[9] Entführung

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Ich erwache aus meiner Betäubung und finde mich auf dem Boden liegend in einer Wohnung wieder...mit Lorenzo Castellano.

„Wo....wo bin ich...?" Ich bemühe mich, mich aufzurichten, aber von der Bewegung wird mir übel. Ich bekomme einen trockenen Würgereiz.

„Oh, du wirst dich noch für eine Weile wegen des Chloroforms schlecht fühlen. Übrigens, das tut mir leid." er schaut mich mit seinem neutralen Geschichtsausdruck an.

Unglaublich, Lorenzo Castellano lehnt locker an einer Wand. Die Arme lässig über seine Brust verschränkt, schaut er auf mich herab, wie ich auf dem Boden liege. Selbst durch den Dunst der Verwirrung und Angst hindurch spüre ich, wie sich der Zorn in mir aufbaut, weswegen ich ihn wütend anschaue.

„Du hast mich betäubt??? Warum bin ich hier?" Lorenzo Castellano zuckt mit den Achseln. „Ich wollte nur ein wenig plaudern."

„Du entführst Menschen, um mit ihnen zu plaudern? Lass mich sofort gehen!" Lorenzo starrt mich einfach weiter an.

„Hast du gehört, was ich gesagt habe?" Plötzlich kommt mir ein Gedanke und mir läuft es vor Angst kalt den Rücken herunter.

Vielleicht hat er seine Meinung geändert und beschlossen, mich nun doch töten zu lassen. Aber warum hat er mich dann hierhergebracht?

Ich sehe mich um. Der Raum ist modern und minimalistisch eingerichtet. Doch die wenigen Möbel darin sind teuer und Designerstücke.

Ich schaue aus dem Fenster. Nach dem, was ich sehen kann, sieht es immer noch aus wie New York. Genauer gesagt wie eine Wohnung direkt in Manhattan, fußläufig erreichbar.

Das Wichtigste ist, dass Lorenzo und ich die einzigen in diesem Raum zu sein scheint. Ich greife heimlich nach meiner Waffe. Aber ich kann nur ein leerer Holster finden.

Verdammt...Sie haben mir meine Waffe genommen! Lorenzo starrt mich immer noch mit einem seltsamen Ausdruck an. „Außergewöhnlich."

„Was?" Ich schaue ihn fragend an.

„Wie sehr du ihr ähnlich siehst." antwortet er. „Wem? Oh" Ich erinnere mich an das, was Marcello mir erzählt hat.

„Wie deine tote Freundin?" sage ich ohne Scheu. Sein Mund verdreht sich zu einem schiefen, schmerzerfüllten Lächeln. „Du hast sogar den gleichen Mund wie sie. Sie hatte nie vor etwas Angst."

„Okay. Du hast mich entführt, um über deine tote Freundin zu reden? Denn darüber musst du mir einem Therapeuten reden, nicht mit mir." Lorenzos Gesicht verzieht sich zu einem Lächeln. „Was für ein Mund."

Es ist beunruhigend, mit ihm zu reden, während ich immer noch auf dem Boden sitze. Das zeigt, wie hilflos ich in diesem Moment bin.

Ich muss aufstehen. Es erfordert einige Anstrengungen, aber ich schaffe es, auf die Beine zu kommen. Nur damit ich ihn nicht weiter vom Boden aus anschauen muss.

„Wenn du versuchst, mir Angst zu machen-" beginne ich gerade. „Das tue ich nicht." unterbricht er mich.

Seine ruhige, ernste Antwort überrascht mich und lässt mich verstummen. „Und sie war nicht meine Freundin." War sie nicht? Aber Marcello sagte-

„Wie geht es ihm eigentlich?" Sein Blick ändert sich zu Abscheu. „Marcello? Warum fragst du ihn nicht selbst?"

„Hat er es dir schon gesagt?" Er schaut mich interessiert an. „Das er mit dir verwandt ist? Ja."

„Nein" Er schüttelt den Kopf leicht. „Das er sie auch geliebt hat."

Ich bin schockiert über den plötzlichen Schmerz, der mich durchbohrt.

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