[7] Entschuldigung

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Ich arbeite für den Rest des Tages still vor mich hin, ohne noch einmal mit ihm zu sprechen. Nach der Arbeit steht Marcello auf und geht, ohne eine weiters Wort zu sagen.

Ist er einfach gegangen, ohne sich zu verabschieden? Gut. Sei einfach wieder so grüblerisch...Du blöder, mysteriöser, gutaussehender Mann!

Weißt du was? Er kann sich mir gegenüber nicht immer so verhalten! Das ist lächerlich!

Eilig schnappe ich mir meine Tasche und laufe Marcello nach.

Ich hole ihn auf dem Parkplatz vor der Polizeistation ein, als er gerade sein Auto erreicht hat. „Marcello!" ruf ich ihm hinterher. Er bleibt stehen und dreht sich um.

„Bist du mir gerade nachgelaufen?" fragt er mich verwundert. „Und ob ich das bin." Sein Gesicht wird fast augenblicklich wieder unruhig.

„Ich weiß nicht, was ich sonst noch sagen soll." sagt er etwas irritiert. „Oh, sei still und hör zu!" Ich spüre, wie ich vor Wut zu erröten beginne.

„Ich weiß nicht, was diese mürrische und grüblerische Nummer soll. Du hättest mir gleich zu Beginn sagen sollen, wer du bist, und das weißt du. Und nein, das ändert gar nichts, kapiert? Ich glaube NICHT, dass man dir allein deswegen nicht trauen kann, nur weil du mit Mafiosi blutsverwandt bist." Ich bohre mit einem Finger in seine Brust.

„Ich habe den Captain nicht wegen deines Nachnamens gebeten, mir einen anderen Partner zuzuweisen. Ich habe gefragt, weil es mich genervt hat, dass du es mir offensichtlich nicht sagen wolltest."

„Ich-" Wollte er anfangen, aber ich unterbreche ihn gleich wieder. „Also, jetzt habe ich dich an der Backe und du mich. Wir sind Partner, ob es uns gefällt oder nicht! Also entweder du kommst damit klar oder-"

Marcello ergreift meine Hand, die ihm immer noch einen Finger in seine Brust bohrt. „Kate." Ich keuche, um von meiner wütenden Rede Luft zu holen. „Was?"

„Du hast recht. Es tut mir leid." gibt er zu. „Dir- dir tut es leid?" frage ich erstaunt.

„Ich hätte dir von Anfang an sagen sollen, wer ich bin. Ich vermute, es war ein automatischer Verteidigungsmechanismus? Wie auch immer, ich habe keine Entschuldigung. Und ich höre jetzt mit meiner ,,mürrischen und grüblerischen Nummer" auf."

Ich bin erstaunt das meine Rede, was gebracht hat. Marcello sanfter Ton und seine Entschuldigung lassen meine Wut sofort abklingen. „Also dann, gut."

„Also. Es ist dir egal, dass ich ein Castellano bin?" fragt er. „Ich weiß, dass du nicht dein Bruder bist."

„Und woher willst du das Wissen?" fragt er wieder. „Ich meine, ich habe zwar nur ein paar Minuten mit ihm gesprochen, aber das ist offensichtlich, glaub mir." gebe ich ihn zu verstehen. Sie sehen sich zwar ähnlich, aber die Ausstrahlung ist nicht die Gleiche.

Seine blauen Augen blitzen auf und sein Lächeln vertieft sich. „Verstehe."

„Nur, ich möchte, dass du weißt, dass ich dir den Rücken freihalten werde, okay? Wir sind jetzt Partner. Aber was wirklich wehgetan hat, wie die Art und Weise, wie du dich heute mir gegenüber verhalten hast." erkläre ich mich.

„Es tut mir leid. Weißt du, du bist beängstigend, wenn du wütend bist." schmunzelt er. „Ich....Ich bin nicht wütend." stelle ich klar.

„Alles klar, wenn du leidenschaftlich bist." Plötzlich wird mir bewusst, wie nahe wir beide zusammenstehen, und dass er meine Hand immer noch an meinem Handgelenk festhält.

Wie immer spüre ich, wie mein Körper sofort wieder auf ihn reagieren beginnt. „Marcello, du hälst noch immer mein Handgelenk fest."

„Tue ich das?" Aber er lässt nicht los. „Du bist wirklich...anders. Du bist nicht wie sie."

„Wie wer?" Aber er antwortet mir nicht. Stattdessen blicken seine Augen auf meinen Mund. Bevor ich weiß, was ich tue, lehne ich mich noch näher zu ihm und küsse ihn auf seinen Mund!

Marcellos Augen weiten sich vor Überraschung....Dann beginnt er, mich genauso leidenschaftlich zurück zu küssen.

Ich schließe meine Augen, während sein Mund den meinen erkundet. Ich genieße die Härte seines Kusses und das Gefühl seiner leichten Stoppeln auf meinem Gesicht.

Er macht einen weiteren Schritt auf mich zu und lässt mich einen Schritt zurücktreten, bis ich zwischen seinen harten, schlanken Körper und seinem Auto eingeklemmt bin.

Sehr zu meiner Enttäuschung, hört er plötzlich auf, mich zu küssen. „Was ist los?"

„Wir sind direkt vor der Polizeistation. Jeder könnte jetzt rausgehen und uns sehen." Ich nicke zustimmend.

Er löst seinen Griff an meinem Handgelenk, tritt zurück und reibt sich reumütig den Nacken. Marcello räuspert sich. „Also, danke, dass du mir nachgerannt bist und mich zur Vernunft gebracht hast."

„Kein Problem, Partner." Lächele ich ihn an. „Also dann, bis morgen."

„Ja, bis morgen." Marcello steigt in sein Auto und fährt langsam vom Parkplatz. Ich sehe ihm mit gemischten Gefühlen beim Wegfahren zu.

Dieser Mann wird mich in den Wahnsinn treiben. Aber bevor ich nach Hause fahre, rufe ich meine Schwester Amy an. „Kate!" höre ich ihre fröhliche Stimme. „Hey, Amy. Wie fühlst du dich heute?" fragte ich sie.

„Oh, so wie immer. Wie geht es dir?" Ich konnte förmlich sehen, wie sie lächelte.

„Gut, ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich zu dir ins Krankenhaus vorbeikomme, bevor ich nach Hause fahre."

„Sicher? Du musst mich nicht so oft besuchen kommen, weißt du. Ich weiß du arbeitest lange. Du musst müde sein "

„Amy sei nicht albern. Ich WILL dich besuchen kommen. Schließlich..."

„Haben wir nur einander. Ich weiß Schwesterherz."

„Ich liebe dich auch. Wir sehen uns in einer halben Stunde."

Ich lege auf. Die Art und Weise wie sie bei jedem Besuch aussieht. Ganz blass und dürr, versetzt mir einen schmerzhaften Stich in meine Brust.


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