Kapitel 37

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Die Reise näherte sich ihrem Ende. Die Offiziere auf der Brücke leiteten den Landeanflug ein. Die Kenmerer, mit denen sie über Funk gesprochen hatte, hatte sich überrascht gezeigt und nach kurzer Rücksprache mit den Alpha die Landung erlaubt. Inola zupfte die Ärmel ihrer Uniform zurecht. Die Abzeichen wiesen sie als Beta aus, als direkten Stellvertreter ihres Vaters. Insignien, die er getragen hatte, bis er von ihrem Großvater die Regierungsgeschäfte übernahm.

„Die Uniform steht dir", raunte Ohitika ihr zu. Der Kenmerer stand hinter ihr und schlang seine Arme um sie. Vertrauensvoll lehnte sie sich an. Vor einigen Monaten noch völlig undenkbar. Er hatte sich zum Besseren verändert, zeigte ihr gern und oft seine sanfte Seite. Verschwunden war der unerträgliche, von sich selbst eingenommene Alpha. Ein Trugbild, eine Maske, die er aufrecht erhalten hatte, um seinem Vater zu gefallen. Der ihn in Schande vom Planeten gejagt und seine Mutter hilflos ausgesetzt hatte.

Sie ballte die Fäuste bei dem Gedanken an das Wesen, dem sie bald gegenüberstehen würden. Wieso hatte Ohitikas Vater dem Treffen zugestimmt? Glaubte er sich am Ziel seiner Träume? Dass eine Delegation der höchstentwickelten Planeten ihm einen Besuch abstattete, um Kenmara einen Rang aufsteigen zu lassen? So überheblich konnte nicht einmal er sein, oder?

„Entspann dich", murmelte Ohitika, drückte sie noch mehr an seine Brust. „Ich werde die ganze Zeit an deiner Seite sein und auf dich aufpassen."

Genauso wie Teetonka und ihr Onkel. Sie biss die Zähne aufeinander. Vor dem Alpha und einem möglichen Angriff seinerseits fürchtete sie sich nicht. Eher vor den Folgen solch einer Konfrontation. Inola atmete tief durch. Eventuell sorgte sie sich zu sehr und verlief das Treffen friedlich. Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.

Wenig später setzte das Mutterschiff zur Landung auf. Die Chonsaner schritten in ihrer üblichen Zweierformation von Bord und sicherten den Platz davor. Erst dann liefen Bidziil und Wa-Ya-Ga-Da die Rampe hinunter. Inola folgte ihm, zusammen mit Ohitika, der die Luft seines Heimatplaneten tief einsog. Trauer blitzte in seinen Augen auf. Auch Wut, weil man ihn verbannt hatte. Dennoch stand er jetzt wieder hier, neben ihr, um seinem Volk eine bessere Zukunft aufzubauen. Nicht das verwöhnte Alphasöhnchen, für das sie ihn erst gehalten hatte.

Einige Kenmerer liefen auf sie zu, hielten kurz vor Wa-Ya-Ga-Da an. Bidziil, der neben ihm stand, ignorierten sie. Einer von ihnen ließ seinen Blick zu Ohitika wandern. Angewidert sah er wieder weg. Inola unterdrückte mit Mühe ein Fauchen. Was bildete sich dieser arrogante Schnösel ein?

Ein stechender Schmerz schoss durch ihre Handinnenfläche. Der unverwechselbare Geruch von Blut stieg ihr in die Nase. Ohitika fasste behutsam ihre Hand und wischte die warme, klebrige Flüssigkeit mit seinem Ärmel ab. Augenblicklich zog Inola die Krallen wieder ein. Bei den kommenden Verhandlungen sollte sie besser die Kontrolle bewahren. Selbst wenn es ihr schwerfiel, mit diesen hinterlistigen und arroganten Kenmerern zu sprechen.

„Wa-Ya-Ga-Da, was für eine Ehre, Euch hier begrüßen zu dürfen." Der Typ vom Empfangskomitee, der anscheinend das Sagen hatte, neigte nicht einmal respektvoll den Kopf, wie Inola stirnrunzelnd feststellte. „Aber Ohitika, der Bastard, ist hier nicht willkommen."

Bidziil trat zwei Schritte zurück, um Inola davon abzuhalten, dem Kenmerer an die Kehle zu springen. Er konnte nicht verhindern, dass sie empört fauchte.

Wa-Ya-Ga-Da zeigte sich sowohl von den Worten seines Gegenübers als auch von dem Verhalten der Basterianerin ungerührt. „Der Gefährte meiner Enkelin wird uns begleiten. Ich akzeptiere in diesem Punkt keine Diskussion." Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und ließ seiner Alphaaura freien Lauf.

Inola beobachtete verstohlen, wie die Aura einige der rangniedrigen Leoparden fast in die Knie zwang. Ein hämisches Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. So machte man das also. Sie stieß Ohitika in die Seite und konzentrierte sich gleichzeitig auf das Alphatier in ihrem Innern. Bat es um Unterstützung, um den Kenmerern ihren Willen aufzuzwingen. Zeitgleich mit ihrer mischte sich die Alphaaura ihres Gefährten mit der von ihrem Großvater. Drei Alpha, die sich nicht von dem Empfangskomitee aufhalten lassen würden. Falls es den Anwesenden zuvor nicht bewusst war, begriff jetzt jeder von ihnen, mit welcher Macht sie es zu tun hatten.

Der KenmererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt