„Wir müssen etwas unternehmen." Inola lief wutschnaubend im Besprechungsraum auf und ab. Sie hatte am Vortag noch Magaskawee besucht, die vorläufig in der Obhut von Ah-senos-te blieb. Der Arzt schloss nicht aus, dass der Nahrungsentzug und das Fehlen von Wasser leichte Organschäden verursacht hatte. „Die Kenmerer müssen lernen, dass ihr unziemliches Verhalten Weibchen gegenüber Folgen hat."
Einer der Ratgeber zeigte nickend seine Zustimmung. „Da bin ich ganz auf deiner Seite. Doch wie willst du das erreichen?"
„Indem alle vier Völker der Kategorie zehn Planeten an einem Tisch zusammenkommen und einen Plan ausarbeiten. Wir könnten den Kenmerern in Aussicht stellen, einen Rang aufzusteigen, wenn sie dafür eine Aufsicht zulassen und an den Zuständen auf Kenmara arbeiten."
„Der Alpha wird sich damit nicht einverstanden zeigen", merkte ein anderer Berater an. „Seine Söhne ebenfalls nicht, wie ich Ohitika verstanden habe."
Dieser stand auf. „Nein, mein Vater und meine Brüder werden unsere Pläne torpedieren wollen. Ich bin dafür, dass man eine Übergangsregierung einsetzt. Eventuell eine, die sich aus den Mitgliedern der anderen Völker zusammensetzt."
„Als Sohn des Alphas steht dir der Thron zu", ließ der erste Berater ins Gespräch einfließen. „Willst du nicht deinen dir zustehenden Platz einnehmen, wenn dein Vater abgedankt und deine Brüder auf ihren Anspruch verzichtet haben?"
Ohitika schüttelte vehement den Kopf. „Mein Platz ist an Inolas Seite und meine Aufgabe ist es, sie zu lieben und zu beschützen. Mein eigenes Volk hat mich immer nur als den Versager gesehen, der nicht willensstark genug war und sich die falschen Freunde ausgesucht hat."
„Es benötigt durchaus Willensstärke, an seinen Freunden festzuhalten, wenn einem alle etwas anderes vorschreiben möchten." Wa-Ya-Ga-Da, der sich zuvor still verhalten und der Diskussion nur gelauscht hatte, stand auf und lief zum großen Bildschirm. Er schaltete ihn ein und fing an, auf ein Datapad die bisher getätigten Äußerungen zu notieren. Diese sammelte er auf dem Display. „Ohitika hat seinen Wunsch, hier auf Gangalon an der Seite meiner Enkelin zu bleiben, mehr als deutlich geäußert. Ich begrüße es, dass er ihr Wohl über alles setzt. Dennoch benötigen wir auch auf Kenmara fähige Wesen, die alles in geregelte Bahnen lenken."
„Teetonkas Vater hat sich bereiterklärt, uns zu helfen", warf Inola ein. „Ich habe heute früh mit ihm gesprochen. Laut ihm sind einige fähige Kenmerer im Exil. Teils auch Ältere, die ihre Kinder vor den Methoden auf Kenmara in Sicherheit gebracht haben."
„Das klingt vielversprechend. Wie sollten ihn und eine Delegation dieser Geflüchteten zu einem Gespräch einladen. Dazu unsere Verbündeten." Einer der Berater nickte erfreut.
„Was ist mit den Upyri? Es wäre eine Möglichkeit, die Beziehungen zu ihnen zu stärken", schlug ein anderer vor.
„Im Moment unwahrscheinlich, aber ich denke schon, dass sie sich mit der Zeit uns anschließen werden. Vor allem, wenn wir den ein oder anderen Planeten hochstufen, könnten wir ihr Interesse wecken." Inola gab sich zuversichtlich, erntete dafür einen anerkennenden Blick ihres Vaters. Gleichzeitig bemerkte sie, wie Ohitika sehnsüchtig auf die Uhr schaute. „Wir machen für heute Schluss. Vielleicht erhalten wir von Magaskawee einige nützliche Informationen, falls es ihr bereits ein wenig besser geht." Damit beendete sie die Besprechung. Sie wartete, dass die Berater ihres Vaters den Raum verlassen hatten, und wandte sich dann an diesen. „Ich gehe mit Ohitika zu seiner Mutter. Ah-senos-te meinte, dass sie die Nähe bräuchte."
„Dann geht zu ihr. Sprecht sie am besten noch nicht auf ihren ehemaligen Gefährten an. Sie benötigt wahrscheinlich einige Zeit, um seinen neuesten Verrat zu verarbeiten." Ihr Vater zog Inola in eine Umarmung. „Das hast du heute toll gemacht. Ich sagte dir doch, dass du immer mehr in die Rolle als Anführerin hineinwächst."

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Der Kenmerer
FantasyErwartungen, Erwartungen, Erwartungen. Diese kennt Inola zur Genüge. Ihre Eltern, ihr Lehrer und alle Bewohner ihres Planeten erwarten von ihr, dass sie als erstes Alphaweibchen seit Generationen in die Fußstapfen ihres Vaters tritt. Doch fragt jema...