Kapitel 41

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Inola räkelte sich im Bett. Der Tag war vor Stunden angebrochen, aber ihr war nicht nach Aufstehen zumute. Die Feier vom Vortag steckte ihr noch in den Knochen. Kein Wunder, hatte es gleich drei Eheschließungen an einem Tag gegeben. Sie und Ohitika waren nun offiziell Gefährten. Shiye und Osteka ebenfalls. Genauso wie Magaskawee und Bidziil.

„Guten Morgen, Liebste." Der Kenmerer zog sie auf seine Brust und schlang die Arme um ihren Körper. Er musterte sie unter halbgeschlossenen Lidern. „Falls du schon aufstehen wolltest, kannst du das schön vergessen", brummte er und schloss wieder die Augen. Sie kuschelte sich schmunzelnd an. Vor Monaten noch völlig undenkbar, hatte sie sich für einen Gefährten entschieden. Der nicht einmal von ihrem Planeten, geschweige denn von ihrer Spezies stammte. Und sich anfangs ihr gegenüber wie ein aufgeblasener Besserwisser aufgeführt hatte. Ein Umstand, der seiner Erziehung geschuldet war, wie sie gelernt hatte.

Sie vergrub die Nase in Ohitikas Halsbeuge und atmete tief seinen Alphageruch ein. Ihre innere Raubkatze schnurrte wohlig. Der Kenmerer war für sie das perfekte Männchen, seitdem er sein wichtigtuerisches Gehabe abgelegt hatte. Ihre Gedanken wanderten zu dem Tag zurück, an dem sie ihm begegnet war. Die verpatzte Erkundungstour im Dschungel. Sie seufzte leise. Den Monat hatte er ihr gründlich versaut. Sie knabberte auf ihrer Lippe. Vorläufig brauchte sie das Amt ihres Vaters nicht zu übernehmen. Das schrie geradezu nach einem Flug zu einem unbewohnten Planeten. Sie kämpfte sich aus Ohitikas Umklammerung und schaute ihren Gefährten streng an. „Du schuldest mir noch einen Ausflug."

„Alles, was du willst, Liebste," brummte er und drückte sie erneut an sich, „aber lass uns erst noch ein wenig weiterschlafen."

Inola grinste zufrieden. An die Zusage würde sie ihn halten.

*****

„Worauf habe ich mich da nur eingelassen?" Der Alpha stöhnte theatralisch auf und starrte missmutig auf das saftige Grün des Dschungels, der einladend vor ihnen lag. „Warum habe ich nicht abgelehnt?"

„Eventuell, weil du deiner Gefährtin gegenüber ein schlechtes Gewissen hattest, weil du ihren Urlaub sabotiert hattest?" Osteka klopfte ihm breit grinsend auf die Schulter. „Also mir gefällt es hier." Er warf Shiye einen verliebten Blick zu. „Schon allein wegen der wundervollen Gesellschaft, in der wir uns befinden. Oder möchtest du Letzteres abstreiten?", fügte der Beta mit einem Augenzwinkern hinzu.

„Die Landung war diesmal auch ausgesprochen angenehm." Shiye reckte sich und atmete tief ein. „So ohne Störsender müssten die Jungs uns ja jederzeit orten können, oder?"

Inola nickte grinsend. „Das sollte kein Problem sein. Ich finde es allerdings witzig, dass dein Gefährte auf die Ortungschips bestanden hat." Sie tippte auf den Anhänger, der an einer stabilen Kette hing, die sie dreimal um ihren Hals gewickelt trug. Die Halskette war lang genug, dass sie diese auch in ihrer Pantherform tragen konnte. Gáagii hatte es in Zusammenarbeit mit Osteka entwickelt. Der Beta verfügte über ein ausgeprägtes Wissen in technischen Dingen und setzte sich gerne mit der chonsanischen Garde an kleine Herausforderungen, die ihnen allen später einmal das Leben vereinfachen würden.

„Ihr hättet statt dem Schmuck lieber Chips entwickelt, die man unter die Haut injizieren kann." Ohitika schaute sich leise knurrend um. „Dann könnte ich das bei meinem Weibchen und später bei unseren Welpen verwenden. Die werden mit Sicherheit genauso freiheitsliebend wie ihre Mutter."

„Es bleibt dabei, dass ihr euch noch einige Jahre mit dem Nachwuchs Zeit lassen wollt?" Osteka ließ den Blick von seinem Freund zu Inola gleiten.

Letztere riss die Augen weit auf. „Auf jeden Fall. Es ist viel zu früh, um jetzt schon Welpen zu bekommen", beeilte sie sich zu sagen. Nie im Leben würde sie jetzt schon für ein so quirliges Etwas sorgen wollen, das so viel Aufmerksamkeit verlangte und auch verdiente. „Einen Welpen kann man nicht in den Schrank setzen, wenn man mal seine Ruhe haben möchte", gab sie zu bedenken. „Von daher verstehe ich auch nicht, weshalb ihr zwei euch zu diesem Schritt entschlossen habt. Für mich wäre es zu früh."

Der KenmererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt