Kapitel 24

99 11 5
                                        


Bei Kenmet! Wie hatte er nur so ein unvorsichtiger Idiot sein können? Jetzt hatte er nicht nur Inola verloren, sondern obendrein seinen besten Freund. An Wesen, die es liebten, an anderen Spezies Experimente durchzuführen. Er musste dringend zum Raumschiff zurückkehren, um eine Rettungsaktion zu starten.

In einer geschmeidigen Bewegung riss er sich die Kleidung vom Leib und wandelte sich. Wenn ihm die verdammten Echsen nur nicht zuvor den Metallring umgelegt hätten. Zusammen mit Osteka hätte er es geschafft, diese nach vergammelten Fisch stinkenden Reptilien in ihre Schranken zu verweisen! Er stieß ein tiefes Grollen aus und stürmte in die Richtung, wo er das Shuttle vermutete. Mit seiner empfindlichen Nase folgte er der Spur, die sein Beta mit Shiye auf dem Hinweg hinterlassen hatten.

Verdammt, Inola würde ihn ewig hassen, wenn ihrem Bruder etwas zustieß. Er war der Schwächere. An ihm würden die Monster zuerst ihre widerwärtigen Experimente durchführen. Doch wenn er es schaffte, sie zu befreien, würde die Basterianerin ihn in einem anderen Licht sehen.

Er stürmte ins Shuttle und knurrte den Piloten an. Ungeduldig wartete er die Ankunft auf dem Raumschiff ab. Noch immer in seiner Tierform eilte er zum Admiral auf die Brücke. Erst dort wandelte er sich zurück. „Sie haben meinen Beta."

„Kein Verlust", erwiderte der Oberbefehlshaber gelassen. „Dann können wir ja unbesorgt nach Kenmara zurückkehren."

Ohitika packte dem Älteren knurrend an der Kehle. „Findet den mickrigen Transporter der Chonsaner. So eine alte Kiste wird ja wohl auffallen", schrie er die Besatzungsmitglieder auf der Brücke an, bevor er sich wieder dem Admiral zuwandte. „Wir kehren erst heim, wenn ich es erlaube. Und das wird nicht ohne meinen Beta sein."

„Mit Verlaub, Alpha", mischte sich der Verbindungsoffizier ein. „Euer Beta repräsentiert nicht gerade das Ideal eines Kenmerers. Warum sollen wir uns in Gefahr begeben, um diesen zu retten? Die Chonsaner haben sich seiner vermutlich längst entledigt." Zustimmendes Gemurmel erklang.

Die Worte verpassten Ohitika einen Stich ins Herz. Er wollte nicht daran glauben, dass Osteka bereits tot war. Dafür wirkte der Anführer der Echsen zu besonnen. Er würde einen weiteren Gefangenen für Studienzwecke nutzen. „Er lebt. Und wir werden ihn befreien. Wie würde es euch gefallen, wenn jemand, der euch viel bedeutet, in den Klauen der experimentierfreudigen Reptilien landet? Feige davonlaufen?"

„Ein Kenmerer ist niemals feige", fauchte der Admiral.

Ohitika ließ den Älteren angewidert los. „Das sieht für mich gerade anders aus. Die Männer kommen ganz nach ihrem Oberbefehlshaber", knurrte er kaum hörbar. „Los jetzt", wandte er sich weitaus lauter an die Besatzungsmitglieder. „Ich will einen Erfolg sehen. Oder habe ich es hier mit unfähigen Welpen zu tun, die nichts ohne die Unterstützung ihres Ausbilders hinbekommen?" Voller Genugtuung sah er zu, wie sich die Männer endlich an die Arbeit machten. Sie hatten schon genug Zeit mit dieser sinnlosen Diskussion verloren.

Er straffte den Rücken. Sie würden die Chonsaner aufspüren und Osteka befreien. Schweren Herzens würde er Inola und Shiye freilassen. Es war seine Schuld, dass die Geschwister in den Klauen ihrer Erzfeinde steckten. Ihnen die Freiheit zu schenken, war das Mindeste, was er für sie tun konnte.

Angespannt hörte er den leisen Gesprächen zu. Den Analysen, welches von den in der Zwischenzeit gestarteten kleineren Raumschiffen zu den verflixten Echsen gehörte. „Das könnte es sein. Zeitpunkt stimmt zwar nicht ganz, aber die Sequenz, die durchgegeben wurde, ist typisch für chonsanische Schiffe."

„Das Größere dahinter könnte eine Raumfähre der Anuben sein. Die Schakale geben die Jagd auf die Reptilien einfach nicht auf. Vermutlich schießen die es gleich aus dem All."

Der KenmererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt