Kapitel 11

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Fassungslos starrte Ohitika auf das bewusstlose Weibchen und sog den Geruch ihres Blutes ein. Was hatte er da nur angerichtet? Kraftlos sackte der Leopard auf sein Hinterteil. Er wandelte sich zurück und krabbelte auf allen vieren zu der Basterianerin. Lebte sie noch oder hatte er sie versehentlich umgebracht? Er brachte seine zitternden Finger an ihren Hals und tastete nach ihrem Puls. Ein leichtes Flattern. Scheiße, was machte er nur mit ihr?

Die Tür zu seinem Quartier glitt auf. „Verdammt Ohitika, was hast du da angerichtet?" Schnelle Schritte näherten sich. Osteka schob ihn zur Seite und kniete sich vor das Weibchen. „Sie ist gegen die Wand geprallt, oder?"

Der Alpha nickte nur knapp. Er brachte keinen Ton heraus. Seine Kehle war wie ausgetrocknet und seine Zunge klebte am Gaumen. Unfähig sich zu rühren, sah er zu, wie sich sein Freund um die Verletzte kümmerte. Wie dessen Finger sanft ihren Nacken und den Schulterbereich abtasteten. Danach fuhr er mit den Fingerspitzen vorsichtig über ihren Schädel, zog sie dann blutig zurück.

„Ich glaube nicht, dass sie sich etwas gebrochen hat, aber das können wir erst mit Sicherheit nach einem Scan ausschließen." Sein Beta sah ihn stirnrunzelnd an. „Was sitzt du hier noch herum? Pack dein verdammtes Medipad und Desinfektionsmittel."

Ohitika sprang auf und holte das Benötigte aus dem Schrank. „Hier."

Osteka nahm ihm nur das Material zur Desinfektion der Kopfwunde ab. „Scannen musst du ihren Körper schon selbst."

Der Alpha schaute auf seine bebenden Hände. ER sollte helfen? Nachdem ausgerechnet er sie verletzt hatte? Mit Mühe brachte er das Medipad in Position. Seine Lippen formten stille Gebete. Hoffentlich behielt der Freund recht und hatte das Weibchen sich nichts gebrochen. Oder Schlimmeres. Nicht auszudenken, wenn er sie verlor, kaum dass er sie in seiner Gewalt hatte. Sie war nur bewusstlos, redete er sich ein. Eigentlich sollte es ihm gefallen, dass sie mal still war. Vor allem, nachdem sie ihn zuvor angegriffen und ihm gedroht hatte. Doch hatte er sich in den vergangenen Tagen ein wenig an die freche Basterianerin gewöhnt. Obendrein benötigte er sie, um in der Achtung seines Vaters zu steigen. Eine tote Geisel brachte keinen Ruhm.

„Und? Zeig mal her." Osteka nahm ihm das Medipad ab. „Kenmet sei Dank. Kein Bruch. Hilf mir mal, sie auf das Bett zu legen. Wir können sie schließlich nicht auf dem Boden liegen lassen." Der Beta machte Anstalten, das Weibchen hochheben zu wollen.

Ohitika knurrte. Der Freund durfte sie zwar verarzten, hatte sonst aber die Pfoten von ihr zu lassen. „Ich mach das." Behutsam hob er die noch immer bewusstlose Basterianerin hoch und legte sie vorsichtig auf dem Bett ab. Auf seinem Bett, das sie ihm abgeluchst hatte.

„Dann geh jetzt bitte zur Seite." Osteka setzte sich neben das Weibchen und inspizierte die Wunde an ihrem Kopf. Behutsam säuberte er sie mit dem Desinfektionsmittel. „Soll ich ihr einen Verband drum machen oder stört dich ihr Blut in deinem Bett nicht?"

„Was soll das denn heißen? Glaubst du, ich habe sie absichtlich verletzt?" Nichts lag ihm ferner. Egal, wie sehr sie ihn reizte. Wütend starrte er seinen Beta an.

Dieser zuckte mit den Achseln und holte das Verbandsmaterial. „Ich weiß nur, dass sie mit einer enormen Wucht gegen die Wand geprallt ist. Außerdem ist sie bewusstlos. Sonderlich feinfühlig kannst du nicht mit ihr umgegangen sein." Er legte ihr behutsam den Verband an. „Wenn sie aufwacht, lässt du sie nicht allein aufstehen. Ich gehe davon aus, dass ihr Nacken gestaucht ist. Der Schmerz wird vermutlich in den Kopf und in den Rücken ausstrahlen. Kopfschmerzen wird sie auch von dem Aufprall haben. Übelkeit und Schwindel solltest du im Auge behalten."

Ohitika brummte von der Aufzählung der Schädel. „Sonst noch etwas?", erwiderte er im gereizten Tonfall.

„Ja, wenn du dich nicht vernünftig um sie kümmern kannst oder willst, solltest du es mir überlassen. Es würde ihr guttun, die Nähe ihres Bruders zu spüren. Vor allem, da sie unfreiwillig voneinander getrennt sind und deswegen schon genug leiden."

Der KenmererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt