[37] Das Gespräch

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„Hältst du das für eine gute Idee? Ich meine, der Mann hat dich entführt." fragt Amy nach. Unglücklich starre ich auf meine Tasse Kaffee.

„Er bot an, mich gehen zu lassen...und jetzt ist er im Gefängnis und erholt sich von der Schießerei. Es hätte nicht so weit kommen müssen. Er hat das nicht verdient. Nicht, nachdem er mich gehen ließ. Außerdem, wenn er nicht gewesen wäre, hätten wir deine erforderliche Behandlung nicht bezahlen können."

Amy nickt zustimmend, aber gleichzeitig runzelt sie noch immer die Stirn. „Du hast recht. Aber er hat es nicht umsonst getan, schon vergessen? Und ich denke, wir sind quitt, seit du getan hast, was er dir gesagt hat."

„Ich weiß. Aber wir haben trotzdem noch etwas miteinander zu klären." Ich habe das Gefühl, das ich mich entschieden habe. „Ich werde herausfinden, wo er ist und ob ich mit ihm sprechen kann."

„Okay, aber irgendwas sagt mir, dass Marcello nicht allzu glücklich darüber sein wird." „Marcello wird das verstehen."

„Ich verstehe es nicht." Auf dem Bildschirm meines Handys kann ich sehen, wie Marcello verzweifelt die Stirn runzelt, während er frustriert, ausatmend. „Wir brauchen dich, als Zeugin gegen ihn, Kate."

„Ich weiß, aber-" Amy unterbricht mich. „Kate, er hat dich entführt. Er hat dich gefangen gehalten."

„Ich weiß, dass ist mir alles bewusst." Sage ich. „Trotzdem willst du ihn noch sehen! Kate, du empfindest doch nicht etwa Mitleid für ihn, oder?"

„Ich-" stammele ich. „Du bist zu weichherzig." Marcello schließt die Augen und seufzt. „Und ich merke, dass nichts, was ich sage, deine Meinung ändern wird." Marcellos Gesichtsausdruck verhärtet sich.

„Lorenzo ist ein sehr großer Fisch. du bist kein Familienmitglied. Die Staatsanwältin wird dir wahrscheinlich nicht erlauben mit ihm zu sprechen."

„Dann lass die Staatsanwältin wissen, dass wenn ich jetzt nicht mit ihm sprechen kann...Ich definitiv nicht gegen ihn aussagen werde."

„Kate-" will Marcello gerade einsetzen. „Mein Entschluss steht fest, Marcello." Er seufzt wieder, aber diesmal resigniert. „Bist du wenigstens damit einverstanden, dass du später gegen ihn aussagen wirst?"

„Wir werden sehen." Verabschieden ich mich. „...wie du willst. Ich werde anrufen und arrangieren, dass du mit ihm sprechen kannst. Ich weiß, ich kann dich zu nichts zwingen, was du nicht willst."

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Besorgt warte ich, bis Marcello mir eine halbe Stunde später eine Nachricht schickt.

Marcello: Lorenzo ist im Metrolitan Correctional Center. Die Staatsanwältin hat zugestimmt, dass du ihn heute um 14 Uhr besuchen darfst.

Kate: Danke, Marcello.

Marcello: Nur sei dir bewusst, dass euer Gespräch aufgezeichnet werden wird. Und Captain Levine bittet dich, danach zur Polizeistation kommen.

Marcello: Er möchte mit dir sprechen.

Kate: Ich werde da sein.

Die Kürze seiner Nachricht tut mir leicht weh. Ich hoffe, er bleibt nicht lange wütend auf mich. Es könnte das letzte Mal sein, dass ich Lorenzo sehe. In Ordnung, ich bin bereit, ihn wieder zusehen.

Während ich im Besucherraum des Gefängnisses sitze und darauf warte, dass die Wache Lorenzo hereinbringt, dreht sich mein Magen vor lauter Angst um.

Ich weiß nicht, warum ich solche Angst habe. Plötzlich öffnet sich die Tür auf der anderen Seite der Glasscheibe und Lorenzo kommt unter den wachsamen Augen des Gefängniswärters herein.

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