[23] Razzia

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Ich und das Team sind im alten Bahnhof platziert und warten auf Lorenzo, dessen Männer und seine Käufer. Als plötzlich ein Schlurfgeräusch von den Gleisen kommen zu hören ist.

Alle spannen sich an und wenden sich dem Geräusch zu, als schließlich eine große Ratte die Gleise hinunter ins Licht rennt, entspannen wir uns wieder.

„Oh Gott sei Dank...Es ist nur eine Ratte!" quietscht Leona. „Ein riesiges Exemplar. Schaut euch mal die Größe dieses Tieres an!"

„Okay, es ist fast so weit, seid jetzt ruhig." bittet Marcello uns wieder.

Wir alle verstummen und warten geduldig in unseren Positionen. Die Minuten vergehen langsam. Wir warten und warten. Aber es kommt niemand

„Wir warten schon seit zwei Stunden." beschwert sich Lee. „Ja...sie sollten schon längst hier sein."

„Marcello irgendwas stimmt hier nicht." Ich befürchte Lorenzo hat einen Plan und der ist... aber vielleicht ja doch nicht.

„Es sieht langsam danach aus. Lass uns noch eine Stunde warten." beschließt er. Wir warten und warten. Die Stunden vergehen langsam und qualvoll. Aber noch immer taucht niemand auf.

„Marcello?" Frage ich vorsichtig.

Marcello fährt sich mit der Hand durchs Haar und stößt frustriert einen Atemzug aus. „Cazzo! Der Bastard muss es abgeblasen haben. Alle Männer zusammenpacken. Wir fahren zurück zur Polizeistation." gibt er bekannt.

Die Stimmung auf der Polizeistation ist schrecklich, als sich alle im Büro des Polizeichefs zu einer Nachbesprechung versammeln. „Die Operation war ein kompletter Fehlschlag. Was zum Teufel ist, passiert?"

„Der Waffenhandel muss abgesagt worden sein." erklärte ich.

„Erst wurde gestern der Spitzel tot aufgefunden und jetzt das! Monatelange Arbeit und Ressourcen, alles umsonst! Ich will eine gründliche Untersuchung dessen, was schiefgelaufen ist." verlangt er.

„Ist es nicht offensichtlich, was schiefgelaufen ist?" fragt Leona. „Doch! Lorenzo Castellano muss von der Razzia gewusst haben!"

„Es muss eine undichte Stelle auf unserer Seite geben." meint Leona.

Mein Herz rast und meine Handflächen beginnen, wie verrückt zu schwitzen. „Das kann doch nicht möglich sein..." Aber zu meiner Überraschung und zu meinem Entsetzen ignorieren mich alle und drehen sich um, um Marcello anzuschauen.

Moment mal, sie denken, Marcello ist die undichte Stelle? Als Marcello zu derselben Erkenntnis kommt wie ich, errötet er. „Ich hoffe, ihr werft mir nicht vor, dass ich Informationen an die Mafia weitergegeben habe."

„Ich sage doch gar nichts...aber komm schon, du bist sein Bruder." erklärt sich Leona.

Marcello ballt seine Fäuste und blickt so finster drein, dass ich einen Moment lang glaube, er könnte vor Wut explodieren.

„Leona hat recht, es muss einen Informanten im Team geben. Nur so hätte Castellano wissen könne, was wir vorhatten. Das würde alles erklären."

Als sich Marcello dem Polizeichef zuwendet, ist sein Gesicht in sich eingefallen und hat den traurigsten Ausdruck, den ich je gesehen habe.

„Captain, das kannst du doch nicht glauben, oder?" fragt er ihn ehrlich. „Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich glauben soll."

„Das kannst du doch nicht ernsthaft glauben. Nach all den Jahren? Glaubst du, ich habe mich diesem Fall angenommen, nur um für meinen Bruder zu spionieren?"

„Blut ist dicker als Wasser." gibt Lee zu bedenken. Das kann doch nicht wahr sein!

„Bitte, jeder hier muss sich beruhigen. Ich weiß, alle sind frustriert über das, was heute passiert ist. Aber mit haltlosen Anschuldigungen, um uns zu werfen, hilft uns nicht weiter. Und komm schon, ihr alle habt lange genug mit Marcello gearbeitet, um zu wissen, dass er uns niemals verraten würde. Nicht einmal, wenn Lorenzo Castellano sein Bruder ist."

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