lächle und nicke schüchtern. 

***
Was soll jetzt geschehen? Soll einer der anderen ihm näher kommen und wenn wer? Soll Jisung etwas trinken oder nicht?
Ich bin für alles offen! 

Stray Kids OneShots ᵇᵒʸˣᵇᵒʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt